Vor dem großen Live-Interview bei der Konferenz Ted 2022 vergangene Woche in Kanada hat Tesla-CEO Elon Musk mit demselben Moderator ein weiteres Gespräch in der neuen Gigafactory in Texas geführt (s. Foto). Das wurde von der Organisation jetzt ebenfalls veröffentlicht und enthält unter anderem neue Aussagen des Tesla-Chefs zum Fortschritt beim Beta-Test mit der Autopilot-Software FSD für autonomes Fahren – und eine aktualisierte alte.
Musk bei FSD vorsichtig zuversichtlich
Höflich sprach der Ted-Gründer und Moderator Chris Anderson Musk in dem am Montag veröffentlichten Interview darauf an, dass er schon seit 2016 voraussagt, Tesla werde autonomes Fahren wohl noch im selben Jahr oder ein Jahr später in den Griff bekommen. Warum es ausgerechnet hier denn so viele Fehlstarts gegeben habe, wollte er wissen. Musk sagte dazu, Tesla sei mehrfach an lokale Optima gestoßen, die erst im Rückblick offensichtlich erschienen. 2022 aber soll es wirklich so weit sein: „Ich glaube, dieses ist das Jahr“, erklärte der CEO.
In dieser Hinsicht hat sich also nichts geändert, und auch Musk selbst räumte ein, dass er sich erneut täuschen könnte: „Vielleicht sitzen wir in einem Jahr wieder hier und sagen, nun ja, ein weiteres Jahr ist vergangen, und es ist nicht passiert“, schickte er seiner zuversichtlichen Aussage voraus. Auf die Anmerkung des Moderators hin, manche der Videos von Teilnehmern an dem FSD-Test seien großartig, manche aber auch erschreckend, entgegnete der Tesla-Chef, es handele sich ja auch noch um Beta-Software.
Zumindest die Zahl der Teilnehmer an dem Test damit hat laut Musk zuletzt deutlich zugenommen. In dem Interview sprach er von mehr als 100.000 Personen, nachdem Tesla im Quartalsbericht von Ende Januar noch knapp 60.000 Fahrzeuge in dem FSD-Betatest gemeldet hatte. Begonnen hat der Test im Oktober 2020 mit handverlesenen Teilnehmern in den USA, knapp ein Jahr später ermöglichte Tesla eine breite Bewerbung dafür mit einem „Beta Button“ in seinem Fahrzeug-Menü. In diesem März kam als erstes neues FSD-Land Kanada hinzu.
Begrenzte Robotaxi-Dienst schon vor Tesla
Musks Aussage über den Sprung von unter 60.000 auf mehr als 100.000 Tesla-Elektroautos mit FSD innerhalb von weniger als drei Monaten kommt allerdings überraschend. Denn in den USA wurden laut Trackern schon seit Ende 2021 keine neuen Beta-Tester mehr aufgenommen, und ihre Zahl in Kanada soll noch gering sein.
Unabhängig davon zeigte sich Musk erneut überzeugt, dass der von Tesla gewählte Weg mit Kameras und künstlicher Intelligenz der einzige ist, der zum Ziel des autonomen Fahrens führen könne: Straßensysteme seien für Menschen mit ihren Augen und biologischen Computern im Kopf angelegt worden, und damit komme nur künstliche Intelligenz zurecht, die weit genug entwickelt sei, um die reale Welt allgemein zu verstehen. Die meisten anderen Unternehmen, die an autonomem Fahren arbeiten, sehen das allerdings anders und verwenden zusätzlich hochpräzise Karten und Laser-Sensoren – und haben anders als Tesla zumindest schon begrenzte Robotaxi-Dienste in den USA in Betrieb.