Was in Deutschland die Kompaktklasse ist, sind in den USA die Pickups: das beliebteste Segment auf dem jeweiligen Auto-Markt, aus dem zugleich das bestverkaufte Einzelmodell kommt. In Deutschland ist das natürlich der VW Golf und in den USA fast genau so natürlich der Pickup Ford F-150. Als elektrisches Pendant zum Golf gibt es seit vergangenem Spätsommer den VW ID.3. Und in den USA hat Ford jetzt den F-150 Lightning präsentiert, also seinen Pickup-Bestseller als Elektroauto. Es soll mit hohem Praxisnutzen punkten und ein ganzes Haus mit Strom versorgen können – und in der Basis nicht mehr kosten als der kleinste Tesla Cybertruck.
Preise ungefähr auf Cybertruck-Niveau
Nachdem US-Präsident Joe Biden am Vortag schon einen kleinen Test-Start mit einem Lightning-Prototypen gemacht hatte und in seiner Elektroauto-Rede nichts von Tesla sagte, stellte Ford den E-Pickup am Mittwochabend offiziell vor. Anders als der Cybertruck soll er stets mit Allradantrieb ausgestattet sein. Die Norm-Reichweite des Lightning-Ford wird in der Basis mit 230 Meilen (370 km) angegeben, während der Cybertruck mindestens 250 Meilen weit kommen soll. Zu seiner Ladeleistung hat Tesla noch nichts Konkretes gesagt. Ford gibt bis zu 150 Kilowatt an, was deutlich unter den bis zu 250 Kilowatt bei Model 3 und Model Y liegt.
Als Preis nannte Ford in einer Presseinformation ab 39.974 Dollar. Der gilt für das „gewerblich orientierte Einstiegsmodell“, das aber offenbar auch private Kunden bestellen können; den Cybertruck soll es ab 39.900 Dollar geben. Mit mehr Komfort und Technologie kommt bei Ford dann die Lightning-Variante XLT. Sie kostet 52.974 Dollar, also etwas mehr als der Tesla-Pickup in der mittleren Version für knapp 50.000 Dollar. In einer Platinum-Ausstattung will Ford um die 90.000 Dollar verlangen, mehr als Tesla für seinen besten Cybertruck mit drei Motoren, der dann mehr als 500 Meilen Reichweite haben soll.
Der Cybertruck sollte ab Ende des Jahres zu haben sein, neuere Aussagen von Tesla-Chef Elon Musk sind aber vorsichtiger. Ford nennt als Start für den F-150 Lightning das kommende Frühjahr. Eine seiner Besonderheiten ist der riesige Front-Kofferraum. Er soll ungefähr 400 Liter Volumen haben, was manchem normalem Kofferraum Konkurrenz macht – und bei Pickups vielleicht besonders praktisch ist, weil deren Haupt-Laderaum normalerweise offen ist (beim Cybertruck lässt er sich allerdings verschließen). Außerdem soll Fords Elektro-Pickup sowohl über viele Steckdosen mobilen Strom für Gerätschaften liefern als auch im Notfall ein ganzes Haus mit Energie versorgen können. Dafür ist ein zusätzlicher Wechselrichter erforderlich, für den Ford als Partner Sunrun gewählt hat.
Gratulation von Tesla-Chef Musk
Ein großer Touchscreen wie bei Tesla ist inzwischen nicht nur bei neuen Elektroautos fast selbstverständlich, und auch Software-Updates per Funk kündigte Ford für den F-150 Lightning an. Neben dem Akku für 230 Meilen Reichweite soll es einen größeren mit 300 Meilen (482 km) geben.
Congrats to @Ford on embracing an electric future!
— Elon Musk (@elonmusk) May 20, 2021
All das hört sich solide an, aber nicht so, als hätte Ford Tesla mit seinem Elektro-Pickup technisch eingeholt. Eher könnte er Vorteile beim Design haben, denn die Stahl-Keilform des Cybertruck gefällt nicht jedem, während der Ford auch elektrisch aussieht, wie ein großer US-Pickup eben aussieht. Tesla-CEO Elon Musk jedenfalls begrüßte das neue Angebot des Konkurrenten im wichtigsten US-Segment: „Glückwunsch an Ford für das Setzen auf eine elektrische Zukunft“, kommentierte er einen frühen Artikel über die Vorstellung.