Bild: Supercharger aus neuer Produktion in China (Foto: Tesla)
In China hat Tesla bislang mehr Konkurrenz auf dem Elektroauto-Markt als in Europa und erst recht in den USA, und die meisten anderen Hersteller versuchen, Kunden in niedrigeren Preissegmenten zu gewinnen. Eine Ausnahme bildet dabei das Startup Nio, das eine hochwertige Marke aufzubauen versucht und dabei auch auf besonderen Service setzt. So bietet Nio ein wachsendes Netz von Stationen, an denen Besitzer seiner Elektroautos ihren Akku wechseln lassen können statt ihn aufzuladen. Auch Tesla hatte so einen Dienst testweise schon einmal. Doch als jetzt in China Gerüchte laut wurden, er könne wieder eingeführt werden, gab es aus dem Management eine klare Absage.
Tesla testete früh Akku-Wechsel
Heute ist das Supercharger-Netz für Tesla-Besitzer fast eine Selbstverständlichkeit, doch es musste erst einmal konzipiert und dann realisiert werden. Zuvor machte eine Zeitlang das Unternehmen Better Place eines früheren SAP-Vorstands von sich reden, das stattdessen ein Netz von schnellen Wechsel-Stationen aufbauen wollte; im Jahr 2013 endete es allerdings in der Insolvenz. Nio aber hat die vorübergehend auch von Tesla verfolgte Wechsel-Idee aufgegriffen und will Ende des Jahres 500 Stationen dafür in China betreiben.
Tesla selbst testete ab Ende des Jahres 2014, als parallel der Aufbau des Supercharger-Netzes schon begonnen hatte, eine Wechsel-Station in Kalifornien. Nach Berichten aus dieser Zeit dauerte ein Batterie-Tausch beim Model S damals sieben Minuten und kostete rund 80 Dollar. Das Angebot war zeitweise ausgebucht, aber trotzdem erklärte Tesla-CEO Elon Musk, es werde wohl nicht erweitert. Ende 2016 war auch die Test-Station nicht mehr aktiv, berichtete der Blog Teslarati.
Nio in China ließ sich weder vom Scheitern von Better Place abhalten noch von dem aufgegebenen Test bei Tesla. 2014 baute das Unternehmen seine erste Akku-Tauschstation und meldete Mitte 2020 schon 135 Stück davon in 59 chinesischen Städten. In diesem Januar wurde eine neue Generation vorgestellt, die 312 Tausch-Aktionen pro Tag schaffen soll, dreimal so viele wie die vorherige.
Vor diesem Hintergrund kam Ende Februar die Meldung, Tesla habe die Angaben zu seiner Geschäftstätigkeit in China um „Verkauf von Batterietausch-Stationen“ erweitert. Der Vorteil davon ist laut der Publikation Cnevpost, dass Elektroautos mit tauschbaren Akkus von einer Begrenzung des förderfähigen Verkaufspreises ausgenommen sind. Also wurde spekuliert, Tesla könne sich zumindest in China zur Wiedereinführung dieser Option entschieden haben.
„Schnelles Elektroauto-Laden am besten“
Zunächst dementierten nur anonyme Quellen diese Gerüchte, am vergangenen Wochenende aber meldete sich mit Grace Tao Lin, VP External Affairs, eine hochrangige Tesla-Managerin offiziell dazu zu Wort. Auf der Sozial-Plattform Weibo bedankte sie sich für das Interesse und erklärte Tausch-Stationen zu einer guten Option in manchen Bereichen wie Taxis oder Busse. Bei privaten Elektroautos aber sei Tesla schon immer der Meinung gewesen, dass schnelles Nachladen der beste Weg sei.
Tao Lin erinnerte daran, dass früher bei vielen Geräten der Konsumelektronik austauschbare Batterien der Standard waren. Heute dagegen seien in Laptops und Smartphone schnell wieder aufladbare Akkus integriert. Ähnlich sei schnelles Laden statt Wechseln auch für Elektroautos die beste Lösung, zumal die Tesla-Supercharger immer größer und leistungsfähiger würden. Nach Angaben der Managerin gibt es in China mittlerweile gut 6000 einzelne Supercharger-Säulen, die Zahl der Standorte ist auf supercharge.info mit 786 angegeben. Nio nennt mit Stand Ende Februar 190 Wechsel-Stationen und zusätzlich 120 eigene Standorte für Laden mit bis zu 180 Kilowatt, genannt Power Charger.