Website-Icon Teslamag.de

Bericht: Spezielles Tesla-Team zum Abwimmeln von Kunden-Beschwerden wegen Reichweite

Tesla-Model-S-Model-X-Reichweite-2019

Bild: Tesla (Symbolfoto)

Anzeige

Viele neue Elektroauto-Fahrer machen die Erfahrung, dass sie damit bis zum Nachladen nicht so weit kommen, wie es nach den offiziellen Angaben möglich sein soll – sogar in den USA, wo die dafür verwendete EPA-Norm strenger ist als WLTP in Europa und erst recht CLTC in China. Laut Tests ist dieses Phänomen bei Tesla besonders ausgeprägt, und wie die Nachrichten-Agentur Reuters jetzt berichtet, soll das System haben. Angeblich gibt es bei Tesla sogar ein spezielles Team mit der Aufgabe, Kunden-Beschwerden wegen mangelnder Reichweite möglichst schnell zu erledigen.

„Rosige“ Tesla-Anzeige für gutes Gefühl

Die Gruppe mit dem Namen „Diversion Team“ soll im vergangenen Sommer in Las Vegas eingerichtet worden sein, berichtet Reuters unter Berufung auf mehrere informierte Personen. Zuvor seien die Service-Center von Tesla mit Termin-Anfragen von Kunden überflutet worden, die aufgrund der Norm-Angaben und der Anzeige in ihrem Auto mehr Reichweite erwartet hätten. Die Vorgabe für das Team soll dabei gewesen sein, 750 solcher Fälle pro Woche zu schließen.

Wenn eine der Beschwerden am Telefon erledigt war, wurde das laut Reuters manchmal mit einem Schlag auf einem Metall-Xylophon gefeiert. In „tausenden“ Fällen habe das Tesla-Team Kunden gesagt, mit ihren Elektroautos sei alles in Ordnung, obwohl keinerlei Überprüfungen vorgenommen wurden. Mittlerweile soll es sich nicht mehr um Reichweiten-Beschwerden kümmern. Diese Aufgabe wurde laut dem Bericht aus unbekannten Gründen in ein Büro in Utah verlegt.

Dass Tesla derart viele Service-Anfragen wegen Reichweiten-Problemen bekommt, soll dabei auf eine Vorgabe von CEO Elon Musk zurückzuführen sein. Schon vor rund einem Jahrzehnt habe er entscheiden, die Algorithmen für die Reichweiten-Anzeige so zu gestalten, dass sie „rosige“ Prognosen für die noch fahrbare Distanz ausgeben, schreibt Reuters. Dahinter hätten Marketing-Erwägungen gestanden: Eine hohe angezeigte Reichweite nach dem Laden gebe Kunden ein gutes Gefühl. Realistischer, aber immer noch zu optimistisch, sei die Berechnung für die Navigation.

Norm-Reichweite deutlich verfehlt

Gleichzeitig soll Tesla bei den Tests für die Reichweiten- und Verbrauchsangaben, die in den USA nach der EPA-Norm ermittelt werden, zwar nicht mogeln, aber alles herausholen, was die Regeln hergeben. Hier können Hersteller Stadt- und Highway-Werte nach einer Standard-Methode konservativ zu einer Gesamtangabe umrechnen oder zusätzliche Tests vornehmen, um möglichst zu einem besseren Ergebnis zu kommen. Laut Reuters hat Tesla bei allen seinen Modellen die zweite Variante gewählt. Das Unternehmen sei bei Reichweiten-Berechnungen der „aggressivste“ Elektroauto-Hersteller, sagte ein Branchen-Veteran der Agentur.

Zum Teil werden die selbst ermittelten Angaben von der EPA noch einmal überprüft. Bei Tesla soll das bei sechs Modellen seit dem Jahrgang 2020 der Fall gewesen sein, was zu einer Verringerung der Angabe um durchschnittlich 3 Prozent geführt habe. Dass sie trotzdem nicht erreicht wird, ist laut Tests von SAE International auch bei anderen Marken nicht ungewöhnlich, wird der daran beteiligte Experte zitiert. Die durchschnittliche Abweichung habe bei Highway-Fahrten 12,5 Prozent betragen, bei Tesla aber sei sie mit 26 Prozent am höchsten gewesen.

Anzeige
Die mobile Version verlassen