Bild: Martin Zink
Frühe Tesla-Kunden kennen den Trick schon seit 2020: Das Model 3 ist als junges Gebrauchtfahrzeug im europäischen Ausland so begehrt, dass es sich nach einem halben Jahr mit Gewinn dorthin verkaufen lässt, wenn man den deutschen Umweltbonus in Höhe von 6000 Euro vom Kaufpreis abzieht. Inzwischen hat sich das herumgesprochen und offenbar solche Ausmaße angenommen, dass Tesla im vergangenen Dezember reihenweise Mehrfach-Bestellungen stornierte, die den Verdacht erweckten, auf diesen „Dänemark-Move“ ausgelegt zu sein. Und auch die Bundesregierung will laut einem Bericht jetzt dagegen vorgehen, indem sie die Mindesthaltedauer für die deutsche Elektroauto-Prämie verlängert.
30.000 Elektroautos schnell ins Ausland
Das Bundeswirtschaftsministerium habe das Problem der schnellen Verkäufe hoch subventionierter Elektroautos erkannt, teilte es laut einem Bericht der Wirtschaftswoche von diesem Mittwoch auf Anfrage mit. Aktuell werde an einer veränderten Förderung gearbeitet und dabei auch „eine Verlängerung der Mindesthaltedauer geprüft“, lautete die offizielle Auskunft. Inoffiziell sollen Kreise des Ministeriums aber deutlich konkreter geworden sein: Vom Jahr 2023 an solle eine verlängerte Frist von zwölf statt bislang sechs Monaten gelten.
Es sei schließlich nicht Sinn der Förderung, mit der Elektroauto-Kaufprämie ein neues Geschäftsmodell für Händler und Käufer zu schaffen, ließ das Wirtschaftsministerium offiziell weiter wissen. Für die Wirtschaftswoche handelt es sich bei der bisherigen Praxis der schnellen Verkäufe deshalb um „Missbrauch“, und zwar sogar um massenhaften. Denn aus einer Analyse des Center of Automotive Management gehe hervor, dass der deutsche Elektroauto-Bestand von Januar bis September 2021 nur um 207.435 Einheiten zugenommen habe, obwohl es im selben Zeitraum 236.695 Neuzulassungen gab. Ungefähr die Differenz von 30.000 Elektroautos sei deshalb wohl jung im Ausland gelandet, was einer Fördersumme von bis zu 240 Millionen Euro entspreche.
Als einen seiner ersten Amtsakte hatte das Wirtschaftsministerium unter der neuen Führung des Grünen-Politikers Robert Habeck Ende 2020 die deutsche Elektroauto-Subvention von bis zu 3000 Euro Umweltbonus plus 3000 Euro Innovationsprämie zunächst verlängert. Gleichzeitig kündigte Habeck aber eine „Neuaufstellung“ ab 2023 an und nannte bereits strengere Regeln für Plugin-Hybride als eines der Elemente davon.
Tesla Model 3 nach 11 Monaten über Neupreis
Nachdem in letzter Zeit auch Massenmedien über die lukrativen Tesla-Verkäufe nach sechs Monaten zu berichten begannen, scheint als weitere Neuerung nach dem Wirtschaftswoche-Bericht auch die längere Haltefrist festzustehen. Das Ministerium geht davon aus, dass bei mindestens 12 Monaten Haltedauer der anschließende Elektroauto-Verkauf ins Ausland finanziell deutlich weniger attraktiv wird, heißt es darin.
Zumindest bei Tesla ist das aber wohl gar nicht so sicher. Denn wir stehen vor dem Abschluss des Verkaufs unseres Model 3 nach knapp 11 Monaten und 19.900 Kilometern (das wir keineswegs in dieser Absicht erworben hatten): für 51.000 Euro, also sogar ohne Abzug der 6000 Euro Subvention 30 Euro mehr, als wir dafür einschließlich Liefergebühr bezahlt haben. Der Kaufvertrag ist unterschrieben und der Tesla (s. Foto oben) abgegeben. Sobald das Geld eingetroffen ist, werden wir erneut berichten.