Bild: Tesla
Einzelne Meldungen und Beschwerden gab es schon kurz nach den ersten Auslieferungen, aber jetzt mehren sich die Anzeichen dafür, dass Tesla beim Produktionsstart des Model Y größere Qualitätsschwierigkeiten hat. CEO Elon Musk selbst schrieb vergangene Woche laut Berichten von US-Medien an Mitarbeiter, es sei von größter Bedeutung, die Produktion des Tesla Model Y zu erhöhen und dabei den Bedarf an Nacharbeiten zu minimieren. Das erste Ziel mag er erreichen, doch mit Blick auf die Qualität kommt der Blog Electrek jetzt zu einem unschönen Ergebnis: Die aktuellen Probleme mit dem Tesla Model Y seien viel gravierender als anfangs beim Model 3.
Eile bei Tesla nach Corona-Pause
Das ist eine weit reichende Aussage, denn der schwierige Produktionsanlauf des ersten Volumen-Tesla brachte das Unternehmen laut CEO Musk an den Rand des Ruins. Sie dürfte sich aber nur auf die Qualität beziehen, denn Tesla hat zuletzt drei Quartale in Folge Gewinn gemacht und verfügt über mehrere Milliarden Dollar an Kapital-Reserven. Trotzdem könnte Musk derzeit in Kauf nehmen, dass die Produktion auch von Model Y nach sechs Wochen Corona-Zwangspause im Elektroauto-Werk Fremont zwar wieder läuft und das wahrscheinlich sogar schnell – aber nicht mit ausreichender Qualität.
Über kleine Makel beim Tesla Model Y hatte schon Anfang April der Industrie-Experte Sandy Munro berichtet, der eines der ersten Exemplare zerlegt hat. Die Spalt-Maße fand er verbesserungswürdig, aber nicht schlimm, aber eine Abdeckung unter der Frunk-Haube war nicht richtig montiert – und als Munro später ein zweites Model Y in die Halle bekam, war es bei diesem genau so.
Tesla soll nicht alle Fehler beheben
In Tesla-Foren für die USA (nur dort und seit dieser Woche auch in Kanada wird das Auto bislang ausgeliefert) stehen inzwischen viele Beiträge über Model Y mit Mängeln vor allem am Lack, aber auch verschiedenen anderen Problemen. Zum Teil heißt es dazu auch, Tesla wolle manche Fehler als normal darstellen oder aus anderen Gründen nicht beheben oder scheitere an der Organisation.
Die deutsche Zeitschrift auto motor sport berichtet sogar von einem wiederholten Tesla-Käufer, der sein Model Y wegen Lack-Fehlern und schiefer Anbauten innerhalb der dafür geltenden Frist von 7 Tagen zurückgeben wollte. Daraufhin sei ihm geantwortet worden, in diesem Fall sei er für ein Jahr vom Kauf desselben Modells ausgeschlossen. So steht es in den Richtlinien von Tesla, auch wenn der Kauf einer anderen Variante außer bei Missbrauch noch möglich ist. Aber wenn Kunden von einem nicht gelungenen Model Y genug haben, scheint Tesla auf dieser Regelung zu bestehen.
„Viel schlimmer als bei Model 3“
Probleme beim Hochlauf der Produktion eines neuen Modells seien normal, hatte CEO Musk in seiner Mail auch geschrieben. Doch laut Electrek werden die Foren geradezu überflutet mit Meldungen über Fehler an neuen Tesla Model Y, unzufriedene Kunden und Fällen, bei denen Tesla-Center aus Qualitätsgründen von sich aus Übergaben absagen. Die Zahl der Problem-Berichte beim Model Y sei mit der beim Anlauf des Model 3, der schon größte Schwierigkeiten machte, nicht einmal zu vergleichen.
Einige zufriedene Neu-Besitzer des neuesten Tesla meldeten sich allerdings auch zu Wort, und selbst solche mit Problemen erklärten, das Auto ansonsten zu lieben – wohl ein typisches Tesla-Phänomen. Interessenten aus Europa wiederum können dem US-Geschehen entspannt zusehen, weil das Model Y ohnehin erst 2021 aus der deutschen Gigafactory zu ihnen kommen soll. Sie sollten nur hoffen, dass sein Start in der Giga Berlin dann so reibungslos verläuft wie der des Model 3 in China, nach dem keine Klagen über Qualität vernehmbar waren.