Bild: Tesla (Nickel-Erz, gezeigt beim Batterie-Tag im September 2020)
„Bitte baut mehr Nickel ab!“, appellierte Tesla-CEO Elon Musk vor knapp zwei Jahren an Rohstoff-Unternehmen, die sich möglicherweise unter den Zuhörern seiner Telefon-Konferenz zu den Geschäftszahlen im zweiten Quartal 2020 befanden. Wem das auf effiziente und ökologisch vertretbare Weise gelinge, der werde einen riesigen Vertrag bekommen, lockte er. Seitdem wurden zwar mehrere Nickel-Einkäufe durch Tesla bekannt, aber laut einem Bericht gab es ohne Ankündigungen noch mehr davon. Und ein Analyst sieht das Unternehmen bei der gesamten Batterie-Lieferkette für Elektroautos fünf bis zehn Jahre voraus.
Nickel-Lieferant sieht Tesla vorn
Der russische Angriff auf die Ukraine lässt das Thema Rohstoff-Knappheit akut werden, aber Tesla beschäftigt sich schon seit vielen Jahren damit. Als Betreiber der Batterie-Gigafactory zusammen mit Panasonic im US-Bundesstaat hat das Unternehmen auch schon seit 2016 damit zu tun – anders als traditionelle Hersteller, von denen viele den Eindruck erweckten, von dauerhaft mehr als genug Batterie-Verfügbarkeit auszugehen.
Mit BMW hat inzwischen auch der letzte der deutschen angekündigt, doch in eigene Batterie-Fabriken mit Partnern zu investieren. Aber Tesla macht das schon lange, und geht dabei nicht nur mit Nickel bis hinunter auf die Rohstoff-Ebene, die nach Ansicht von Marktforschern von manchen Elektroauto-Neueinsteigern bei ihren Fabrik-Plänen vernachlässigt wird. Am Dienstag grübelte der Analyst Adam Jonas in einer auf Twitter veröffentlichten Analyse, wie denn die Ankündigung einer Erhöhung der Tesla-Aktienzahl vom Vortag eine derart positive Reaktion der Aktie habe auslösen können. Seine Antwort: Der Markt beginnt unabhängig davon zu erkennen, dass Tesla bei der Elektroauto-Lieferkette fünf bis zehn Jahre Vorsprung hat.
NEWS: Morgan Stanley analyst Adam Jonas has released a new $TSLA note: Defying Gravity: Key Thoughts on Tesla at $1,100 pic.twitter.com/hOokZ7d5rO
— Sawyer Merritt (@SawyerMerritt) March 29, 2022
Batterien vom anderen Ende der Welt aus Regionen mit hohen geopolitischen und ökologischen Risiken seien ebenso wenig nachhaltig wie die hohen Kosten dafür, schrieb Jonas. Die Lieferkette der globalen Auto-Industrie müsse komplett neu gestaltet werden, und Tesla sei einzigartig gut dafür positioniert, diesen Neuaufbau zu beschleunigen. Zunehmend werde das Unternehmen als Infrastruktur- und Plattform-Anbieter angesehen werden. Entscheidend für das globale Elektroauto-Rennen werde sein, wer über genügend Materialien dafür verfügt, und die Börse sage, dass Tesla hier weit vorne liege.
Das ist eine relativ abstrakte Betrachtung, aber am Mittwoch lieferte die Nachrichten-Agentur Bloomberg konkrete Neuigkeiten dazu. Tesla habe seit 2021 unter anderem einen mehrjährigen Vertrag über Nickel aus Kanada mit dem Rohstoff-Unternehmen Vale geschlossen, berichtete sie unter Berufung auf informierte Personen. Ganz offiziell sagte ein Sprecher des Nickel-Lieferanten Talon Metals, allgemein sei nicht klar, welchen Vorsprung Tesla bei Batterie-Materialien habe. Auch der bekannte Investor Gene Munster von Loup Ventures erklärte, Tesla habe sich bei Nickel einen versteckten Wettbewerbsvorteil verschafft und sei anderen Unternehmen mehrere Schritte voraus.
Rohstoff für anspruchsvolle Elektroautos
Nickel wird nach Aussagen von Tesla-Chef Musk in Zukunft nur für die leistungsfähigsten Batterien benötigt, während er für Elektroautos mit Standard-Reichweite und stationäre Speicher Zellen auf LFP-Basis mit weniger seltenen Rohstoffen verwenden will. Bislang sind sie hauptsächlich in China verbreitet, kommen aber mit dem Tesla Model 3 seit Herbst 2020 auch vermehrt nach Europa. Auf Dauer soll die LFP-Chemie laut Musk zwei Drittel der bei Tesla verbauten Kapazität ausmachen. Für anspruchsvolle Fahrzeuge wie Semi, Cybertruck und Roadster dürfte das Unternehmen aber dennoch in Zukunft viel mehr Nickel benötigen als heute – und scheint gut darauf vorbereitet zu sein.