Bild: Liebherr
Nach der ersten geglückten Landung des Starship-Prototypen mit der laufenden Nummer SN15 Anfang Mai scheint bei SpaceX in Boca Chica alles auf den ersten Orbitalflug mit der neuen Rakete zuzusteuern. Dachte man zunächst noch, SN15 würde ein weiteres Mal fliegen, sieht es nun so aus, als ob der Prototyp als Ausstellungsstück aufgebaut wird. Auch die folgenden Exemplare von Musks Mars-Raumschiff werden vielleicht nicht starten. SN16, bei der man erstmals eine Testflughöhe von 20 km angenommen hatte, ist zwar fertig, aber nicht auf der Startplattform, und SN17 wird bereits verschrottet. Gleichzeitig ist SpaceX mit einem riesigen Kran des deutschen Herstellers Liebherr seit wenigen Wochen dabei, in Boca Chica die neue Start-Plattform für Oribtalflüge aufzubauen.
SpaceX baut sich einen Frankenstein-Kran
Sollte also der erste glücklich gelandete 10-km-Flug Anfang Mai – nach fehlerhaften Landungen der Vorgänger – schon den Abschluss der suborbitalen Starship-Tests bedeuten? In der Tat könnte der nächste Flug bereits den Orbit, also eine Erdumlaufbahn, ansteuern; ein Flugplan dafür wurde im Mai bekannt. Dafür braucht es zusätzlich die bisher nur am Boden und in Teilen getestete Unterstufe, den Super Heavy Booster.
Zusammen mit einer orbittauglichen Oberstufe, SN20, die gerade im Bau ist, wird die 122 Meter lange Rakete beim Start von 29 Raptor-Triebwerken angetrieben – die schubstärkste Rakete, die es je gab. Die bisher verwendeten Start-Plattformen reichen dafür nicht mehr aus. Deshalb entsteht auf dem texanischen Testgelände von SpaceX in Boca Chica gerade ein neuer Turm mit den Ausmaßen eines Wolkenkratzers. Fast 150 Meter hoch soll er am Ende sein.
https://twitter.com/jcperez7568/status/1403004332765761538
Eine entscheidende Rolle bei seinem Aufbau spielt der Raupenkran LR 11350 des deutschen Herstellers Liebherr, von SpaceX aufgrund diverser Erweiterungen und Umbauten liebevoll als „Frankencrane“ bezeichnet. Mit über 1300 Tonnen Tragkraft ist er einer der leistungsstärksten Kräne der Welt. In der Zukunft könnte der Kran auch helfen, den neuen Startturm mit einem Roboterarm auszurüsten, der den Super-Heavy-Booster nach getaner Anschub-Arbeit aus der Luft fischt, statt ihn wie bislang die Falcon-Raketen von SpaceX und auch das Starship auf eigenen Beinen landen zu lassen. Dieses noch ehrgeiziger anmutende Konzept hat SpaceX- und Tesla-Chef Elon Musk vor kurzem vorgestellt.
My primary home is literally a ~$50k house in Boca Chica / Starbase that I rent from SpaceX. It’s kinda awesome though.
Only house I own is the events house in the Bay Area. If I sold it, the house would see less use, unless bought by a big family, which might happen some day.
— Elon Musk (@elonmusk) June 9, 2021
Zusammen mit riesigen Treibstoff- und Wassertanks, Pumpen und kilometerlangen Rohren sowie Leitungen für die neue orbitale Start-Plattform wird aus dem bisher überschaubaren Testgelände an der texanischen Küste immer mehr „Starbase City“. Musk hat die Umbenennung des Dorfes Boca Chica bereits im Frühjahr angestoßen. Und nach eigenen Angaben ist der vielfache Milliardär und Chef von Tesla und SpaceX inzwischen auch selbst dort hingezogen: Er habe ein Haus von SpaceX gemietet, das nur rund 50.000 Dollar wert sei, erklärte er auf Twitter. Seine Immobilien in seiner einstigen Heimat Kalifornien habe er mittlerweile alle verkauft, abgesehen von einem Gebäude in Hillsborough nahe San Francisco, das für Veranstaltungen vermietet wird.
Aktualisierung: Auch auch diese Immobilie will Musk jetzt abstoßen, wie er am Montagmorgen auf Twitter erklärte. Er suche eine große Familie, die dort leben könne, denn dabei handele es sich um einen besonderen Ort.