Bild: Tesla (Model Y Performance)
Das Tesla Model 3 schnitt in einer Anfang August aktualisierten Übersicht des ADAC vergleichsweise gut ab: Mit dem Hyundai Ioniq 6 und dem Kona Elektro aus dem gleichen Haus gab es im Ecotest des Clubs bislang nur zwei Elektroautos, die einen niedrigeren Verbrauch hatten. Schon dieses Ergebnis zweifelten allerdings viele Tesla-Besitzer an, die ihr Model 3 für viel sparsamer halten. Und mit Blick auf das Model Y (s. Foto), dessen Effizienz laut ADAC von vielen Modellen auch im SUV-Format übertroffen wird, wurde sogar der Vorwurf der gezielten Manipulation erhoben.
Tesla-Besitzer wittern Manipulation
Nach Angaben des ADAC ergab sich für das Tesla Model 3 in der Basis-Version mit Heckantrieb ein Verbrauch von 16,8 Kilowattstunden, was zur Zeit des Ecotests in diesem Februar der zweitniedrigste Wert aller getesteten Elektroautos war. Mit 16,7 Kilowattstunden minimal darunter lag nur der Hyundai Kona Elektro. Mit merklichem Abstand (15,5 kWh pro 100 km) ganz an die Spitze setzte sich dann der flache Ioniq 6 des gleichen Herstellers. Besitzer von Model 3 reagierten im Forum sowie auf den Twitter- und Facebook-Seiten von teslamag.de mit Unglauben auf unseren Bericht darüber. Sie berichteten von viel niedrigeren Verbräuchen nach ihrer eigenen Erfahrung.
Zum Teil betraf dies auch das Model Y, das nach den ADAC-Angaben eine noch stärkere Diskrepanz zwischen dem Normverbrauch von 16,9 kWh/100 km und dem Ecotest-Ergebnis von 21,2 kWh/100 km aufwies. Darauf wurde sogar ein YouTube-Kanal aus dem fernen Australien aufmerksam – und der ging so weit, dem deutschen Auto-Club gezielte Manipulation vorzuwerfen. Angesichts von 10 oder 20 anderen Tests, bei denen das Model Y in derselben Ausführung Long Range (LR) mehr als 500 Kilometer weit gefahren sei, können die vom ADAC ermittelten 415 Kilometer Reichweite nicht stimmen, sagt The Electric Viking in dem Video.
Im Titel stellt er noch die Frage, ob deutsche Medien „Tesla-Sabotage“ betreiben oder einen unbeabsichtigten Fehler gemacht haben, im Video aber lässt der YouTuber mit 164.000 Abonnenten erkennen, dass er stark der ersten Variante zuneigt. Die 415 Kilometer Reichweite für das Model Y LR seien „offensichtlich einfach erfunden“, sagt er. Statt dieser Version habe der ADAC die Basis mit kleinerem Akku getestet, aber den Lesern erzählt, dass es das Modell mit dem größeren war. 20 Millionen Menschen in Europa hätten so den Eindruck vermittelt bekommen, dass das Model Y in dieser Hinsicht schrecklich sei, „wahrscheinlich absichtlich“.
In den Kommentaren bekam der YouTuber für diese Behauptung viel Zuspruch. Mehr als Vermutungen schienen aber nicht dahinter zu stehen. Das Hauptargument von The Electric Viking sind die anderen Tests, die nach seinen Angaben viel höhere Reichweiten für das Tesla Model Y LR gezeigt haben. Tatsächlich kam es zum Beispiel bei dem US-Portal Edmunds 510 Kilometer weit, bis der Akku fast leer war. In Norwegen blieb das Model Y LR nach 451 Kilometern liegen. Dabei handelte es sich aber um einen Winter-Test, und der Tesla war noch mit einem etwas kleineren Akku als heute ausgestattet.
ADAC: Alle Elektroauto-Ecotests gleich
Bei beiden Tests dürfte allerdings langsamer gefahren werden als in dem Zyklus, den der ADAC für seinen Elektroauto-Ecotest nutzt. Die Edmunds-Strecke führt nach Angaben des Portals zu 60 Prozent über Stadtstraßen und zu 40 Prozent über Highways, auf denen in Kalifornien maximal Tempo 105 erlaubt ist, und in Norwegen darf man nirgends schneller als 100 km/h fahren. Der ADAC-Test dagegen spielt sich auf dem Prüfstand ab, und knapp ein Viertel des Zyklus wird bei der deutschen Richtgeschwindigkeit von 130 km/h gefahren, geht aus einer Erklärung dazu hervor.
Weil der Verbrauch von Elektroautos stark vom Tempo abhängt, könnte darin schon die Erklärung für die scheinbar unvereinbaren Tesla-Ergebnisse liegen. Auf Nachfrage von teslamag.de wies der ADAC den Verdacht der Manipulation von sich, ebenso wie die Möglichkeit, beim Model Y einen Fehler gemacht zu haben. Die behauptete Verwechslung (ob versehentlich oder absichtlich) sei „nicht nachvollziehbar“, schrieb ein Testexperte des Auto-Clubs. Grundsätzlich würden alle Elektroautos im Ecotest unter identischen Bedingungen geprüft, Methoden und Technik dafür seien zertifiziert, und sämtliche Messungen würden komplett protokolliert.