Mit dem Starship in 29 Minuten von London nach New York, in rund 50 Minuten von Europa nach Australien. Solche superschnellen irdischen Flugstrecken für das Mars-Raumschiff kündigte Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk bereits 2017 an. Danach wurde es ruhiger um die suborbitalen Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Doch im Juli 2020 wurde bekannt, SpaceX habe zwei ausgemusterte Ölplattformen für einen Schnäppchenpreis erworben. Im Januar ankerten die beiden Plattformen, benannt „Phobos“ und Deimos“ nach den beiden Mars-Monden, in texanischen Häfen und werden nun zu schwimmenden Start- und Lande-Plattformen umgerüstet. Und Ende Februar schrieb Elon Musk auf Twitter, er wolle schwimmende Plattformen für Starship überall auf der Welt verankern. Zum ersten Mal könne eine solche Hochseeplattform Ende dieses Jahres zum Einsatz kommen.
Mit bis zu 25.000 km/h um die Erde
Die meisten derartigen Weltraumhäfen würden wahrscheinlich einige Dutzend Kilometer vor der Küste bzw. vor den Häfen großer Städte liegen. Mit Schnellbooten würden Passagiere zur Plattform gebracht, wie ein SpaceX-Film schon zeigte. Das Starship selbst würde von zentralen SpaceX-Zentren zu diesen Plattformen fliegen, dort die Passagiere aufnehmen und in Rekordzeit um die halbe Welt bringen. 20fache Überschallgeschwindigkeit, rund 25.000 km/h, könnten beim Flug erreicht werden.
Wie bei späteren Mars-Missionen soll der Treibstoff Methan für irdische Starship-Flüge synthetisiert werden. Langfristig solle das auch direkt auf den Starship-Plattformen geschehen, kündigte Musk auf Twitter an: In einer Sabatier-Reaktion, unterstützt von Energie aus Wind und Sonne, werde aus CO2 und Wasser Methan und Sauerstoff gemacht. Damit könnten die superschnellen Flüge sogar als klimaneutral gelten.
Short-term, CH4 delivered & O2 produced. Propellant is ~78% O2. Long-term, Sabatier reaction to convert CO2 + H2O -> CH4 + O2 using wind & solar power.
— Elon Musk (@elonmusk) February 24, 2021
Bemannte Flüge dieser Art für mehrere hundert Passagiere liegen dennoch zumindest einige Jahre entfernt. Noch ist Starship bei größeren Testflügen nicht erfolgreich gelandet, wie die Bruchlandungen der Prototypen SN8 und SN9 in den letzten Monaten zeigen. Der nächste Test einer verbesserten SN10 wird im Laufe der nächsten Tage erwartet. Funktioniert Starship reibungslos, wird die Kombination mit dem Super Heavy-Booster für erste Testflüge zu Mond und Mars sicher die Priorität von SpaceX sein. Für Punkt-zu-Punkt-Flüge auf der Erde würde Starship den Booster nicht brauchen, wohl aber einige zusätzliche Raptor-Triebwerke. Fracht-Transporte könnten die erste Anwendung für irdische Flüge sein, solange die Zuverlässigkeit für Passagiere nicht nahezu garantiert ist.
Neue Konzepte für Hyperschallflüge
Betriebswirtschaftlich stehen hinter solchen Hyperschallflügen, erst recht nach Covid und dem Umstieg vieler Geschäftsreisender auf virtuelle Konferenzen, erhebliche Herausforderungen. Der einzige jemals wirklich operationell erfolgreiche Überschalljet Concorde scheiterte schließlich an extrem hohen Treibstoff- und Wartungskosten und an einem für alle Passagiere tödlichen Absturz im Jahr 2000. Freilich basierte ihre Technik auf dem Stand der sechziger Jahre. Die NASA will ab 2022 die Lockheed Martin X-59 mit Mach 1,5 als Testflugzeug für künftige leise Überschallflugzeuge erproben. Auch andere Unternehmen, wie das US-Start-up Boom Supersonic, arbeiten an möglichen neuen Überschallflugzeugen.