Die Auto-Industrie weltweit ist in Bewegung – längst nicht nur, aber zu guten Teilen durch den von Tesla und strengeren Emissionsvorschriften ausgelösten Trend zur Elektrifizierung. Eines der Ergebnisse davon ist, dass vor kurzem die zwei Auto-Konzerne Fiat-Chrysler (FCA) und PSA Group zur neuen 14-Marken-Gruppe Stellantis verschmolzen. FCA gehörte bislang zu den größten Abnehmern für Emissionsguthaben von Tesla, doch dank des französischen Beitrags mit sparsamen und elektrischen Autos will Stellantis in diesem Jahr keine CO2-Zahlungen mehr an Tesla leisten. Für das Maschinenbau-Unternehmen Comau, das die italienische Seite mit einbrachte, hat die Fusion dagegen negative Folgen, denn ihm brechen die Aufträge weg – aber dafür bekommt es neue von Tesla.
Comau-Anlagen für drei Tesla-Fabriken
So hat Tesla nach Informationen von teslamag.de aus diesem Januar bei Comau in China tonnenweise Roboter-Technik für seine deutsche Gigafactory bei Berlin bestellt. Insgesamt 180 Standard- und 10 Spezial-Container mit Produktionsanlagen sollten eigentlich schon ab März auf der Baustelle in Grünheide eintreffen. Bislang haben lokale Beobachter keine derartigen Großlieferungen gemeldet, was damit zusammenhängen könnte, dass vor kurzem der Start-Termin für Giga Berlin verschoben wurde.
Möglicherweise schon früher könnte deshalb eine weitere Tesla-Bestellung bei Comau ankommen, in diesem Fall für die USA: Anträgen bei der Stadt Fremont sei zu entnehmen, dass Tesla in seinem dortigen Werk neue Automatisierungstechnik der italienischen Stellantis-Tochter installieren möchte, berichtete am Freitag der Blog Teslarati. CEO Elon Musk hat in der Corona-Krisenzeit im vergangenen Frühjahr damit gedroht, diesen Tesla-Standort langfristig aufzugeben, einstweilen aber wächst auch das Stammwerk. So soll eine Zelt-Struktur, die für die Produktion des Model Y genutzt wird, laut Berichten von diesem Februar einem festen Gebäude weichen.
https://twitter.com/JoeTegtmeyer/status/1390816065907793926
Denkbar wäre, dass bei dieser Gelegenheit die Comau-Technik Einzug hält – welche Maschinen genau Tesla verwenden möchte und in welchem Umfang, lässt sich dem Teslarati-Bericht nicht entnehmen. Aber in einer Reaktion darauf auf Twitter meldete ein regelmäßiger Beobachter der entstehenden Gigafactory in Texas, dass auch dort Anlagen des Unternehmens zum Einsatz kommen werden: „Comau hat seit Anfang Februar Roboter- und andere Automatisierungstechnik in Giga Texas installiert“, schrieb @JoeTegtmeyer.
Zusammen mit der deutschen macht das schon drei Tesla-Fabriken, in denen der in den 1970er Jahren von Ingenieuren in Turin gegründete Roboter-Maschinenbauer zum Zuge kommt. Naheliegend wäre dann, dass auch die recht neue Gigafactory in China dabei ist. In seiner Heimat dagegen war Comau laut einem Bericht der italienischen Publikation The Post Internazionale (TPI) schon länger von der schwindenden Bedeutung der Region bei Autos betroffen und ist seit der Stellantis-Fusion sogar noch weniger gefragt. Ende April meldete Comau in Italien neun Wochen Freistellung für 157 seiner 900 Beschäftigten an, berichtet TPI. Laut Gewerkschaften hätten vor allem Konzern-Unternehmen als die wichtigsten Comau-Kunden Bestellungen gestrichen.
Gigafactory China durch Nio-Krise früher
Vielleicht also hilft eine Krise anderswo in der bewegten Auto-Branche Tesla erneut, billiger oder zumindest schneller an Produktionsanlagen für weiteres Wachstum zu kommen. So war es schon einmal 2019 in China: Damals hatte das Start-up Nio finanzielle Probleme und musste den Bau einer Fabrik verschieben. Die Pressen-Straße dafür aber war schon bestellt und angezahlt, berichtete später der Nio-Gründer William Li. Zum Glück für beide Seiten fand er in Tesla einen dankbaren Abnehmer im selben Land. Die Anlage landete in der Gigafactory in China – laut Li sechs bis sieben Monate früher, als es ohne Nio-Vorbestellung möglich gewesen wäre.