Bild: Tesla (Symbolbild)
Eigentlich sah alles nach einem vergleichsweise mühelosen Rekord von Tesla im aktuellen dritten Quartal aus: Die Produktion in den Elektroauto-Fabriken in Kalifornien und China läuft wieder und nimmt zu, weltweit kommen Wirtschaft und Logistik nach ihrem Coronavirus-Einbruch wieder in Gang, und auf Export-Märkten wie Deutschland stiegen die Tesla-Auslieferungen schon im August deutlich, statt wie sonst üblich erst im letzten Monat eines Quartals nach oben zu schießen. Umso überraschender kam an diesem Montag die Meldung, dass Tesla-CEO in einer E-Mail an Mitarbeiter schrieb, neue Rekorde seien nur mit beispiellosem Einsatz an den letzten September-Tagen möglich. Doch manche Tesla-Beobachter glauben, dass Musk nur missverstanden wurde.
Mail von Tesla-Chef klang vorsichtig
Die E-Mail von Musk wurde zunächst von dem Blog Electrek und dann auf Twitter veröffentlicht. Tesla habe „eine Chance, bei den Auslieferungen ein Rekord-Quartal zu erreichen“, schrieb der CEO. Das hört sich angesichts der hohen Erwartungen bereits vorsichtig an, aber Musk schränkte noch weiter ein: Die Tesla-Mitarbeiter müssten dafür im kurzen Rest des September pro Tag mehr Elektroautos an ihre Besteller ausliefern als je zuvor.
Dass Tesla einschließlich CEO Musk persönlich an den letzten Tagen eines Quartals alles gibt, ist die Regel. Doch dass der Tesla-Chef jetzt schrieb, ohne neue Tages-Rekorde werde es im laufenden dritten Quartal keinen Gesamt-Rekord geben, war dennoch eine Überraschung. Selbst Analysten trauten Tesla laut Electrek dieses Mal im Vorfeld neue Höchstwerte bei den Auslieferungen zu. Zu schlagen wäre die Zahl von 112.000 Übergaben, die Tesla (damals unerwartet) im vierten Quartal 2019 erreichte, zuletzt wurde an der Börse mit 121.000 gerechnet.
I disagree with the following interpretation in this article https://t.co/G7f2fgVJ9m:
"It would put deliveries between 110,000 and 115,000 vehicles."
My delivery estimate is 144K. Here is how my estimates have changed throughout the quarter. I'm working on an update. pic.twitter.com/keedGC0DPs
— Troy Teslike (@TroyTeslike) September 21, 2020
Möglicherweise würden sich die Verkäufe in China nicht entwickeln wie erhofft, suchte Electrek relativ ratlos nach Gründen für den aktuellen Musk-Dämpfer per E-Mail. Tesla-Beobachter auf Twitter aber kamen später zu einem ganz anderen Schluss: Eigentlich habe der CEO genau das Gegenteil gemeint, denn in seiner Mail habe er sich vielleicht nur auf Teslas aus dem Stammwerk in Fremont bezogen. Zu einem knappen oder knapp verfehlten Rekord mit Elektroautos aus der US-Fabrik würden dann die aus der Gigafactory in China hinzukommen, die erst seit Anfang dieses Jahres in Serie produziert.
Tesla-Beobachter erhöht Prognose
Dazu ist schon bekannt, dass Tesla in diesem Juli und August zusammen rund 25.000 Model 3 in China produziert hat. Mindestens diese Zahl sowie die September-Produktion in der chinesischen Fabrik würde, wenn die neue Interpretation stimmt, zu den Teslas aus Fremont noch hinzukommen – im günstigen Fall wären so insgesamt 150.000 Auslieferungen und mehr im dritten Quartal 2020 möglich. Der meist optimistische, aber auch treffsichere Tesla-Beobachter @jpr007 auf Twitter nahm die Meldung zur Musk-Mail jedenfalls zum Anlass, seine mittlere Prognose auf 147.500 zu erhöhen.