Bilder: Cruise
Bis Ende 2020 sollten bei Tesla autonome Roboter-Taxis kommen, dann ein Jahr später, und kurz bevor auch 2021 vorbei war, verschob CEO Elon Musk das Ziel von autonomem Fahren zumindest in begrenzten Gebieten (Stufe 4) auf irgendwann in 2022. Noch läuft ein Beta-Test mit der als FSD bezeichneten Software dafür nur in den USA und mit besonders vorsichtigen Tesla-Fahrern, die zudem für alle Fehler des Level-2-Systems verantwortlich sind. Andere Anbieter aber sind, wenn auch mit deutlich höherem Aufwand und lokal begrenzt, inzwischen weiter: Die GM-Tochter Cruise lädt ab jetzt normale Privatpersonen ein, ihren autonomen Taxi-Service in San Francisco zu nutzen.
Roboter-Elektroautos nur nachts
Das gab das Unternehmen in dieser Woche in einem Blog-Beitrag bekannt. Cruise gehört seit 2016 zwar dem Auto-Konzern General Motors (GM), agiert aber recht unabhängig. Mit verpassten Zeitplänen kennt man sich auch dort aus: Laut einem Bericht von TechCrunch wollte Cruise eigentlich schon 2019 einen kommerziellen Dienst mit Roboter-Taxis starten. Das ist auch das Angebot in San Francisco noch nicht, denn dort dürfen zwar Passagiere mitgenommen werden, die nicht bei dem Unternehmen arbeiten, aber mangels Taxi-Genehmigung noch nicht gegen Bezahlung.
Zu den ersten Fahrgästen in einem der Cruise-Taxis in San Francisco zählte die GM-Chefin Mary Barra. Laut dem Blog-Beitrag bezeichnete sie die Fahrt hinterher als „surreal“ und Highlight ihrer Karriere als Ingenieurin. Auch ein paar Privatleute im engeren Sinn ließ das Unternehmen schon Ende Januar in einem seiner Elektroautos vom Typ Chevrolet Bolt mit autonomer Steuerung mitfahren. Ein YouTube-Zusammenschnitt zeigt ähnlich begeisterte und teils ungläubige Reaktionen, wenn das Taxi ohne Fahrer unterwegs durch San Francisco war.
Die Öffnung des Dienstes für normale Fahrgäste in San Francisco bedeutet ansonsten allerdings vorerst nur, dass man sich bei Cruise für eine Warteliste anmelden kann. Laut dem TechCrunch-Bericht fahren die Roboter-Elektroautos zudem nur von 23 Uhr bis 5 Uhr morgens. Und Tests mit menschlichen Sicherheitsfahrern soll es zwar weiterhin in ganz San Francisco geben, aber der autonome Taxi-Dienst ist bis auf Weiteres auf vier Gebiete der Stadt begrenzt, in denen nicht alle Straßen befahren werden können. „Bald“ werde man auch in anderen Städten starten, heißt es bei der Voranmeldung, die derzeit nur für San Francisco verfügbar ist.
Mehr Geld für Cruise von Softbank
Zur Technik seiner Bolt-Elektroautos erklärt Cruise auf seiner Website, dass sie mit mehr als 40 Sensoren ausgestattet seien. Damit lasse sich die Position von Objekten in einem 360-Grad-Umfeld auf Zentimeter genau bestimmen. Das klingt unter anderem nach der von Tesla-CEO Elon Musk als „Krücke“ abgetanen Lidar-Technik, und der Aufbau auf dem Dach der Bolts sieht auch danach aus. Als nächste Generation ist ein als Cruise Origin bezeichnetes Spezial-Elektroauto ohne Lenkrad oder Pedale geplant, das bei GM produziert werden soll. Dabei hilft eine Kreditlinie der Mutter-Gesellschaft in Höhe von 5 Milliarden Dollar. Außerdem wurde mit der Öffnung des Angebots in San Francisco die Bedingung für eine weitere Investition in Höhe von 1,35 Milliarden Dollar vom japanischen Softbank Vision Fund erfüllt.