Bild: Tesla / Ford
Mit Ford hat ein weiterer der großen traditionellen Auto-Hersteller angekündigt, dass er jetzt das vorhat, was seit dem zunehmenden Erfolg von Tesla immer mehr von ihnen machen: mehr in Elektroautos einschließlich eigener Batterien investieren. Bis 2025 sollen 30 Milliarden Dollar dafür ausgegeben werden und der eigene Elektroauto-Anteil 2030 global 40 Prozent erreichen, gab das Unternehmen am Mittwoch in einer Anleger-Veranstaltung bekannt. Zum vergangene Woche vorgestellten Pickup F-150 mit Batterie-Antrieb teilte Ford mit, er sei seitdem 70.000-mal reserviert worden. Bei der Tesla-Alternative Cybertruck soll diese Zahl allerdings schon eine Million überschritten haben.
Guter Start für Ford-Elektroauto
Der F-150 Lightning ist für die USA ungefähr das, was der Volkswagen ID.3 für Deutschland war: die elektrische Neuinkarnation des für das jeweilige Land typischen Verbrenner-Autos, im Fall von Ford also des gleichnamigen Pickups ohne Lightning-Zusatz und bei VW des Kompakt-Klassikers Golf. Allerdings scheint das Ford-Elektroauto im US-Format einen deutlich besseren Start erwischt zu haben. VW nannte für den ID.3 ein Jahr nach der Vorstellung und zwei Monate vor dem Liefer-Start im vergangenen September 37.000 Reservierungen. Ford meldete jetzt nach einer Woche 70.000 für seinen Elektro-Pickup.
Der Ford-Wert dürfte die höchste Zahl von Vorbestellungen sein, die ein nicht von Tesla stammendes Elektroauto bislang einsammeln könnte. Für das Model 3 gab es seinerzeit nach Berichten bis zu 500.000 davon, für die man zudem 1000 Dollar anzahlen musste. Später beim Cybertruck verlangte Tesla nur noch 100 Dollar. Schon am Tag nach der Vorstellung im November 2019 verkündete CEO Elon Musk 146.000 Bestellungen, dann 187.000 und am dritten Tag 200.000 Stück. Dann stellte er das öffentliche Mitzählen ein, aber im Februar 2020 ermittelte ein Tesla-Club anhand von gemeldeten Bestell-Nummern eine halbe Million.
Auf derselben Daten-Grundlage meldeten mehrere US-Medien an den vergangenen Tagen, inzwischen sei sogar die Marke von 1 Million Cybertruck-Bestellungen überschritten. Im Vergleich dazu machen sich die 70.000 beim F-150 Lightning mickrig aus, obwohl Ford zunächst ebenfalls nur 100 Dollar verlangt.
Zahl von Tesla-Club wohl zu hoch
Allerdings dürften die inoffiziellen Tesla-Zahlen anders als die offiziellen von Ford auch einen großen Anteil von Auslandsbestellungen enthalten – dabei soll der Cybertruck laut CEO Musk zumindest in der ersten Version nur für Nordamerika sein. Realistischer für den tatsächlich bedienbaren Markt dürfte deshalb eine Angabe von Musk von August 2020 sein. Damals sprach er von mindestens 200.000 Cybertruck-Bestellungen, während die Tabelle des Clubs gut 700.000 ergab.
Wenn diese Quote gleich geblieben ist, würde das heute etwa 285.000 aus Nordamerika bestellte Tesla-Pickups bedeuten, und wenn sie schon am Anfang so war, 57.000 davon an den ersten drei Tagen. Zusätzlich ist dabei zu beachten, dass Tesla die Bestellungen sehr einfach macht: teslamag.de hat es am Mittwoch ausprobiert, und der Vorgang dauerte nur etwa eine Minute und war ohne viele Daten möglich. Bei Ford dagegen muss man erst einmal über eine US-Postleitzahl einen Händler auswählen und dann mit Email-Verifizierung ein Konto anlegen.
Insofern erscheint durchaus denkbar, dass die ernst gemeinten Vorbestellungen für Tesla Cybertruck und Ford F-150 Lightning allein in den USA nach wenigen Tagen auf einem vergleichbaren Niveau liegen. Tesla-CEO Musk dürfte auch diese zusätzliche Elektro-Option trotzdem begrüßen, denn via Twitter gratulierte er Ford dazu. Fast sicher scheint jedenfalls, dass der elektrische Ford in seinem Heimatland zum Auftakt besser angekommen ist als der Golf-Nachfolger VW ID.3 in seinem.