Bild: Tesla (Symbolfoto)
Ähnlich wie bei Elektroauto-Batterien ist im vergangenen Jahr auch bei Photovoltaik- und Windkraft-Anlagen der langjährige Trend zu immer weiter sinkenden Preisen unterbrochen worden. Ebenfalls ähnlich wie bei Autos lag das an einer Kombination aus steigenden Material-Preisen und Logistik-Problemen, was aber in beiden Fällen weiterhin kräftiges Wachstum nicht verhindern konnte. Die Internationale Energie-Agentur IEA sagt vor diesem Hintergrund voraus, dass die Kosten für erneuerbaren Strom auch 2022 und 2023 auf erhöhtem Niveau bleiben werden – aber dass vor allem Photovoltaik trotzdem neue Zubau-Rekorde hinlegen wird.
Photovoltaik führt Zubau an
Schon im vergangenen Jahr war der weltweite Photovoltaik-Zubau im Großmaßstab nach den neuen Daten der IEA mit 79 Gigawatt größer als je zuvor. Bei Onshore-Wind gab es nach dem Boom vom Vorjahr einen Rückgang, der aber von mehr neuen Offshore-Anlagen und Wasserkraft zusammen mit Photovoltaik mehr als ausgeglichen wurde. Insgesamt kamen in 2021 so 294 Gigawatt neue Kapazität für saubere Stromerzeugung weltweit hinzu, 6 Prozent mehr als 2020 und damit ein neuer Rekord.
All das spielte sich wie bei Elektroautos, deren globale Verkaufszahl sich in 2021 angeführt von Tesla mehr als verdoppelte, in einem Umfeld neuerdings steigender Preise ab. Bei Windkraft habe vor allem teurere Fracht die Gesamtkosten erhöht, bei Solaranlagen eine Kombination dieses Faktors mit steigenden Preisen für Polysilizium und Metalle. Im Durchschnitt würden neue Installationen in diesem Jahr 15-25 Prozent mehr kosten als in 2022, schätzt die IEA. Im Jahr 2023 soll sich dieser kurze Trend wieder umkehren, der Preis aber nur bei Photovoltaik schon unter das Niveau von 2020 fallen.
Dennoch sagt die Agentur vor allem Solarstrom schon für dieses Jahr einen neuen Rekord-Zubau voraus. Photovoltaik werde mit plus 25 Prozent am stärksten wachsen und mit 190 Gigawatt 60 Prozent der gesamten neuen Erneuerbaren-Kapazität weltweit ausmachen. Bei Onshore-Wind soll es eine leichte Erholung auf knapp 80 Gigawatt geben, offshore einen Rückgang auf 13 Gigawatt, nachdem sich der Zubau in 2021 durch einen Boom vor endenden Sondersubventionen in China vervierfacht habe. Im Jahr darauf dürfte der Zubau laut IEA insgesamt knapp unter dem Niveau von diesem Jahr liegen, wenn keine neuen politischen Vorgaben hinzukommen.
Strom-Großhandelspreise vervielfacht
Falls das nicht ausreicht, würde das aber wohl nicht an den zwischendurch gestiegenen Kosten liegen. So erhöhte sich der Zuschlagspreis bei Auktionen für neue Solar- und Windkraftwerke in Spanien laut IEA Ende 2021 um etwa 20 Prozent – doch auch so mache er nur ein Zehntel des Strom-Großhandelspreises dort in den letzten 14 Monaten aus. In Spanien sowie Deutschland, Frankreich und Italien sei Strom im Großhandel von 2016 bis 2020 um mehr als das Sechsfache teurer geworden. Seit fünf Jahren seien deshalb die vereinbarten Abnahme-Preise selbst bei den teuersten Onshore-Windprojekten nur halb so hoch wie heute auf dem freien Strom-Markt. Und ganz neue Photovoltaik- und Windanlagen würden trotz der jüngsten Anstiege immer noch zu deutlich niedrigeren Kosten produzieren, als man seit sechs Monaten im Großhandel für Strom ausgeben müsse.