Bild: odowdforsenate.com
„Verdammt. Ich habe gerade einen 60-Sekunden-Spot im TV gesehen, der von der Regierung verlangt, Tesla Self-Driving zu verbieten“, schrieb am Mittwoch auf Twitter ein Blogger, und seine Augen täuschten ihn nicht. Denn schon kurz vorher hatte dort der Mann die Werbung gegen Tesla eingestellt, der sie bezahlt hat: Der Software-Unternehmer Dan O’Dowd. Der hatte erstmals in diesem Januar mit Print-Anzeigen für ein Projekt auf sich aufmerksam gemacht, mit dem er ein Verbot des FSD-Betatests von Tesla in den USA erreichen wollte. Das gleiche Ziel haben jetzt die TV-Spots – aber im Rahmen eines Wahlkampfs um den US-Senat.
Video zeigt Fehler von Tesla-System im Test
In diesem November sollen die kalifornischen Wähler bestimmen, wer ab nächstem Januar sechs Jahre lang den zweiten Sitz des Bundesstaats im Senat der USA bekommt. Die demokratische Partei hätte gern, dass er beim jetzigen Amtsinhaber Alex Padilla bleibt, kann aber keine freien Kandidaten verhindern. Und so kam in dieser Woche verspätet O’Dowd hinzu, nach eigenen Angaben ein Milliardär, der seinen Wahlkampf selbst finanziert.
In seiner Kampagne gehe es darum, „unsere Straßen durch ein Verbot von Tesla Full Self-Driving sicherer zu machen“, heißt es auf der Website dazu. Allgemein sei die Mission des Unternehmers, Computer sicher für die Menschheit zu machen, und als erste Gefahr gehe er das Tesla-System an – das „unzuverlässigste sicherheitskritische Computer-System“ überhaupt. O’Dowd selbst sei der weltweit führende Experte für Software, die nie ausfalle und nicht gehackt werden könne.
Today I launched my campaign for U.S. Senate to make computers safe for humanity.
The first danger I am tackling is @ElonMusk's reckless deployment of unsafe @Tesla Full Self-Driving cars on our roads.
Visit my campaign website here: https://t.co/cBxWFjyhwS#ODowdForSenate pic.twitter.com/LOqslbKCPf
— Dan O'Dowd (@RealDanODowd) April 19, 2022
Der auch auf Twitter gezeigte TV-Spot soll mit Auszügen aus YouTube-Videos von Tesla-Kunden in dem FSD-Betatest die Unsicherheit des Systems belegen. Nach der Einblendung „Unsafe at any Speed“ (der Titel eines bekannten Sachbuchs) wird O’Dowd mit einem Foto als President und CEO von Green Hills Software vorgestellt, und er sagt, dass er die nun folgende Botschaft unterstützt. Die besteht in einer Zusammenstellung von Situationen, in denen das Tesla-System nicht gut funktioniert hat. Für Fahrer wie Fußgänger sei es bei jedem Tempo unsicher, erklärt gegen Ende die moderierende Frauenstimme. Zuletzt ist eine Telefon-Nummer zu sehen, unter der man den Kongress auffordern könne, den FSD-Test zu beenden.
Eher Kampagne gegen FSD als für Senat
Eine Kampagne ist das also offensichtlich, aber laut einem Bericht von Politico ist das Ziel von O’Dowd nicht unbedingt, damit in den US-Senat zu kommen. Jedenfalls wollte er die direkte Frage danach nicht beantworten und zugleich nicht explizit bejahen, dass er den Wahlkampf nicht nur führen, sondern auch gewinnen will. Und der zum Kandidaten gewordene Unternehmer erklärte, wenn es gelinge, FSD für einen längeren Zeitraum von der Straße zu bekommen, werde er sich aus dem Senatsrennen wieder zurückziehen.
Das ist relativ deutlich, und laut Politico sollen Personen aus O’Dowds Umfeld zuvor bestätigt haben, dass er mit seiner Wahl-Werbung eigentlich nur seinen Kampf gegen Tesla gewinnen wolle. Dabei könne auch helfen, dass an Aussagen in solchen Spots weniger strenge Maßstäbe angelegt werden und dass Sender sie mit hoher Wahrscheinlichkeit ausstrahlen. Zudem scheint der Unternehmer, der nach eigenen Angaben von einem Verbot des Tesla-Betatests mit der neuesten Autopilot-Software nicht finanziell profitieren würde, nicht nur kalifornische Wähler überzeugen zu wollen. Denn die TV-Werbung für zunächst 2 Millionen Dollar soll in 36 US-Bundesstaaten laufen.