Bild: @elonmusk
Vor der Übernahme der von ihm intensiv genutzten Nachrichten-Plattform Twitter durch Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk befürchteten manche Anteilseigner dieser Unternehmen, er könne sich von dem neuen Projekt zu sehr ablenken lassen – und sie scheinen sich zumindest kurzfristig nicht getäuscht zu haben. Seit Musk die zwischendurch von ihm abgesagte Transaktion vergangene Woche doch noch vollzog, schrieb er auf Twitter weit überwiegend über seine Neuanschaffung und soll auch mehrere Tesla-Fachleute damit beschäftigen. Außerdem wurde bekannt, dass er neben CEO und CFO auch alle anderen Mitglieder des Twitter-Boards entlassen hat und somit jetzt das einzige ist.
Muks als Chef und Hotline-Betreuer
Am Wochenende erweckte Musk zunächst den Eindruck, er habe den Dienst nur gekauft, um gefährlichen Unsinn verbreiten zu können, ohne Gefahr zu laufen, dort gesperrt zu werden: Der neue Besitzer verlinkte auf Twitter zu der Nachricht einer Publikation, die dem Ehemann der Repräsentantenhaus-Sprecherin Nancy Pelosi ein homosexuelles Verhältnis zu einem Mann nachsagte, der mit Hammer in das Haus der Eheleute eingedrungen war. Gesperrt wurden der Chef von Tesla, SpaceX, Boring, Neuralink und jetzt Twitter oder diese Nachricht tatsächlich nicht, aber er löschte sie später selbst kommentarlos.
Solche Twitter-Eskapaden von Musk sind im Prinzip nichts Neues, und er scheint sie auch in der neuen, noch herausgehobeneren Position als CEO und Mehrheitseigentümer fortsetzen zu wollen. Seine eigene Profil-Beschreibung änderte er unterdessen vom „Chief Twit“ aus der vergangenen Woche zu „Twitter Complaint Hotline Operator“ (s. Foto oben) und ließ wissen, zumindest den neuen Chef-Posten nur vorübergehend besetzen zu wollen.
$20 a month to keep my blue check? Fuck that, they should pay me. If that gets instituted, I’m gone like Enron.
— Stephen King (@StephenKing) October 31, 2022
Der aktuellen Berufsbezeichnung wurde Musk aber gerecht, indem er auf mehrere Beschwerden und Nachfragen von Nutzern einging. Dem Autor Stephen King, der die zuvor gehandelten 19,99 Dollar pro Monat für eine Verifizierung als zu teuer bezeichnete, schlug er zum Beispiel eine Reduktion auf 8 Dollar vor. Irgendwie müsse Twitter schließlich Geld verdienen, erklärte Musk dazu. Bei einer reinen Werbefinanzierung sei der Kampf gegen Bots und Trolle nicht zu gewinnen, schrieb er, und kündigte eine ausführlichere Erklärung dazu vor Einführung der neuen Abo-Gebühren an.
Gut 50 Tesla-Mitarbeiter involviert
Musk leistet also nicht nur persönlich Twitter-Support, sondern macht sich auch intensive Gedanken um die Weiterentwicklung des Dienstes, dessen Kauf ihn allein an Zinsen 1,2 Milliarden Dollar pro Jahr kosten soll. Und das gilt offenbar nicht nur für den CEO und Mehrheitsbesitzer selbst, sondern auch für andere wichtige Tesla-Mitarbeiter. Laut einem Bericht von CNBC greift Musk im Zuge der Twitter-Übernahme auf mehr als 50 Beschäftigte bei seinem Elektroauto-Unternehmen zurück. Die meisten sollen aus dem Autopilot-Team von Tesla stammen, darunter auch Ashok Elluswamy als das derzeit wohl hochrangigste Mitglied.
Enger Austausch zwischen verschiedenen Musk-Projekten ist nichts Ungewöhnliches. Tesla als das einzige börsennotierte davon weist in seinen Berichten regelmäßig darauf hin, dass sein CEO auch noch SpaceX leitet, und weist aus, welche Leistungen sich die beiden Seiten zur Verfügung gestellt haben. In den Meldungen für das vierte Quartal dürfte somit ein größerer Twitter-Posten zu finden sein.