Ungewöhnliche Ankündigungen und Vorhaben kennt man vom Tesla- und SpaceX-Chef schon. Doch was Elon Musk zuletzt über sein Raketen-Unternehmen getwittert hat, verschlägt selbst visionären Raumfahrtfans die Sprache: Die neue Startstufe, der riesige „Super Heavy Booster“ für das Mond- und Mars-Raumschiff Starship von SpaceX, soll bei seiner Landung von einem Roboter-Arm eingefangen werden.
SpaceX-Chef schildert Auffang-Lösung
Bisher setzen die – deutlich kleineren – leergebrannten Falcon-Raketen von SpaceX auf Landebeinen auf, damit man sie anschließend wiederverwenden kann. Das schwierige Manöver brachte anfangs viele Fehlschläge mit sich, inzwischen aber wird es von SpaceX routiniert beherrscht.
Die Oberstufe des neuen Starship dagegen, die später auf Mond und Mars aufsetzen soll, hat es bisher nur bei kurzen Hüpfern geschafft, erfolgreich auf Beinen zu landen. Und die Unterstufe, der „Super Heavy Booster“, die das Starship von amerikanischem Boden aus dem Schwerefeld der Erde hinauskatapultieren soll, ist noch nie auch nur abgehoben. Ein erster Testflug wird im Laufe des Jahres erwartet. Doch Musk will schon jetzt die beinfreie Landelösung. „Wir werden versuchen, den Super Heavy Booster mit dem Arm der Startrampe aufzufangen; die Grid Fins sollen die Last aufnehmen“, schrieb der SpaceX- und Tesla-Chef kurz vor Jahresende 2020 auf Twitter.
We’re going to try to catch the Super Heavy Booster with the launch tower arm, using the grid fins to take the load
— Elon Musk (@elonmusk) December 30, 2020
Die von Musk erwähnten „grid fins“ sind die Klappen am oberen Ende der Raketenstufe, die ohnehin sehr stabil konstruiert sind, da sie beim Auf- und Absteigen den Flug kontrollieren. Ein Vorteil wäre, dass die Landebeine überflüssig würden, was Gewicht einspart. Vor allem aber würde der „Super Heavy Booster“ wieder dort aufsetzen, wo er gestartet ist. Er könnte dann sofort gewartet und wieder befüllt werden, und quasi umgehend wieder starten. „Ready to refly in under an hour“, also eine Bereitschaft für einen erneuten Start nach weniger als einer Stunde – das möchte Elon Musk erreichen.
Musk nennt noch keine Details
Eines muss die neue Auffang-Lösung auf jeden Fall sein: sicher und zuverlässig. Denn bei einer fehlerhaften Landung dürften massive Schäden an der Start-Plattform entstehen, was zu großen Verzögerungen führen würde. Alternativ könnte SpaceX mehrere Plattformen betreiben. Doch allein, um nicht ständig Booster reparieren oder neu bauen zu müssen, dürfte das Unternehmen dafür sorgen wollen, dass die Stufe so zuverlässig gefangen wird, wie heute Falcon-9 nur von seinem Triebwerk gebremst gesteuert landet.
Details zu seinem neuen Konzept verriet Musk zunächst nicht, aber Raumfahrt-Fans machten sich nach seiner Ankündigung schon Gedanken darüber, wie das Auffangen konkret aussehen könnte. Eine YouTube-Animation zeigt zum Beispiel, wie Seile seitliche Abweichungen korrigieren, denn der Booster wird nie millimetergenau an der Plattform eintreffen. So ist bislang nur eines sicher: Die beinfreie Landung für den Starship Booster wird wohl kommen. Wie von Elon Musk ebenfalls gewohnt, könnten aber verschiedene Lösungen entwickelt und wieder verworfen werden, bis eine funktioniert.