Bilder: @pragmatikas
Schon zum sechsten Mal fand in Litauen soeben eine Rally für Elektroautos statt, und von Jahr zu Jahr wird das Teilnehmer-Feld vielfältiger. Sowohl ein Porsche Taycan als auch ein Tesla Model 3 feierten in diesem Juni ihre Premiere bei der Veranstaltung des litauischen Lade-Dienstleisters Ignitis On. Wie wohl zu erwarten (weil kein Model S dabei war), belegte der kleine Tesla bei der Wettfahrt über 500 Kilometer den ersten Platz. Aber nur gut eine Minute länger brauchte trotz seiner weitaus geringeren Norm-Reichweite der Porsche Taycan.
Tesla Model 3 gut 1 Minute früher
Über seinen zweiten Platz mit einem schwarzen Porsche Taycan Turbo informierte auf Twitter das Team @pragmatikas, das in den Vorjahren schon mit anderen Elektroautos teilgenommen hatte. Auf Nachfrage stellte es teslamag.de außerdem Fotos und eine Liste mit allen 11 Teilnehmern in der 500-Kilometer-Klasse, also mit Akkus ab 50 Kilowattstunden zur Verfügung. Das Tesla Model 3 brauchte für die Strecke demnach 5 Stunden, 46 Minuten und 7 Sekunden, 1 Minute und 7 Sekunden weniger als der Porsche. Dritter wurde mit 5:55:51 ein Kia e-Niro.
Der Porsche Taycan hatte laut Ignitis On mit 96 Kilowattstunden die höchste Akku-Kapazität von allen Teilnehmern. Mehr gäbe es aktuell nur bei Tesla Model S und Model X, aber beide waren bei dem Wettbewerb nicht vertreten. Mit laut der Liste 75 Kilowattstunden folgt erst nach vielen weiteren Elektroautos der Akku des Tesla Model 3. Der des Kia e-Niro ist mit 64 Kilowattstunden allerdings noch kleiner, und dieses Elektroauto war auch nur knapp 10 Minuten langsamer als der Tesla.
Ebenfalls auffällig: Identische oder mit identischen Akkus ausgestattete Fahrzeuge kamen sehr unterschiedlich weit. Mit 17 Minuten Abstand auf den Kia folgte ein Hyundai Kona mit der gleichen Batterie, und eine weitere halbe Stunde später noch einer. Auch zwei Audi e-tron (einer als Sportback) waren dabei und kamen mit 20 Minuten Abstand zum Ziel. Das spricht für die Bedeutung der richtigen Lade-Strategie, wie Teilnehmer auch betonten.
Nach den Norm-Angaben machen Tesla und Kia viel mehr aus ihrer Energie als die deutschen Elektroautos im Feld. Schon laut WLTP für Europa soll das Model 3 selbst als Performance-Version ohne Nachladen rund 100 Kilometer weiter kommen als der Taycan, dessen Reichweite Porsche hier mit 381-450 Kilometern angibt. Nach der EPA-Norm für die USA schneidet der deutsche E-Sportler sogar verheerend ab – nur 322 Kilometer sollen es beim Taycan Turbo sein, gegenüber 481 Kilometern im Tesla Model 3 Performance.
Nächstes Mal mit allen Teslas?
Vergleichstests auf der deutschen Autobahn hatten allerdings schon vorher gezeigt, dass Porsches Elektroauto in der Praxis trotz größerem Akku zwar nicht so weit kommt wie das Model 3; der Unterschied betrug bei Zieltempo 150 (und durchschnittlich rund 130 km/h) aber nur 14 Kilometer. Ähnlich kam ein Tesla Model S Performance bei einem Test mit angestrebter Geschwindigkeit von 120 km/h nur rund 50 Kilometer weiter als ein Porsche Taycan 4S, obwohl seine EPA-Reichweite 240 Kilometer darüber liegt.
Auch in der Litauen-Rally hat sich der Porsche Taycan trotz seiner Norm-Schwäche jetzt respektabel geschlagen. Ein Tesla Model S hätte die 500 Kilometer aber wohl noch einmal schneller als der kleine Bruder Model 3 geschafft, nämlich ganz ohne Nachladen, spekuliert der Blog Teslarati. Das wird sich wohl bald überprüfen lassen: Nach Angaben des Teams @pragmatikas hatten sich schon dieses Jahr Fahrer auch von Model S und Model X aus Norwegen angemeldet, die dann aber zwei Wochen in Schweden in Quarantäne gemusst hätten. Beim nächsten Mal werde aber sogar ein Tesla Model Y dabei sein.