Der norwegische Auto-Club NAF und die Zeitschrift Motor haben erneut eine große Zahl von Elektroautos auf eine möglichst lange Rundfahrt geschickt – um herauszufinden, welches von ihnen trotz der derzeit herrschenden Kälte die größte Reichweite bis zum Nachladen hat. Zum ersten Mal dabei waren die deutschen Luxus-Elektroautos Mercedes EQS und BMW iX mit jeweils mehr als 100 Kilowattstunden Akku-Kapazität. Trotzdem kam keines weiter als das vergleichsweise bescheidene Tesla Model 3.
Tesla Model 3 fährt am weitesten
Am diesjährigen Wintertest nahmen 31 Elektroautos teil, berichtet der NAF in einem Artikel darüber. Vom Mercedes EQS war dabei am meisten zu erwarten, denn der hat selbst als 580 4matic eine WLTP-Reichweite von 645 Kilometer, also rund 30 Kilometer mehr als das Tesla Model 3 Long Range (LR). Der BMW in der Ausführung iX xDrive50 kommt nach Norm trotz gut 105 Kilowattstunden Akku-Kapazität weniger weit, nämlich 591 Kilometer. Hier dürfte sich unter anderem die höhere Karosserie bemerkbar machen.
Diese drei sehr unterschiedlichen Elektroautos waren es auch, die in dem NAF-Test am weitesten kamen. Aber die Reihenfolge ist anders als nach WLTP, denn das Tesla Model 3 schaffte die längste Strecke; anders als andere Tester hören die Norweger erst auf, wenn wirklich nichts mehr geht, also nicht schon bei Warnungen oder 0 Kilometer angezeigter Rest-Reichweite. Das Model 3 verweigerte nach 521 Kilometern die Weiterfahrt, während der Mercedes EQS schon 8 Kilometer früher stehenblieb und der BMW iX nach 503 Kilometern. Die Außentemperaturen lagen dabei zwischen 0 Grad und -8, die Strecke führt über Autobahnen und Landstraßen sowie einen Berg hinauf und dann zurück. Schneller als 110 km/h darf man in Norwegen nirgends fahren.
Ein gutes Stück früher als der 500er-Club an der Spitze blieb das Tesla Model Y LR stehen: nach 451 Kilometern. Nach der WLTP-Angabe von 507 Kilometern handelt es sich dabei noch um die Version mit etwas kleinerem Akku als beim Model 3 LR. Inzwischen nennt Tesla für das Model Y mit 533 Kilometern einen höheren WLTP-Wert, was sich auch auf die Realreichweite auswirken dürfte. Ein VW ID.3 Pro S kam in dem Norwegen-Test 435 Kilometer weit, der Kia EV6 in zwei Ausführungen 423-429 Kilometer. Dazwischen stoppte mit dem NIO ES8 das erste Elektroauto, das von dem chinesischen Startup Nio nach Norwegen exportiert wird.
WLTP-Wert bei Model Y realistischer
Eine lobende Erwähnung bekam mit dem BYD Tang noch ein zweites China-Fahrzeug für Norwegen. Denn mit 356 Kilometern bis zum Stillstand erreichte es zwar nur das Mittelfeld, blieb damit aber nur 11 Prozent unter seiner WLTP-Angabe. Das war der beste Wert in dieser Hinsicht. Das Tesla Model Y lag mit 11,05 Prozent (und deutlich mehr absoluter Reichweite) nur knapp dahinter, während sich beim Model 3 LR eine Abweichung von 15,15 Prozent nach unten ergab. Beim kleinsten Model 3 gehörte sie mit 22,9 Prozent zu den höchsten, und die 31,8 Prozent beim Skoda Enyaq iV80 waren sogar so viel, dass der NAF einen Nachtest plant