Bild: Tesla
Der Tesla Cybertruck, wie er Ende November erstmals offiziell an Kunden übergeben wurde, sieht kein bisschen weniger aggressiv aus als der vor vier Jahren präsentierte Prototyp – vorne immer noch fast keilförmig und rundherum mit blankem Edelstahl verkleidet. Zumindest dieser Eindruck ist gewollt: Der Cybertruck sei „apokalypsesicher“, erklärte CEO Elon Musk, bevor einige davon zu ihren Bestellern gerollt kamen. Sowohl für die Insassen als auch für Fußgänger soll der Tesla aber trotzdem weniger gefährlich sein als andere Pickups.
Sicherheitsdiskussionen um Tesla-Pickup
Schon nach der ursprünglichen Vorstellung war mehrfach zu hören und zu lesen, dass der Cybertruck mit seiner unnachgiebigen Edelstahl-Karosserie zu große Risiken für andere Verkehrsteilnehmer mit sich bringe. Bei den ersten Übergaben in Texas schien CEO Musk das zu bestätigen, indem er sagte, wer mit dem Cybertruck je in einen Konflikt mit einem anderen Auto gerate, werde gewinnen. Außerdem zeigte Tesla ein Frontalcrash-Video, in dem zwar die Passagier-Kabine intakt blieb, das aber nach wenig Knautschzone zur Aufnahme von Aufprall-Energie aussah.
Also äußerten sich Experten für sichere Autos erneut besorgt. Bei einer Befragung durch die Nachrichten-Agentur Reuters wollten sie allerdings zunächst Daten sehen, bevor sie ein Urteil über den Cybertruck fällen. Grundsätzlich sei wenig Knautschzone bedenklich, sagte ein Professor von der George Washington University mit Blick auf das Crashtest-Video. Er hielt aber für denkbar, dass Tesla einen anderen Mechanismus zur Energie-Aufnahme einsetzt. Eine Institutsleiterin in Kalifornien bezeichnete es als „alarmierend“ bezogen auf Gefahren für Nicht-Insassen.
Ein bekannter X-Follower von Tesla-Chef Musk dagegen schrieb schon einige Tage nach dem Übergabe-Event, die Geschichten von der Gefährlichkeit für Fußgänger seien „totaler Unsinn“. Als Beleg stellte er ein Foto ein, das Schnauze an Schnauze einen elektrischen Ford F-150 und einen Cybertruck zeigt – die des Tesla reicht deutlich weniger hoch und setzt sich dann deutlich stärker geneigt fort. Damit und dank aktiver KI-Sicherheit sei der Cybertruck viel sicherer als normale Pickup-Trucks, befand @WholeMarsBlog.
CEO Musk schloss sich dem an, indem er den X-Beitrag zitierte und dazu erklärte, Tesla sei sehr zuversichtlich, dass der Cybertruck viel sicherer als andere Trucks sein werde – Daten dazu hat offenbar auch er noch nicht. Zudem schrieb der Tesla-Chef, dass das nicht nur für die Insassen des Stahl-Pickups gelten soll, sondern auch für Fußgänger. Ob das wie vermutet mit KI-Hilfe sichergestellt werden soll oder schon durch die spezielle Form und mögliche andere Tricks gewährleistet ist, erwähnte er nicht.
Cybertruck-Rahmen soll Crash dämpfen
Tesla selbst ging in dieser Woche auf X noch einmal auf die Frage der möglicherweise zu kleinen Knautschzone des Cybertruck ein. Wichtig sei nicht die Größe, sondern wie man sie nutzt, schrieb der Account für den Pickup in einer offensichtlichen Anspielung und veröffentlichte ein weiteres kurzes Crashtest-Video (s. Standbild oben). Wie @cybertruck dazu erklärte, ist sein vorderes Rahmen-Gussteil so ausgelegt, dass es bei einem Zusammenstoß mit hohem Tempo in kleine Stücke zerbricht. Auf diese Weise werde Energie absorbiert und verteilt, was die Belastung für die Besatzung verringere.
It's not about the size of your crumple zone, it's about how you use it
When in a high-speed collision, Cybertruck’s front underbody casting is designed to break into small pieces. This helps reduce occupant impact by absorbing & dispensing energy pic.twitter.com/84JiGzzw1M
— Cybertruck (@cybertruck) December 12, 2023
Ein Experte des Versicherungsinstituts IIHS wollte auf Anfrage von The Verge noch nichts zu Sicherheit und Gefahren des Cybertruck im Vergleich zu anderen schweren Pickups und SUV sagen, weil noch keine eigenen Daten dazu vorlägen. Laut dem Bericht birgt die Pickup-Bauform grundsätzliche Risiken, und Auto-Hersteller in den USA können ohne externe Prüfung erklären, dass ihre Fahrzeuge Sicherheitsstandards entsprechen. Dort soll es aber nur Regeln zum Schutz für die Insassen zu beachten geben, nicht wie in Europa auch für den von Fußgängern.