Bild: Tesla (Symbolfoto)
In wenigen Tagen müssten die offiziellen Zahlen vom Auto-Verband CPCA kommen, aber die Publikation The Information hat schon am Donnerstag erste Angaben zum Geschäft von Tesla in China veröffentlicht – und damit für einen Einbruch der Aktie um rund 5 Prozent gesorgt. Denn der Bericht fiel in eine Zeit, in der ohnehin Sorgen um die Zukunft von Tesla auf dem wichtigen Elektroauto-Markt herrschen. Allerdings sprechen einige Informationen dafür, dass er zumindest teilweise falsch verstanden wurde.
Aktualisierung: Dieser Einschätzung schien sich die Börse nach der heftigen Reaktion des Vortages am Freitag anzuschließen. Die Tesla-Aktie ging mit einem deutlichen Plus in den US-Handel und gewann in der ersten Stunde knapp 4 Prozent auf Kurse um 595 Dollar. Bis zum Handelsschluss baute sie die frühen Gewinne noch leicht aus und beendete den Tag mit 4,6 Prozent Kursgewinn bei 599,05 Dollar.
Bericht sieht Tesla in China gefährdet
Im Original lassen sich ohne Abonnement nur die ersten Zeilen des Information-Berichts lesen, und die klingen tatsächlich dramatisch. „Tesla-Bestellungen in China nach internen Daten halbiert, Krise vertieft sich“, lautet die Überschrift. Der Einbruch habe mit Empörung in der Öffentlichkeit und staatlicher Kritik in diesem Jahr zu tun, heißt es dann im ersten Absatz. Insgesamt seien die Position und der Erfolg von Tesla auf dem weltgrößten Markt für Elektroautos in Frage gestellt.
Schon der zweite Absatz, ab dessen Ende der Text unlesbar wird, ist allerdings geeignet, Zweifel an diesem Urteil zu wecken. Die Bestellungen bei Tesla in China seien im Mai auf 9800 Elektroautos zurückgegangen, nach gut 18.000 im April ein Minus von fast 50 Prozent, heißt es darin. Doch wie man erst hier erfährt, handelt es sich dabei um einen Netto-Wert. Was genau das bedeutet, blieb zunächst offen, aber offensichtlich steht er nicht für sämtliche China-Orders. Das „netto“ könnte signalisieren, dass es nur um einen Überhang geht, aber auch schlicht die Differenz zwischen Neu- und Abbestellungen angeben.
Tesla China selbst wollte zu dem Bericht auf Anfrage von The Information und anderen Medien nichts sagen. Der Finanzsender CNBC wies in einem Beitrag auf seiner Website darauf hin, dass die an der Börse mit Schrecken aufgenommenen Angaben nur von einer einzelnen Quelle stammen sollen. Sie hätten sich zunächst nicht bestätigen lassen. Eine China-Investorin sagte dem Sender allerdings, die jüngste „PR-Krise“ von Tesla in dem Land werde sich dort in den kommenden Monaten definitiv merklich auf Marke, Bestellungen und Auslieferungen auswirken.
Twitter-Nutzer nennt hohe Mai-Zahl
Bis in diesen April war die Entwicklung von Tesla in China eine nahezu lupenreine Wachstumsgeschichte. Mit dem Start der lokalen Produktion von Model 3 Anfang 2020 nahmen Produktion und Inlandsverkäufe fast stetig zu, mit dem Model Y sah es ab Anfang dieses Jahres zunächst ähnlich aus. Ein Protest einer Model-3-Besitzerin auf einer Messe Mitte April führte dann aber zu einer Welle von negativen Berichten in sozialen und staatlichen Medien. Für den ganzen Monat wurde später ein Rückgang der chinesischen Tesla-Auslieferungen um zwei Drittel gemeldet.
Ganz so schrecklich war der April 2021 für Tesla doch nicht, wie sich bald herausstellte, denn immerhin kamen zu den 11.671 Model 3 und Model Y für China noch 14.174 im Export hinzu. Trotzdem herrscht an der Börse seitdem Nervosität, sodass der Bericht über den weiteren Einbruch der (Netto-)Bestellungen auf fruchtbaren Boden fiel. In den nächsten Tagen dürften die offiziellen China-Zahlen kommen, sodass zumindest kurzfristig mehr Klarheit herrscht. Ein bislang nicht sehr bekannter Twitter-Nutzer meldete sie am Freitagmorgen sogar schon vorab: Rund 21.800 Elektroautos habe Tesla China im Mai im Inland verkauft, 88 Prozent mehr als im Vormonat, berichtete er ohne Quellen-Angabe. Aber zumindest Anfang Februar hatte @teslashanghai die Zahl der Verkäufe von Model 3 in diesem Januar mit rund 13.000 frühzeitig korrekt angegeben.