So gespenstisch war ein Starship-Testflug noch nie. Morgens um 8 Uhr Ortszeit (15 Uhr deutscher Zeit) an diesem Dienstag hob der Prototyp SN11 von Elon Musks Marsrakete ab. Der Nebel um das SpaceX-Testgelände im texanischen Boca Chica war so dicht, dass man die Rakete auf den Kamerabildern zunächst gar nicht sah. Doch sie hob ab, und bald zeigten die Kameras die drei Raptor-Triebwerke, die mustergültig feuerten und das Starship aus dem Nebel in die Höhe trugen. Sukzessive schalteten dann zwei der drei Triebwerke ab, mit dem letzten erreichte die Rakete nach vier Minuten die geplanten zehn Kilometer Höhe.
Das Bild friert ein – und dann ein Knall
Allerdings bestätigten nur die Telemetrie-Daten das Erreichen der Gipfel-Flughöhe, denn die Bord-Kameras waren gerade ausgefallen. Auch das erfolgreiche Orientieren in die Seitenlage, den „belly flop“, belegten nur die Daten. 4:43 Minuten nach dem Start zeigten die Kameras wieder die Triebwerke und die Außenhaut: Alle Raptors waren abgeschaltet wie geplant, und SN11 sank in Seitenlage Richtung Erdboden, zu diesem Zeitpunkt bereits wieder auf sechs Kilometer Höhe gesunken. Bei 5:30 Minuten nach dem Start war die Landung nur noch eine knappe Minute entfernt. Bei 5:46 schickten sich die Raptors zur Landezündung an. Bei 5:49 sieht man den ersten Flammenstrahl – aber dann friert das Kamerabild erneut ein. Wenige Sekunden später ist ein lauter Knall über Boca Chica zu hören. Auf dem noch immer nebelumhüllten Bild der Bodenkamera sieht man Trümmerteile herabfliegen. SN11 wurde noch weit über dem Boden zerstört.
Die vierte Höhen-Testflug eines Starship-Prototypen stand offenbar unter keinem guten Stern. Schon der erste Versuch mit einer statischen Zündung der Raptor-Triebwerke von Starship SN11 am 15. März wurde abgebrochen. Erst eine Woche später wurde der Triebwerkstest – diesmal erfolgreich – nachgeholt. Doch dann zeigte sich, dass ein Triebwerk repariert werden muss. Am 26. März folgte mit dem ausgebesserten Raptor eine weitere gelungene Zündung am Boden.
Ursprünglich wollte SpaceX noch am gleichen Tag einen Startversuch warten, blieb dann aber vorsichtig. Elon Musk schrieb, man wolle sich noch ein paar Dinge genauer ansehen, um eine sichere Landung zu garantieren. An diesem Dienstag folgte der hoffnungsfrohe Start – und die Explosion, noch bevor überhaupt das eigentliche Lande-Manöver begonnen hatte. Kurz nach dem Fehlschlag twitterte Musk: „Es sieht danach aus, dass Triebwerk Nr. 2 Probleme schon beim Aufstieg und dann bei der Landezündung keinen ausreichenden Kammerdruck erreicht hatte. Doch eigentlich wäre das gar nicht nötig gewesen. Irgendetwas (anderes) Kritisches muss kurz nach der Landezündung passiert sein.“ Was das genau war, hofft Musk nach einem Inspizieren der Trümmerteile herauszufinden. Über einen Radius von mehreren Meilen sollen sie verstreut liegen.
Nächster Starship-Prototyp stark verbessert
Nachdem die Starships SN8 und SN9 den Boden erreicht hatten und bei der Landung zerstört worden waren und SN10 erfolgreich landete, aber Minuten später explodierte, markiert SN11 einen wirklichen Rückschlag. Weitere Prototypen dieser Bauart – das wurde schon vorher entschieden – sind ausgemustert. SN15 wird nun das nächste Starship heißen, mit umfangreicheren Verbesserungen, die zu größerer Flughöhe und endlich einer erfolgreichen Landung führen sollen.
Laut Musk soll es aktuell „hunderte Verbesserungen“ geben, in der Hülle, bei der Flugsteuerung, Software und den Triebwerken. Der SpaceX-Gründer hofft, dass diese schon vor dem SN11-Fehlschlag eingeleiteten Änderungen greifen werden. Wenn nicht, wird SpaceX bei der mit SN15 beginnenden neuen Starship-Generation mehr nacharbeiten müssen und mehr Zeit brauchen. Damit könnte der von Musk für Sommer angekündigte erste Orbitalflug deutlich länger auf sich warten lassen. Denn dafür muss auch die Unterstufe funktionieren, der Super Heavy Booster, der 28 Raptor-Triebwerke enthalten soll. Die ersten Tests damit, zuerst am Boden und dann in die Höhe (aber vorerst ohne Starship-Aufsatz) sind bisher für das späte Frühjahr geplant.