Als das Auto-Portal Edmunds in diesem Februar meldete, keines der Elektroautos von Tesla sei in eigenen Reichweiten-Tests so weit gekommen wie nach der EPA-Norm, wollten das manche Fans nicht glauben. Tatsächlich stellte sich bald darauf heraus, dass Edmunds zumindest mit den Daten für das Model Y offenbar nicht sauber umgegangen ist. Wegen anderer Kritikpunkte meldete sich auch Tesla bei dem Portal, und jetzt berichtete es über weitere Tests, bei denen sie berücksichtigt wurden.
Tesla gab Tipp für mehr Reichweite
Namentlich nicht genannte technische Mitarbeiter von Tesla hätten darauf hingewiesen, dass die eigenen Elektroautos einen versteckten Energie-Puffer hätten, berichtet Edmunds. Sie fahren also noch eine Weile, wenn die Anzeige im Cockpit schon bei 0 Meilen steht. Das Portal bricht seine Reichweiten-Tests bei diesem Stand normalerweise ab. Doch nach dem Hinweis der Ingenieure ließ es drei Teslas und dazu zwei weitere Elektroautos erst auf einem Rundkurs und dann einige davon auf Straßen fahren, bis sie wirklich leer waren. Anschließend wurden mit Abschleppwagen abtransportiert.
Dabei zeigte sich vor allem im Tesla Model 3 Long Range ein erheblicher Puffer: Erst nach zusätzlichen 22 Meilen ab der Null-Anzeige hatte es nicht mehr genügend Energie, um die Rundkurs-Geschwindigkeit von 65 Meilen pro Stunde zu halten. Nach weiteren knapp 4 Meilen fuhr es gar nicht mehr – das macht umgerechnet gut 40 Kilometer Extra-Reichweite. Das Model 3 Standard Range (SR+) kam mit der Akku-Reserve noch 17,6 Meilen weit, das Model Y Performance 12,9 Meilen.
Damit hatten alle Teslas mehr Meilen-Puffer als die mit getesteten VW ID.4 und Ford Mustang Mach-E, wobei der Vorsprung des Model Y gegenüber dem VW-Elektroauto (12,6 Meilen) minimal war. Auffällig ist aber, dass im Model Y nur halb so viel Reserve-Reichweite steckte wie im Model 3 mit ungefähr gleichem Akku und Antrieb. Dies könnte mit der höheren Bauform bei der relativ hohen Test-Geschwindigkeit zusammenhängen.
Model 3 und Model S auf Norm-Wert
Zugleich zeigen die Unterschiede, dass man kaum mit einem festen Reserve-Wert nach der Anzeige von 0 Meilen oder Kilometern oder 0 Prozent Akku-Stand rechnen kann. Im anschließenden Real-Test von Edmunds kam das Tesla Model 3 Long Range ab Null nur noch 17,3 Meilen weit statt vorher 25,9 Meilen, und das Model Y Performance 11,1 Meilen statt 12,6 Meilen. Tesla erklärte laut dem Bericht dazu, dass es keinen festen Reichweiten-Puffer gebe. Wie weit der Strom nach dem Ende laut Anzeige noch reiche, hänge von Umgebungsfaktoren und Fahrstil ab.
Dennoch nimmt Edmunds nach dem Nachtest seine Aussagen von Februar teilweise zurück: „Einige Teslas“ würden im eigenen Test doch die angegebene EPA-Reichweite schaffen, heißt es jetzt, nämlich das Model 3 Long Range und das Model S Performance. Das gelte aber nur, wenn man sie vorher auf 100 Prozent auflädt, was von Tesla für den täglichen Einsatz nicht empfohlen werde (aber bei Reichweiten-Tests fast eine Selbstverständlichkeit ist). Und man muss gute Nerven haben und schonend fahren, denn sonst könnte der Puffer nach der Null kleiner ausfallen als erhofft.