Als Elon Musk bei der Hauptversammlung Mitte Mai auf die Frage eines Aktionärs hin ankündigte, Tesla werde doch mit bezahlter Werbung experimentieren, weckte das große Erwartungen. Immerhin hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben bislang komplett auf solches Marketing verzichtet und der CEO zuvor erklärt, wenn sich das ändere, würden die Anzeigen wahrscheinlich informativ-künstlerisch gestaltet sein. Jetzt scheint Tesla tatsächlich Geld für Werbung im Internet auszugeben, allerdings in einer wenig spektakulären Form.
18 Anzeigen für Tesla bei Google
Die Musk-Ankündigung im Mai kam nicht so überraschend, wie sie in vielen Medien dargestellt wurde. Zwar hatte sich der Tesla-Chef wiederholt kritisch gegenüber herrschenden Werbepraktiken geäußert und erklärt, bis auf Weiteres darauf verzichten zu können, er schloss bezahlte Anzeigen aber nie für alle Zeit aus. Als Tesla kurz nach der Hauptversammlung ein Marketing-Video veröffentlichte, wurde das vielfach falsch als Beginn der angekündigten Experimente interpretiert – obwohl es wie gewohnt nur über eigene Sozialmedien-Kanäle verbreitet wurde.
Tesla-Werbung im engeren Sinn stand also weiterhin aus, aber seit vergangener Woche gibt es sie tatsächlich. Das entdeckte am Dienstag wohl zuerst ein YouTuber aus Kanada und ließ sich anhand des von ihm dafür genutzten Hilfsmittels nachvollziehen: Im Ads Transparency Center von Google kann man nachsehen, welche Unternehmen mit welchen Motiven Werbung über die Suchmaschine und von ihr vermarktete Seiten schalten. Und bei der Eingabe von Tesla Inc. gab Google am Mittwoch tatsächlich 18 aktuell aktive Anzeigen aus (s. Bildschirm-Foto oben).
https://twitter.com/heyitsyashu/status/1673737065463427072
Die meisten davon sind nach den Google-Angaben zur Auslieferung in Großbritannien vorgesehen. Bei fast allen dieser Anzeigen geht es um das Model Y, das zum Beispiel als Elektroauto mit hoher Reichweite und der höchsten Verkaufszahl in der Region beworben wird; außerdem hat es laut Tesla eine Auszeichnung als bestes Familien-Auto bekommen, ist vorproduziert zu reduzierten Preisen erhältlich und wurde als SUV mit dem höchsten Sicherheitsstandard ausgezeichnet. Die Links dazu verweisen jeweils auf die Tesla-Homepage und in einem Fall direkt auf die Bestandsseiten.
Elektroauto-Werbung seit Anfang Juni
Auch in seiner Heimat USA hat Tesla laut Google mit bezahlten Suchmaschinen-Anzeigen begonnen. Dort bezieht sich die Werbung aber nicht auf Elektroautos, sondern auf Photovoltaik-Installationen. In aktuell sechs Schaltungen fordert Tesla dazu auf, ein Solarsystem zu bestellen oder sich virtuell dazu beraten zu lassen.
Wie viele Nutzer die britischen und amerikanischen Motive angezeigt bekommen und was Google damit einnimmt, ist nicht Teil der Transparenz-Angaben. Man kann ihnen aber entnehmen, dass diese Tesla-Anzeigen tatsächlich neu sind, jedenfalls zum größten Teil. Gibt man als Enddatum Ende Mai an, zeigt Google keine einzige an. Bis zum Stichtag 1. Juni bleibt sechsmal Werbung für das Model Y übrig, bis 15. Juni gab es insgesamt 13 Tesla-Motive, und erst seit dem 22. Juni sind alle aktuell 18 aktiv. Das Experimentieren mit Werbung bei Tesla hat also offenbar tatsächlich begonnen, aber noch zurückhaltend und eher konventionell.