Bild: IG Metall
Bei ihrer Jahrespressekonferenz hat die IG Metall Berlin-Brandenburg Sachsen am Donnerstag nach eigenen Angaben eine industriepolitische Vision für den Osten Deutschlands beschrieben – und sich in Person ihrer Bezirksleiterin Irene Schulz (s. Foto) auch ausführlich über die Gigafactory von Tesla in Grünheide bei Berlin geäußert. Die liegt schließlich auf ihrem Gebiet und machte Tesla bereits zum größten Industrie-Arbeitgeber Brandenburgs. Doch während die östlichen Länder laut Schulz gute Chancen auf eine erfolgreiche Transformation haben, soll es in der Gigafactory-Belegschaft rumoren.
IG Metall mit Zulauf von Tesla
Nach halboffiziellen Tesla-Angaben von Ende 2022 hatte die deutsche Gigafactory zu dieser Zeit rund 8500 Beschäftigte. Schon als es im Februar des Jahres noch viel weniger und ein großer Teil der passiv Wahlberechtigten Fach- oder Führungskräfte waren, gab es eine Betriebsratswahl für die Fabrik – die statt Gewerkschaftsmitgliedern dann eine Liste gewann, die dem Tesla-Management nahestehen soll. Die nächste Abstimmung dürfte im nächsten Februar folgen: Bei schnell wachsenden Betrieben ist eine Neuwahl schon nach zwei statt vier Jahren möglich.
Schon im Januar 2022 hatte die damalige Bezirkschefin berichtet, das Interesse von Tesla-Beschäftigten an einem Büro, das die IG Metall in der Nähe der Fabrik eingerichtet hatte, sei größer als erwartet. Laut ihrer Nachfolgerin nimmt die Zahl der Mitglieder in der Gigafactory aktuell zu: „Wir werden mehr bei Tesla“, zitierte der RBB Aussagen von Schulz bei der Pressekonferenz am Donnerstag. Eine konkrete Zahl wollte sie laut dem Bericht nicht nennen.
In dieser Hinsicht scheint sich die Gewerkschaft an der Informationspolitik von Tesla zu orientieren, die von Verschlossenheit geprägt ist. So ist bekannt, dass alle Beschäftigten der Gigafactory strenge Geheimhaltungsverträge unterschreiben müssen. Aufsehen erregte in diesem Zusammenhang vor kurzem eine Job-Anzeige, in der Tesla frühere Ermittler für den Schutz geistigen Eigentums und vertraulicher Informationen in und außerhalb der Fabrik sucht.
Gigafactory soll zu wenig Raum lassen
Beides trägt zu einer schlechter werdenden Stimmung in der mit großer Begeisterung gestarteten Belegschaft bei, sagte Schulz laut dem RBB-Bericht, und äußerte die Sorge, dass sie durch zunehmende Unzufriedenheit kippen könne. Allgemein unternehme Tesla nicht genug, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. So sei es im Sommer in der Gigafactory zu heiß gewesen und jetzt im Winter zu kalt, und die Arbeit dort lasse zu wenig Raum für Freizeit, Familie und Erholung. In einen Dialog mit der Gewerkschaft ist Tesla nach Darstellung der Bezirkschefin weiterhin nicht eingetreten, was sie als bedauerlich bezeichnete.