Bild: Tesla (Symbolfoto)
Dass die Verbreitung von Elektroautos in China früher begonnen hat als in den meisten Staaten des Westens, ist kein Zufall. Schon seit 2018 gibt es dort ein System, das die Branche mit einer Mischung aus Strafpunkten für zu hohe Emissionen und Gutschriften für hohe Elektroauto-Quoten in die gewünschte Richtung drängt. Ähnlich wie jetzt in der EU können Hersteller mit besseren Werten dabei einen Teil ihres CO2-Vorsprungs an andere verkaufen. Laut einem Bericht hat Mitte des Monats der Handel damit für das Jahr 2020 begonnen – und Tesla könnte bis zu 340 Millionen Euro damit einnehmen.
Kein Hersteller hat mehr Credits als Tesla
Bis Ende August müssen Hersteller, die im vergangenen Jahr zu hohe Verbrenner-Emissionen und/oder zu wenige Elektroautos hatten, die Regierung über ihre Ausgleichsmaßnahmen informieren, berichtete vergangene Woche die Publikation CnEVPost. Mit der Bekanntgabe der Punkte für 2020 Mitte Juli sei der Auftakt für den Handel damit erfolgt. Insgesamt sollen 4,37 Millionen positive Credits und 1,07 Millionen negative Credits angefallen sein.
Laut CnEVPost hat kein Hersteller in China mehr CO2-Guthaben zu vergeben als Tesla. Das ist nicht verwunderlich, denn von den Elektroautos aus seiner Gigafactory in Shanghai wurden 2020 mehr verkauft als von jeder anderen Marke. So soll eine Gesamtzahl von gut 860.000 Credits zusammengekommen sein. Am nächsten kommt diesem Wert mit 754.000 Credits BYD, das zwar auch Verbrenner-Autos verkauft, aber zunehmend Plugin-Hybride und reine Elektroautos. Das zweithöchste Guthaben unter den reinen Elektroauto-Hersteller hat mit 200.000 Credits Nio.
Welchen Wert dieser Vorsprung gegenüber den Mindestanforderungen jeweils hat, werden erst die Verhandlungen unter den Herstellern zeigen. Laut dem Bericht kam 2018 meist ein Preis um 1000 Yuan pro Credit heraus, umgerechnet rund 130 Euro; 2019 sollen es nur noch 500 Yuan gewesen sein. Aktuell schätze eine Bank den Preis aber auf 2500-3000 Yuan pro Credit. Für Tesla würden sich damit also Gesamt-Einnahmen von umgerechnet 260-340 Millionen Euro allein für 2020 ergeben und BYD könnte mit ähnlich hohen Einnahmen rechnen. Das dürfte aber nur dann gelten, wenn alle Credits auch gekauft werden, und es gibt etwa viermal so viele positive wie negative.
Stellantis als CO2-Partner in EU weggefallen
Für Tesla spielen solche und ähnliche Konstrukte zur Elektroauto-Förderung weltweit eine bedeutende Rolle. Im vergangenen Jahr betrugen seine Einnahmen daraus insgesamt rund 1,6 Milliarden Dollar, im ersten Quartal 2021 waren es allein 518 Millionen Dollar. Ein großer Abnehmer in der EU, wo seit 2020 Maximalwerte für die rechnerischen Flotten-Emissionen eingehalten werden müssen, ist aber zuletzt weggefallen: Fiat-Chrysler, das in dem noch größeren Konzern Stellantis aufging, hat die dafür getroffene Pool-Vereinbarung mit Tesla gekündigt.