Am Montag hatten die bislang rund 2500 Beschäftigten der neuen Gigafactory von Tesla in Grünheide bei Berlin Gelegenheit, einen Betriebsrat zu wählen, und die große Mehrheit von ihnen hat davon Gebrauch gebraucht: Nach zuverlässigen Informationen von teslamag.de wurden bei der Wahl insgesamt knapp 1900 Stimmen abgegeben, was einer Wahlbeteiligung von 75 Prozent entspricht. Mit rund der Hälfte davon und den meisten Sitzen deutlich gewonnen hat die Liste Gigavoice, der mehrere Beschäftigte höherer Ränge in der Tesla-Fabrik angehören.
Tesla-Liste recht hochrangig besetzt
Damit ist die Zusammensetzung der Arbeitnehmer-Vertretung bestimmt, bevor die deutsche Elektroauto-Fabrik offiziell ihren Betrieb aufgenommen hat – aber die Genehmigung für die Gigafactory könnte noch diese Woche kommen. Der frühe Wahltermin hatte zuvor den Argwohn der Gewerkschaft IG Metall erregt, weil er dafür sorgte, dass nur relativ wenige Beschäftigte zum Betriebsrat kandidieren konnten. Dazu muss man mindestens sechs Monate im Unternehmen sein, aber der Großteil der aktuellen Gigafactory-Belegschaft kam erst nach September 2021. Zudem stellte Tesla anfangs vor allem Manager, Team-Leiter und Ingenieure ein.
Davon sind auch mehrere in der Liste Gigavoice zu finden, die bei der Wahl zum ersten Betriebsrat der Gigafactory gewonnen hat. Ein Flugblatt für sie (s. Ausschnit oben) steckte vorher an Auto-Scheiben auf dem Parkplatz in Grünheide. Ihr Motto lautet demnach „Umsetzen statt blockieren, diskutieren statt streiten“. Tesla bedeute, sowohl anders zu denken als auch etwas anders zu machen, und das solle auch für die Interessen-Vertretung in der Fabrik gelten. Auf der Rückseite sind 53 Namen aus unterschiedlichen Bereichen der Fabrik aufgeführt. Bei den fünf ersten davon, für die Job-Profile bei LinkedIn oder Xing existieren, handelt es sich um zwei Ingenieure, zwei Supervisor und einen Techniker.
Gigavoice führt Gigafactory-Betriebsrat
Mit 881 von 1879 abgegebenen Stimmen wird Gigavoice nach Informationen aus zwei unabhängigen Quellen zehn Mitglieder des Gigafactory-Betriebsrats stellen. Insgesamt dürfte er aus 19 Personen bestehen – einmal wurde zwar eine Gesamtzahl von 20 genannt, aber die gibt es nach dem Betriebsverfassungsgesetz nicht. 404 Stimmen und damit 4 Sitze bekam nach übereinstimmenden Angaben Giga4You, 340 Stimmen für 3 Sitze Heart of Tesla. Zu der Liste Energy for the Future erreichten teslamag.de leicht unterschiedliche Aussagen, plausibler klangen 196 Stimmen verbunden mit 2 Sitzen in dem Gremium.
Die IG Metall reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage zu ihrer Bewertung des Ergebnisses, das ihr ebenfalls schon bekannt sein dürfte. Zuvor hatte sie die Wahl des Betriebsrats für die Tesla-Fabrik mehrmals begrüßt, aber auf die voraussichtlich nicht für die Belegschaft repräsentative Zusammensetzung verwiesen. Am Montag sagte die Gewerkschaft dem neu gewählten Gremium allgemein ihre Unterstützung zu. Außerdem wiederholte sie, sich „einen späteren Wahltermin gewünscht zu haben, um mehr Beschäftigten vor allem aus der Produktion die Teilnahme an der für sie so wichtigen Abstimmung zu ermöglichen“.