Bild: GAC Group
Versprechen und Konzepte für neue Wunder-Batterien und -Akkus gibt es reichlich, in der Praxis aber ist bislang nichts davon angekommen – stattdessen feiert angeführt von Tesla die LFP-Chemie ein Comeback, die zwar keine Spitzenleistungen bietet, aber mit niedrigen Kosten und hoher Sicherheit punktet. Die chinesische Marke Aion aber steht nach eigenen Angaben tatsächlich vor dem Marktstart mit einer in Elektroautos bislang nicht genutzten Technologie. In Tests soll ein Akku damit innerhalb von acht Minuten von 0 bis 80 Prozent geladen worden sein – kaum langsamer als ein Verbrenner an der Zapfsäule.
Fast doppelt so hohe Leistung wie Tesla
Aion ist die reine Elektroauto-Marke des staatseigenen Autohersteller GAC Group und bietet bislang die drei Modelle S, LX und V an. Der Mitte 2020 gestartete Aion V (s. Foto) ist ein Crossover im eher kompakten Format, also eher VW ID.4 als Tesla Model Y. Ein Platz in den Top-10 der China-Bestseller blieb ihm anders als der Limousine Aion S bislang verwehrt, aber ab September könnte sich das ändern. Denn dann soll die Serienproduktion des Kompakt-Crossovers V mit dem neuen Super-Akku beginnen.
Man habe eine extrem schnell ladende Batterie auf Graphen-Basis entwickelt, die es schon in die Phase konkreter Tests in Elektroautos auf der Straße geschafft habe, teilte die Aion-Besitzerin GAC Ende Juli mit. Das Material sei wegen der hohen Kosten bislang als „schwarzes Gold“ bezeichnet worden, doch GAC habe eine neue Produktionstechnologie dafür entwickelt, die um den Faktor 10 billiger sei. Derzeit sollen Winter-Tests mit dem Aion V als dem ersten Fahrzeug damit laufen. Der Start der Serienproduktion mit dem Graphen-Akku sei für diesen September geplant und werde dann „eine neue Entwicklungsphase in der Elektroauto-Branche“ einleiten.
Nach Angaben von GAC lässt sich die Batterie auf Graphen-Basis mit 3C oder 6C laden, also mit dem Drei- oder Sechsfachen ihrer Kilowattstunden-Kapazität in Kilowatt. Bei der höheren Stufe soll es so nur 8 Minuten dauern, bis der Aion-Akku wieder zu 80 Prozent geladen ist. Die Kapazität selbst wird in der Mitteilung nicht genannt, soll beim V aber nach früheren Informationen bis zu 80 Kilowattstunden betragen. 6C würde dann eine Ladeleistung von 480 Kilowatt bedeuten, viel mehr als bislang bei Tesla mit bis zu 250 Kilowatt oder auch beim Porsche Taycan als dem Elektroauto, das derzeit die höchste Leistung verträgt.
Aion-Akku mit langer Lebensdauer
Wahrscheinlich könnte man fast beliebige andere Akkus ebenfalls mit 6C laden, aber das würde stark auf Kosten ihrer Haltbarkeit gehen. GAC jedoch schreibt zu seiner Graphen-Technologie zusätzlich, sie werde auch „die Batterie-Lebensdauer stark erhöhen“, also das Gegenteil davon. Zudem habe der Akku den schärfsten Sicherheitstest überhaupt gemeistert: einen Beschuss. Laut der Publikation CnEVPost war bei einer Demonstration des Akkus in dieser Woche von einer Lebensdauer bis zu 1 Million Kilometer bei 6C-Ladungen die Rede, allerdings unter der Einschränkung, dass das Auto damit „bei Zimmertemperatur“ gefahren wird.