Bild: Michael Metzger
Eine wichtige Kooperation für Tesla geht weiter: Mindestens noch einmal fünf Jahre wird die Gruppe um Jeff Dahn an der kanadischen Dalhousie University in einer exklusiven Partnerschaft mit dem Elektroauto- und Energie-Unternehmen Batterie-Forschung betreiben, wie die Universität am Montag mitteilte. Gleichzeitig wird Dahns Team um zwei viel versprechende jüngere Wissenschaftler im Rang von Assistant Professors mit eigenen Forschungsgruppen verstärkt. Einer davon ist der aus Deutschland stammende Diplom-Physiker und Doktor der Chemie Michael Metzger. In einem per E-Mail geführten Interview erzählte er teslamag.de, wie es dazu kam und was er vorhat.
teslamag.de: Sie sind sofort nach Ihrem Doktoranden-Studium in München in die USA gegangen. War das Ihr Wunsch oder eher Notwendigkeit, weil es in Deutschland damals in Ihrem Bereich zu wenig Aktivität gab?
Metzger: Ich wollte gern ins Ausland, und das Research and Technology Center North America von Bosch im Silicon Valley hat mir die Möglichkeit gegeben, an innovativen Batterieprojekten zu arbeiten. Ich habe viel gelernt über Festkörperbatterien in Zusammenarbeit mit einem Startup in der Bay Area und hatte viele bereichernde Kooperationen mit Wissenschaftlern an führenden Instituten in Kalifornien, wie dem Lawrence Berkeley National Lab und der Stanford Universität. Darüber hinaus hatten wir Zugang zu einmaligen Einrichtungen wie der Stanford Synchrotron Radiation Lightsource, wo wir Synchrotron-Strahlung fuer unsere Batterieforschung benutzen konnten. Alles in allem waren das tolle dreieinhalb Jahre in den USA, die ich nicht missen will. Aber auch in Deutschland passieren gerade spannenden Dinge für junge Forscher im Batteriebereich – siehe Teslas Gigafabrik nahe Berlin.
Wie kam der Wechsel an die Dalhousie University zustande?
Ich kannte Jeff bereits von einem Treffen an der TU München, wo er uns Doktoranden wirklich begeistert hat mit seiner offenen Art und einzigartigen Herangehensweise an wissenschaftliche Probleme – Jeffs Labor hat Materialen und diagnostische Methoden für Batteriezellen entwickelt, die heute eine große Rolle in der Industrie spielen. Ein Beispiel ist „Ultra High Precision Charging“, womit man kleinste unerwünschte Nebenreaktionen in Batterien erkennen kann. Wir blieben in Kontakt und wissenschaftlichem Austausch zu unseren Forschungsthemen, trafen uns auf Konferenzen und so habe ich schließlich auch über Jeff von den neuen Positionen an der Dalhousie Universität erfahren. Es war natürlich sofort klar, dass ich diese einmalige Chance ergreifen wollte, habe meine Bewerbung eingereicht und bin absolut geehrt, dass sich das Komitee für mich entschieden hat.
Ist die Stelle in Kanada eine Vollzeit-Position?
Es ist eine Vollzeitstelle hier an der Dalhousie Universität, und ich habe meine Position bei Bosch gegen Ende vergangenen Jahres verlassen.
Wie viele Leute arbeiten an Ihrem Lehrstuhl?
Hier am Lehrstuhl haben wir ca. 25 sehr talentierte und motivierte Studenten. Jeff, Chongyin Yang, der neue Tesla Canada Chair, und ich arbeiten mit diesen Studenten und betreuen ihre Forschungsprojekte. Die Idee ist, dass Chongyin und ich in Zukunft neue Studenten betreuen und unsere eigenen Forschungsgruppen vergrößern. Hier gibt es jede Menge interessanter Möglichkeiten, um spannende Forschung zu machen. Wir haben ein bunt gemischtes Team und ein tolles Arbeitsklima am Lehrstuhl. Wenn also Studenten das lesen und Begeisterung für Batterieforschung haben, die wirklich einen Beitrag leisten kann zu nachhaltiger Mobilität und erneuerbarer Energie: Meldet Euch!
Können Sie schon sagen, womit Sie sich als erstes beschäftigen werden?
Generell ist unser Ziel, Batterien zu entwickeln, die sehr lange Lebenszeit haben, hohe Energiedichte aufweisen und nachhaltig sowie auch kostengünstig sind. In meiner Forschungsgruppe befassen wir uns mit drei Schwerpunktthemen: Wir entwickeln neue diagnostische Methoden, um Batteriealterung zu verstehen; wir forschen an Lithium-Metall-Batterien, die nicht wie herkömmliche Zellen Graphit-Anoden verwenden, sondern metallisches Lithium an der Anode aufweisen, wodurch eine höhere Energiedichte erreicht werden kann; und wir wenden unser Batterie-Knowhow auch auf ein neues Forschungsfeld an, die elektrochemische Entsalzung von Wasser.
Ist schon absehbar, welche Form die Zusammenarbeit mit Tesla haben wird?
Wir unterstützen Tesla auf dem Weg zu einer Zukunft mit nachhaltiger Mobilität und Energieerzeugung. Das ist ein anspruchsvolles Ziel, das jede Menge harte Arbeit verlangt. Hier an der Dalhousie Universität sind nicht nur unsere Batteriezellen energiegeladen, sondern auch unser junges Team an hochtalentierten, wissbegierigen und motivierten Studenten. Wir verfolgen viele spannende Projekte, bringen neue Ideen ein und stehen stets in engem Austausch mit Tesla. Am Ende des Tages ist eine der wichtigsten Aufgaben für uns hier an der Universität auch die Ausbildung neuer Talente für die Batteriebranche.
Bekommen Sie konkrete Vorgaben, woran geforscht werden soll, von Tesla bzw. indirekt über Jeff Dahn?
Ein wichtiges Merkmal unserer Arbeit ist, dass wir kreative neue Konzepte, Materialien und Methoden für die Batterieforschung entwickeln. Dafür spielt die Kreativität der Studenten eine große Rolle, aber auch die riesige Erfahrung von Jeff, und manchmal gibt es auch konkrete industrierelevante Fragestellungen von Tesla.
Wäre auch Arbeiten direkt bei Tesla eine Option für Sie gewesen?
Mich begeistert die Arbeit mit jungen motivierten Studenten, daher bin ich froh, den Weg zurück in eine akademische Laufbahn gefunden zu haben. Tesla ist ein extrem attraktiver Arbeitgeber, bei dem man wirklich etwas bewegen kann. Dennoch glaube ich, dass ich hier mit meiner eigenen Forschungsgruppe auch einen wichtigen Beitrag zu Elektromobilität und Energiespeicherung leisten kann. Ich hoffe, dass unsere Arbeit für viele Menschen von Bedeutung sein wird – Jeff Dahn ist dafür ein tolles Vorbild und ein wichtiger Mentor.
Was hoffen Sie, in den ersten fünf Jahren der Tesla-Kooperation erreichen zu können?
In der akademischen Welt gibt es viele Arten, um Erfolg zu messen. Publikationen und Zitationen, Erfindungen, erfolgreiche Studenten, die ihren Weg in Industrie oder Forschung gehen. In fünf Jahren hoffe ich, dass wir Tesla mit vielen konkreten Ideen weitergebracht haben, dass wir neue Methoden entwickelt haben, die auch anderen Forschern nutzen, und dass wir bei zahlreichen Studenten eine Begeisterung für unser Forschungsfeld geweckt haben.
Ihnen ist offenbar (noch) nicht verboten worden, mit Journalisten zu kommunizieren? Tesla ist in dieser Hinsicht ja manchmal etwas speziell.
Ich bin immer begeistert, über unsere Arbeit zu sprechen und zu zeigen, was wir hier im Labor machen. Ein großer Teil unserer Arbeit wird in wissenschaftlichen Journalen veröffentlicht, und wir zeigen viele unserer Daten auf Konferenzen. Tesla ist ein fantastischer Partner, der auch respektiert, dass wir in der Wissenschaft unsere Arbeit kommunizieren müssen.
Fahren Sie selbst ein Elektroauto?
Momentan erkunde ich Halifax zu Fuß und genieße meine morgendlichen Spaziergänge zur Uni. Halifax hat viel maritimen Charme und ist eine tolle Stadt. Falls wir mal zu viel Schnee bekommen, muss ich eventuell auf andere Mobilitätsformen ausweichen – vielleicht einen Cybertruck. Der kann ja dank exzellenter Batterietechnologie auch bei tiefen Temperaturen schnell laden.