Der Kurs-Verlauf in dieser Woche ließ es bereits vermuten, und am Mittwoch nach Börsenschluss kam die Bestätigung: Tesla-CEO Elon Musk hat an den vergangenen drei Tagen erneut massiv Aktien des Unternehmens verkauft, insgesamt noch einmal rund 22 Millionen Stück für Gesamteinnahmen von rund 3,6 Milliarden Dollar. Der Hintergrund dürfte weiter Finanzbedarf für Twitter sein – doch während der Tesla-Chef mit Verkäufen den Kurs drückte, griffen Privatanleger zu.
Musk noch mit 13,4% Tesla-Anteil
Die Aktie von Tesla ist nach Untersuchungen bei institutionellen Anlegern eher unterrepräsentiert und wird entsprechend häufiger von Privatleuten gehalten – CEO Musk hat mehrmals zu erkennen gegeben, dass er ihnen mehr zutraut als professionellen Analysten. Und insgesamt sehen sie in dem zuletzt rapide gefallenen Kurs wohl eine Gelegenheit: An den vergangenen fünf Handelstagen kauften Privatanleger per Saldo für 610 Millionen Dollar Tesla-Aktien zu, berichtete am Mittwochabend Yahoo Finance unter Berufung auf Daten von VandaTrack.
Zu diesem Zeitpunkt wussten die Privatleute allerdings noch nicht, dass der CEO selbst weiter verkauft hat. Diese Meldung wurde am Mittwoch nach US-Börsenschluss veröffentlicht. Laut dem Fondsmanager Gary Black, der zuvor öffentlich gehofft hatte, bei den aktuell niedrigen Kursen würde Musk keine weiteren Tesla-Aktien abgeben, nahm er jetzt im Durchschnitt 162,81 Dollar pro Aktie ein, also insgesamt noch einmal rund 3,6 Milliarden Dollar.
As we expected @elonmusk sold 22M $TSLA shares (0.8% float) for $3.58B between Mon-Wed, at an avg price of $162.81. During the 3-day period, TSLA fell -12.4% vs NDX +1.5%. Since the TWTR deal closed 10/28, TSLA -29% vs NDX +4%. Elon’s avg price received was $163/share.
— Gary Black (@garyblack00) December 15, 2022
Damit steigt das Gesamtvolumen laut Black auf 94 Millionen Aktien und 23 Milliarden Dollar allein seit dem Twitter-Kauf durch Musk. Erste Aktien hatte der CEO schon vorher im November 2021 kurz nach dem Erreichen von neuen Kurs-Rekorden bei Tesla verkauft, nach seiner damaligen Darstellung, um Steuern zu bezahlen. Vorher hielt Musk ungefähr 20 Prozent der Anteile von Tesla, nach den neuesten Verkäufen sind es nach Angaben von Black noch 13,4 Prozent.
Verkauf für weniger Twitter-Schulden?
Nachdem er in diesem August weitere Aktien für 6,9 Milliarden Dollar auf den Markt geworfen hatte, erklärte Musk das als Vorbereitung für die Twitter-Übernahme. Die Frage, ob er mit Verkaufen fertig sei, beantwortete er mit Ja, doch das war offenbar nur vorübergehend gemeint. Anfang November, kurz nach dem Vollzug der Transaktion, kamen noch einmal Tesla-Aktien von Musk für rund 4 Milliarden Dollar auf den Markt.
Nach Berichten von vergangener Woche verhandelte Musk mit Banken darüber, einen Teil der Schulden, die er Twitter für die Übernahme aufgebürdet hatte, durch einen auf ihn selbst laufenden Kredit mit Tesla-Aktien als Sicherheit abzulösen. Das Gleiche könnte er jetzt stattdessen mit dem Verkaufserlös tun. Twitter und damit Musk würden auf diese Weise möglicherweise viel Geld sparen, weil der Besitzer mit seinem immer noch hohen Vermögen eine bessere Bonität hat als Twitter selbst.