Bild: Gerber Kawasaki
Ob er die nötige Mehrheit bekommen hätte, ist ohnehin fraglich, aber jetzt dürfte es gar keine Abstimmung mehr geben: Nachdem der Fondsmanager Ross Gerber (s. Foto) Mitte Februar erklärt hatte, als „freundlicher Aktivist“ gegen den Willen des Managements einen Sitz im Board of Directors von Tesla anzustreben, hat er diese Initiative am Freitag für beendet erklärt. Als Begründung führte er aber nicht etwa mangelnde Erfolgschancen an: Er habe den Eindruck, dass Tesla auf seine Aktionäre gehört habe, schrieb der Co-CEO der Anlagefirma Gerber Kawasaki.
Tesla soll Änderungen zugesagt haben
Seine unerwünschte Bewerbung für das Board hatte Gerber mit der Notwendigkeit begründet, dass Tesla erwachsen werden müsse. Vor allem störte er sich daran, dass das Unternehmen praktisch mit Elon Musk gleichgesetzt wird, der zum einen noch drei andere CEO-Jobs und zum anderen eine Neigung hat, mit kontroversen Twitter-Äußerungen anzuecken. Außerdem verlangte er eine Nachfolge-Planung für Musk und klarere Regeln für Aktien-Verkäufe durch Tesla-Insider wie den CEO selbst.
Gerber Kawasaki selbst hält nur gut 1 Prozent der Aktien, wurde aber unter anderem von Leo Koguan als einem der größten privaten Tesla-Aktionäre unterstützt. Die erwartete oder befürchtete Kampf-Abstimmung bei der Hauptversammlung im Mai dürfte jetzt jedoch ausfallen. Er habe nach sorgfältiger Überlegung entschieden, seine Kandidatur für das Board zurückzuziehen, schrieb Gerber am Freitag nach Börsenschluss auf Twitter. Bekundungen des Bedauerns über sein vermeintliches Scheitern wies er aber zurück.
After careful consideration, I’ve decided to withdraw my nomination for the Tesla BOD. As a friendly activist, I feel that shareholders have been heard. Looking forward to what Tesla has to show us next week! $tsla
— Ross Gerber (@GerberKawasaki) February 24, 2023
Der Plan habe funktioniert, erklärte der Fondsmanager, und deutete weitere Informationen für kommende Woche an. In der findet der Investor Day von Tesla in der Gigafactory in Texas statt. Und im Gespräch mit der Nachrichten-Agentur Reuters verriet Gerber dann noch am Freitag, welche Veränderungen er im Vorfeld bewirkt haben will. So werde Tesla bei dem Anleger-Tag mehr Führungskräfte auftreten lassen als gewohnt, um zu zeigen, dass CEO Musk nicht das einzige Management-Talent dort ist. Das habe ihm der Chef der Anleger-Betreuung in Aussicht gestellt.
Eine Stimme zusätzlich zu der von Musk
Außerdem will Tesla nach Gerbers Angaben mehr Inhalte auf Twitter und in anderen Marketing-Kanälen veröffentlichen (was bereits begonnen zu haben scheint), was dem Unternehmen eine eigene Stimme zusätzlich zu der von CEO Musk geben werde. Die Entscheidung für seinen Rückzug sei nicht auf Drängen des Managements gefallen, sagte er Reuters. Aber weder er noch Tesla hätten ein Interesse daran gehabt, gegeneinander zu kämpfen. Auf Twitter ließ er außerdem erkennen, dass auch ganz persönliche Gründe eine Rolle für den Rückzug spielten – er verbringe auch so schon genügend Zeit mit Rechtsanwälten, erklärte Gerber.