Bild: @joergstb
Dass Tesla sich nicht auf Dauer mit der einer Gigafactory auf seinem Gelände in Grünheide bei Berlin begnügen würde, war praktisch von Anfang an klar: Die erste Version der Anträge für das Projekt zeigte nicht nur eines der langen Produktionsgebäude, sondern vier. Nachdem sich die Realisierung der später neu und inklusive Batterie-Fabrik beantragten ersten Phase für zunächst 500.000 Model Y pro Jahr länger hinzog als geplant, war allerdings nicht mehr sicher, ob Tesla an den weiteren Plänen festhalten würde. Doch laut Berichten haben konkrete Vorbereitungen dafür noch Freitag begonnen (aktualisiert).
Tesla will 70 Hektar Platz schaffen
Erneut will Tesla einige Hektar Wald entfernen lassen, um Platz für Gigafactory-Bauten in Grünheide zu schaffen, berichtete am Freitag zunächst die Märkische Oderzeitung. Mit der Rodung industriell gepflanzter Kiefern hatten schon die ersten deutschen Gigafactory-Arbeiten im Februar 2020 begonnen. Damals wurden, mehrmals kurz unterbrochen von klagenden Verbänden und besetzenden Kapitalismus-Gegnern, zunächst etwa 90 Hektar und später weitere 60 Hektar des insgesamt etwa 300 Hektar großen Tesla-Grundstücks gerodet, für die jeweils Ausgleich mit neuen Wald-Pflanzungen geschaffen wurde.
Dieses Mal geht es laut dem Bericht der MOZ und dann anderer Medien um 70 Hektar im Norden des Grundstücks. Die zuständige Behörde habe bestätigt, dass die forstrechtliche Genehmigung für diese Rodung bereits vorliegt. „Der nördliche Teil der zu rodenden Flächen wird für die die geplante nächste Ausbaustufe der Gigafactory freigemacht“, soll Tesla in einer Mitteilung an die Gemeinde Grünheide erklärt haben. Bestehende Baustellen-Einrichtungen würden deshalb zentral in den Süden verlegt. Der Start der Rodungsarbeiten war laut MOZ noch für Freitagabend angekündigt. Am Abend meldete die Berliner Morgenpost, dass sie tatsächlich begonnen hätten (aktualisiert).
Ich freue mich, dass es bei @Tesla weitergeht.Dies ist ein gutes Zeichen: Tesla setzt auf Brandenburg. Unser Land entwickelt sich zu einem Ort moderner Mobilität. Tesla hat als bereits größter industrieller Arbeitgeber und Ausbilder Brandenburgs einen entscheidenden Anteil daran. pic.twitter.com/tn5BxFUKMt
— Jörg Steinbach (@joergstb) October 28, 2022
Die Berichte über die neuen Gigafactory-Pläne können insofern als grundsätzlich bestätigt gelten, als Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach sich am Freitagnachmittag auf Twitter öffentlich darüber freute, „dass es bei Tesla weitergeht“. Das Bundesland werde zu einem Ort moderner Mobilität, und Tesla als sein bereits jetzt größter Industrie-Arbeitgeber habe entscheidenden Anteil daran. Steinbach hatte schon den Beginn der Rodung im Februar 2020 auf Twitter mit einem „historischen Foto“ (s. oben) begrüßt und das Tesla-Projekt danach optimistisch und lobend begleitet.
Die Erlaubnis zur Rodung scheint allerdings erneut der einfachere Teil der Pläne zu sein. Sie ist noch von dem Bebauungsplan abgedeckt, der für das gesamte Tesla-Grundstück gilt. Eine weitere Gigafactory-Halle zur Produktion von Elektroautos aber braucht wieder eine Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz, schreibt die MOZ. Den Antrag dafür bereite Tesla derzeit vor. Anschließend sind öffentliche Auslegungen, Zeit für Einwände und Anhörungen vorgeschrieben. Vorab-Genehmigungen ermöglichten allerdings, die erste Gigafactory-Phase vor der endgültigen Freigabe praktisch fertig zu bauen. Davon dürfte Tesla im Zweifelsfall erneut intensiv Gebrauch machen.
Gigafactory soll auch östlich wachsen
Nicht zu verwechseln sind die Pläne für weitere Produktionsgebäude in Grünheide mit einer anderen Erweiterung, über die Tesla in diesem September informiert hatte: Auf einem noch bebauungsplanlosen Bereich östlich des bisherigen Grundstücks soll ein gut 100 Hektar großes Logistik-Zentrum entstehen. Noch hat die Gemeinde nicht offiziell begonnen, sich mit diesem Wunsch für einen Bebauungsplan zu beschäftigen, was das Vorhaben verzögern dürfte. Aber davon lässt sich Tesla auf dem schon vorhandenen Grundstück offensichtlich nicht aufhalten. Vor der Konkretisierung auf 500.000 Model Y für die erste deutsche Gigafactory-Phase war schon von zwei Millionen Elektroautos jährlich und 40.000 Beschäftigten bei Tesla die Rede.