Falls Sie es noch nicht mitbekommen haben: „Am Donnerstag beginnen die Cybertruck-Auslieferungen“, schrieb Tesla-CEO Elon Musk am Dienstag auf X, und ungefähr zur gleichen Zeit veröffentlichte das Unternehmen eine Presse-Mitteilung mit der gleichen Information. Die erstmals Mitte Oktober für den heutigen 30. November angekündigten ersten Übergaben des Tesla-Pickups werden also aller Voraussicht nach tatsächlich stattfinden – während offen ist, wie viel bislang Unbekanntes dazu verraten wird. Ein Analyst erwartet so oder so einen weiteren „historischen Moment“ für Tesla.
Aktualisierung: Programmgemäß gegen 20 Uhr deutscher Zeit begann der inoffizielle Teil der Cybertruck-Veranstaltung in der Gigafactory Texas. Laut Berichten auf X hatten einige als Begleitung angemeldete Gäste Probleme beim Einlass, weil die maximal zulässige Personenzahl erreicht war. Wer hineingelassen wurde, konnte ähnlich wie bei der Eröffnung der deutschen Gigafactory die Produktionslinie für das neue Elektroauto ansehen. An den einzelnen Stationen standen Plakate mit Erläuterungen und Cybertruck-Komponenten wie das Heck-Gussteil, das aus einer Giga-Presse mit 9000 Tonnen Schließkraft stammen soll, oder die riesige Windschutz-Scheibe.
Die Live-Übertragung des eigentlichen Events sollte um 21 Uhr deutscher Zeit starten, offenbar nur für registrierte X-Nutzer. Zu dieser Zeit wich der Countdown, den Tesla auf seiner Cybertruck-Seite eingerichtet hatte, einem Link zu der Übertragung bei der Musk-Plattform. Fast pünktlich um 21 Uhr begann sich dort etwas zu regen, zunächst allerdings nur mit Musik und Standbildern. Vor Ort warteten ein Cybertruck hinter einem Licht-Tunnel am Ende der Produktionsstraße und darum herum Besucher auf den Start, wie ein Foto etwa 15 Minuten nach 21 Uhr zeigte.
Gegen 21.25 Uhr begann ein kurzes Einführungsvideo, dann kam CEO Elon Musk und hielt auf der Ladefläche des Pickups stehend seine Rede. Darin lobte er etwa 20 Minuten lang den Tesla-Pickup. Design-Chef Franz von Holzhausen warf erneut eine Kugel gegen eine der Scheiben, die anders als bei der Cybertruck-Vorstellung Ende 2019 nicht splitterte. Außerdem zeigte Tesla ein Video, in dem das Elektroauto einen schweren Schlitten weiter zieht als andere starke Pickups, auch elektrische von Ford und Rivian. In einem anderen Video war ein Cybertruck auf der Viertelmeile schneller als ein Porsche 911 – und hatte dabei ein weiteres solches Auto auf einem Anhänger am Haken.
Nach seiner gut 15 Minuten langen Rede mit den Video-Einspielungen kündigte Musk den Beginn der Auslieferungen an und öffnete dann persönlich Kunden, die er überwiegend zu kennen schien, die Beifahrer-Tür von nacheinander hereinfahrenden Cybertrucks (s. Foto oben). Nach etwa fünf Minuten wollte er schon aufhören und bedankte sich für das Interesse, wurde dann aber an eine noch ausstehende Übergabe erinnert, die er auch noch erledigte. Der Live-Stream auf X brach damit gegen 21.50 Uhr ab.
Gerüchte-Küche ergiebiger als Tesla
Wie der Cybertruck in seiner wohl endgültigen Form aussieht, konnte man zuvor schon an inzwischen gut einem Dutzend Standorten in den USA und Kanada sehen – ab vergangener Woche trafen die ersten Exemplare zur Ausstellung ein. Zu konkreten Daten aber hielt sich Tesla weitgehend bedeckt. Die Angaben zu Versionen, Reichweiten und Preisen verschwanden Ende 2021, als eigentlich schon die Produktion beginnen sollte, von der Website. Ungefähre Angaben machte Tesla seitdem zur Länge des Cybertruck (unter 5,79 Meter) und seiner Ladefläche (mindestens 1,83 Meter). Als ungefähres Gewicht nannte CEO Elon Musk Ende Oktober 7000 Pfund (3175 kg).
Ergiebiger war in den vergangenen Wochen die Gerüchte-Küche zum Thema Cybertruck-Daten. YouTuber bekamen nach eigenen Angaben genaue Maße und weitere Details zugespielt. Neben 5,67 Metern Länge und 1,95 Metern Ladefläche bei 6670-689 Pfund Gewicht nannten sie eine mögliche Anhängelast von 11.000 Pfund (knapp 5 Tonnen). Das ist weniger, als derzeit als eine von wenigen Angaben noch auf der Tesla-Website steht, entspricht aber dem Wert, der auf einem Plakat an einem der US-Standorte mit Cybertruck zu sehen war.
Zu den Preisen ist bislang nur offiziell bekannt, dass die bei der Cybertruck-Vorstellung im November 2019 genannten nicht mehr gelten. Das sagte CEO Musk im vergangenen August – wobei nach Ansicht von Beobachtern nicht sicher ist, dass Tesla bei der heutigen Veranstaltung neue Angaben dazu macht. Vorbild dafür wäre die feierliche zur Eröffnung der Gigafactory Texas im April 2022, mit der nach Musk-Aussage die Auslieferungen dort produzierter Model Y begannen, zu denen er aber nichts Näheres sagte; und das „Semi Delivery Event“ von Ende 2022, bei dem Pepsi einige Tesla-Lastwagen bekam, die Öffentlichkeit aber kaum neue Informationen.
Cybertruck-Event mit Show-Charakter?
Insofern könnte auch das Cybertruck-Event eher Show- als Info-Charakter haben. Wie beim Model Y aus Texas und beim Semi ist zudem nicht sicher, ob damit wirklich die regulären Auslieferungen beginnen. Ein Tesla-Manager ließ im Vorfeld wissen, dass am Donnerstag nur zehn Exemplare des Pickups übergeben werden sollen. In der Presse-Mitteilung von dieser Woche heißt es ohne diese Zahlen-Angabe, „Kunden“ würden bei der Veranstaltung in der Gigafactory Texas ihre Cybertrucks entgegennehmen. Außerdem sollen „Details“ zu dem Pickup bekanntgegeben werden.
Falls die voraussichtlichen zehn Cybertruck-Empfänger nicht ohnehin bei Tesla arbeiten und deshalb zum Schweigen verpflichtet sind, haben sie bislang gut dichtgehalten – bis Mittwoch wurde kein Fall bekannt, in dem einer von ihnen sich zu erkennen gegeben hätte. Damit ist möglich, dass zumindest einige Personen außerhalb der Herstellers auch schon einen neuen Cybertruck-Preis kennen, aber einstweilen für sich behalten.
Nach den neuesten Gerüchten wird der keilförmige Pickup zunächst nur in einer Version mit zwei Motoren ausgeliefert, weitere sollen 2024 folgen. Die Akku-Kapazität soll 123 Kilowattstunden betragen – was nicht ausreichen dürfte, um die Angabe von bis zu 500 Meilen zu erfüllen, die ebenfalls noch auf der Tesla-Website steht. Eine Simulation einer deutschen Software-Firma ergab vor kurzem einen cw-Wert von 0,438 für den Cybertruck. Damit soll der Verbrauch bei 26,1 Kilowattstunden pro 100 Kilometer bei 55 Meilen pro Stunde liegen. Für 500 Meilen bei diesem Tempo bräuchte der Cybertruck also mehr also gut 200 Kilowattstunden.
Historischer Tesla-Moment nur auf X
Unabhängig von solchen Unsicherheiten sowie Abweichungen von Erwartungen und Ankündigungen erwartete der Analyst Dan Ives, dass das Cybertruck-Event ein „historischer Moment“ für Tesla wird. Zwar werde der Pickup 2024 keine große finanzielle Bedeutung für das Unternehmen haben, sagte er der New York Post. Doch der Cybertruck sei wichtig für die Tesla-Wachstumsstory insgesamt und werde Zweiflern beweisen, dass CEO Musk mit seiner Hilfe einen Ausstrahlungseffekt realisieren könne, der neue Elektroauto-Kunden anzieht. Als aktuelle Preis-Prognosen erwähnte er 60.000-80.000 Dollar für die Versionen mit zwei und drei Motoren.
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Ob diese Vermutung stimmte und ob überhaupt Preise und weitere Daten bekannt werden, konnte die Öffentlichkeit ab 14 Uhr Texas-Ortszeit (21 Uhr in Deutschland) im Internet mitverfolgen. Eine solche Live-Übertragung ist bei großen Tesla-Veranstaltungen üblich, denn meist ist das Interesse viel größer als die Zahl der Plätze. Allerdings schien sie dieses Mal nur bei der Musk-Plattform X stattzufinden und nicht mehr wie gewohnt bei YouTube. Jedenfalls enthielt die Presse-Mitteilung zum Cybertruck-Event nur einen Link zu einer X-Adresse – und um die Übertragung sehen zu können, musste man sich erst bei dem Dienst registrieren.
Auf der YouTube-Seite von Tesla war bis Donnerstagabend auch nach dem offiziellen Auftakt kein Hinweis auf ein Video zu dem Cybertruck-Event zu sehen. Ohne Registrierung verfolgen konnte man es jedoch auf einer Live-Stream-Seite des Unternehmens, wie sich herausstellte.