Bild: @Bl3D_Eccentric
146 Meter hoch sollen sie werden – die Türme für die zukünftigen Start-Plattformen des Starship-Raketensystem von SpaceX im texanischen Boca Chica. Aus Kreisen der Federal Aviation Administration, der amerikanischen Luftfahrtbehörde, heißt es nun, Elon Musks Weltraum-Firma wolle an den Türmen Arme installieren, die auch in der Lage sein sollen, Raketenteile vertikal anzuheben. CEO Musk selbst erklärte bereits Ende Dezember, die Startstufe des Starship, genannt „Super Heavy Booster“, solle bei ihrer Landung von Roboter-Armen aufgefangen werden.
Musk-Vorliebe für Godzilla-Motive
Nun sollen die Arme also nicht nur die aus der Atmosphäre zurückkehrenden Booster einfangen und zum Stillstand bringen, sondern womöglich auch eine Starship-Oberstufe und die Nutzlast oben auf einen gelandeten und wiederbefüllten Booster setzen können. Dies würde eine Wiederverwendbarkeit binnen weniger als einer Stunde ermöglichen, was besonders bei Starship-Flugverbindungen auf der Erde hilfreich wäre.
Der Baubeginn für den ersten Turm erfolgte bereits, erhebliche Baufortschritte sind seit Mitte März sichtbar. Und Elon Musk schrieb in einem Tweet vom 10. April, der Starship-Turm mit den Fang- und Kran-Armen sei im Grunde „Mechazilla“, in Anlehnung an das Monster Mechagodzilla aus den Godzilla-Filmen mit den starken metallenen Armen und Greifhänden. Musks Affinität zu diesem Thema zeigte sich auch bei der Umbenennung des riesigen Raupenkrans, den das deutsche Unternehmen Liebherr an SpaceX lieferte: Er heißt jetzt Tankzilla. Auf Twitter regte das die Fantasie vieler SpaceX-Fans an.
https://twitter.com/Julius_Burton/status/1345436609848684550
Abgesehen von derartigen Science-Fiction-Ideen stellt sich die Frage, ob die Starship-Raketenstufen angesichts der Auffanglösung mit den Armen noch Landebeine brauchen. Diese erwiesen sich bei den letztlich sämtlich gescheiterten bisherigen Landungen der Starship-Prototypen SN8 bis SN10 als problemanfällig. Außerdem erhöhen Landebeine das Gewicht der Rakete deutlich. Ebenso ist unklar, ob es bei Landungen mit Auffang-Arm noch Triebwerkszündungen braucht. Das Wiederzünden der Raptor-Triebwerke kurz über dem Boden war bei allen Starship-Testflügen, inklusive der jüngsten Explosion von SN11, die Hauptfehlerquelle. Musk schrieb dazu Anfang April, dass er die Landungen der Booster vertikal mit Armen anstrebt.
Flug Prototyp SN15 im April möglich
Für die Starship-Oberstufe wäre ein Einfangen unmittelbar nach einem horizontalen Gleitflug am besten, ohne Wiederzündung der Triebwerke. Allerdings scheint das technisch fast unmöglich. Die nächstbeste Lösung ist laut Musk, die Oberstufe ebenso wie die Booster vertikal aufzufangen. Die Triebwerke sollten nur im Notfall zum Landen eingesetzt werden. Viele Fragen bleiben also noch offen. Relativ klar ist: Soll das Starship auf Mond oder Mars landen, wird es dort zunächst keine Türme und Fangarme geben. Die klassische, bei den Falcon-Raketen bewährte und bei den Starships bisher noch nicht fehlerfreie Landetechnik mit Triebwerken und Beinen wird über kurz oder lang also zumindest jenseits der Erde funktionieren müssen.
Der in vielen Punkten verbesserte Prototyp SN15 wird dies womöglich schon bald vormachen. Am 8. April wurde er zur Startplattform gebracht. Ein Flug könnte noch in diesem Monat stattfinden. Ziel von SN15 und seinen Nachfolgern wird der Test der neuen Baureihe sein, inklusive gesteigerter Flughöhen und endlich gelungener Landungen – vorerst weiter mittels Triebwerken und Landebeinen.