Bild: Tesla (Produktion in Gigafactory Texas)
Seit Montag wird zwar wieder verhandelt, aber auch am Dienstag ruhte in je einer Fabrik von General Motors, Ford und Stellantis in den USA die Arbeit, weil in der Gewerkschaft UAW organisierte Beschäftigte streiken. Tesla ist davon nicht direkt berührt, weil die UAW dort nicht genügend Mitglieder hat, und könnte sogar profitieren, wenn Streiks die Konkurrenten bremsen und eine spätere Einigung ihre Kosten erhöht. Einen Seitenhieb des Gewerkschaftschefs bekam das Elektroauto-Unternehmen trotzdem ab. Und ein langjähriger Investor erwartet, dass durch den Arbeitskampf auch die Kosten bei Tesla steigen.
UAW-Chef will sich Tesla vornehmen
Als Präsident der UAW tritt Shawn Fain aggressiver auf als die meisten seiner Vorgänger. Den traditionellen Handschlag zu Beginn von Tarif-Verhandlungen verweigerte er den Chefs der großen drei Auto-Konzerne aus Detroit ebenso wie die Teilnahme an einem Treffen, für das Ford den Urenkel seines Gründers auffuhr. Eisern verlangt die UAW immer noch insgesamt 36 Prozent mehr Lohn und Leistungen und begann am Freitag mit Streiks bei allen Big 3 gleichzeitig.
Tesla und vor allem ausländische Auto-Hersteller in den USA ohne starke Gewerkschaftspräsenz sind damit sozusagen die lachenden Vierten. Doch wie Fain am Wochenende in einem CBS-Interview sagte, will er auch sie nicht in Ruhe lassen. Erst werde man einen guten Vertrag aushandeln und dann auch andere Fabriken organisieren, damit die Beschäftigten dort ihren fairen Anteil erhalten, erklärte er. Im Übrigen sei die Bezahlung bei Tesla „kläglich“ und könne keineswegs als Vergleichsmaßstab für die UAW-Forderungen herangezogen werden.
As the UAW strike wraps up its fourth day, it's more clear that $TSLA is the winner. I want to warn you there are a lot of numbers to follow:
— Gene Munster (@munster_gene) September 18, 2023
Über die Frage, wie gut oder schlecht Tesla bezahlt, herrscht einige Uneinigkeit, die zum Teil damit zusammenhängt, was bei der Berechnung mit einbezogen wird und was nicht. Der Investor Gene Munster, der mit seinem langjährigen Engagement in der Tesla-Aktie nicht in Verdacht steht, ein Gegner des Unternehmens zu sein, hat nach eigenen Angaben einschließlich Nebenleistungen, aber ohne Aktien-Optionen, 47 Dollar pro Stunde berechnet. Bei den Big 3 sollen es aktuell 64 Dollar sein.
Elektroauto-Hersteller mit Kosten-Vorteil
Nach Ford-Angaben wird sich dieser Wert verdoppeln, wenn die UAW sich durchsetzt, erklärte Munster weiter. Er selbst ging nach den ersten Streiktagen davon aus, dass auf die Großen Drei Arbeitskosten von 105 Dollar pro Stunde zukommen. Ihr Nachteil bei den Personal-Kosten gegenüber Tesla würde damit auf 48 Prozent von zuvor 27 Prozent zunehmen. Denn Munster geht zwar davon aus, dass ein hoher Tarif-Abschluss für UAW-Mitglieder auch Tesla dazu zwingen wird, in den nächsten sechs Monaten die Löhne zu erhöhen. 15 Prozent würden bei dem Elektroauto-Hersteller aber wahrscheinlich ausreichen, sodass der Abstand weiter wächst.