An der US-Börse Nasdaq gibt es neben Tesla noch einen weiteren Hersteller nur von Elektroautos: das 2014 gegründete chinesische Unternehmen Nio, das schon zwei schicke E-SUV auf dem Heimatmarkt hat und noch 2020 mit dem EC6 einen Crossover ähnlich dem Tesla Model Y ausliefern will. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 6 Milliarden Dollar ist Nio im Vergleich zu Tesla winzig. Aber trotzdem kümmert sich das Unternehmen so wie schon früh Tesla um eine eigene Lade-Infrastruktur – aber auf seine eigene Weise.
Schneller als am Tesla-Supercharger
Denn Nio setzt, und das schon seit Ende 2017, statt auf schnelle Ladestationen für Elektroautos wie bei den Tesla-Superchargern auf schnelle Wechsel-Stationen. Dort werden geladene Akkus für Nio-Besitzer vorgehalten, die mit leerer Batterie ankommen. Die ganze Prozedur dauert, wie ein Ende 2019 veröffentlichtes Video aus Peking zeigt, nur etwa 5 Minuten und geht vollautomatisch vor sich. Das scheint anzukommen: Wie Nio Ende Mai mitteilte, gab es an seinen inzwischen 131 Tausch-Stationen in China soeben den 500.000. Wechsel.
Ein Lade-Vorgang an einem Superchargern ist in dieser Zeit selbst mit einem Tesla Model 3 an einer schnellen V3-Station mit bis zu 250 Kilowatt nicht zu schaffen. Schon bis 80 Prozent vergehen hier gut 20 Minuten, die Luxus-Elektroautos Model S und Model X brauchen wegen ihrer größeren Akkus und niedrigeren Ladeleistung noch länger.
Der Zeit-Vorteil von Tauschen statt Laden ist also offensichtlich, aber trotzdem ist mit Better Place Project aus Israel schon früh ein anfangs gefeiertes Unternehmen gescheitert, das mit diesem Konzept groß werden wollte. Auch Tesla baute schon 2014 eine Station zum Akku-Wechsel, die damals für Aufsehen sorgte. 2016 folgte noch eine Patent-Veröffentlichung, vorangetrieben aber wurde bei Tesla nur der Supercharger-Ausbau, und von Tauschen war seitdem nichts mehr zu hören.
Akkus bei Nio auch zum Mieten
Von Nio aber sehr wohl. Im Dezember 2017 wurden die Pläne für Power Swap verkündet, im Mai 2018 eröffnete in Shenzhen die ersten Station, und bei den aktuell 131 Stück soll noch lange nicht Schluss sein; Tesla betreibt laut supercharge.info in China derzeit 281 Supercharger-Stationen. Einer der Punkte, der manche beim Tausch-Konzept stört, ist die Tatsache dass man dabei immer einen anderen Akku bekommt, möglicherweise in schlechterem Zustand als den vorigen oder eigenen. Dem begegnet Nio, indem anders als bei Tesla, aber ähnlich wie zum Beispiel bei Renault die Akkus auch zum Mieten angeboten werden.