Gestern wurde ein Artikel auf The Motley Fool veröffentlicht, der darüber handelt, wie ein Tesla-Kunden nun seit fast acht Monaten (genauer: sieben Monate, drei Wochen und drei Tage) auf die Reparatur seines Fahrzeugs wartet, nachdem dieses bei einem Auffahrunfall beschädigt wurde. Der Artikel wurde vom Kunden selbst verfasst, der sein Fahrzeug immer noch nicht wieder hat.
Der Verfasser ist langjähriger Tesla-Enthusiast und besitzt Aktien des Unternehmens seit 2011. Ende 2015 entschied er sich zusammen mit seiner Frau ein gebrauchtes Tesla Model S zu kaufen, welches er am 27. Januar 2016 erhielt. Von Tesla weiterhin überzeugt, reservierte er sich am 31. März ein Tesla Model 3, also direkt am ersten Tag des Reservierungsbeginns.
11. Juli 2016: Tag des Unfalls
Während der Mann bei der Arbeit war (er arbeitete im Sommer kurzzeitig für Tesla in Fremont), war seine Frau auf dem Heimweg von ihrer Arbeitsstelle. Sie hielt an einer roten Ampel an, als plötzlich hinter ihr ein anderer Fahrer nicht rechtzeitig auf die Bremse trat und ihr mit relativ langsamer Geschwindigkeit hinten auffuhr. Niemand – außer den Fahrzeugen – ist zu Schaden gekommen.
Der Schaden am Model S sah direkt nach dem Unfall so aus:
Laut dem Kunden sieht der Schaden schlimmer aus als er ist. Das liegt daran, da das Model S und X aus einem großen Teil aus Aluminium bestehen, welches – im Gegensatz zu Stahl – weicher ist und leichter zerknautscht. Das wiederum hat große Vorteile in Bezug auf Sicherheit, da es einen Aufprall besser absorbieren kann. Der Nachteil ist, dass Aluminium deutlich teurer ist.
Fast acht Monate Reparaturzeit
Nach weniger als sechs Wochen im Besitz des Kunden, musste das Model S leider zur Reparatur gehen. Obwohl Tesla auch vieles selbst repariert, nutzt man bei größeren Reparaturarbeiten an der Karosserie die vom Unternehmen lizenzierten Body Shops von Drittanbietern. In der unmittelbaren Umgebung des Kunden gab es einen solchen Shop, der die Reparatur durchführen konnte.
Nachdem der Kunde das Auto zum Body Shop gebracht hat, haben die Mitarbeiter die vom Unfall betroffenen Fahrzeugteile abgebaut und entsprechend neue Teile bestellt. Nachdem auch nach drei Monaten die bestellten Fahrzeugteile nicht eingetroffen sind, hat der Kunde direkten Kontakt zu Tesla über die entsprechende Service-Hotline aufgenommen.
Bei Tesla wollte niemand die Verantwortung für dieses Problem übernehmen, sodass der Kunde immer weitergereicht wurde. Erst nach mehrmaligen Versuchen hat ein Service-Manager sich der Sache angenommen. Obwohl einzelne Fahrzeugteile daraufhin eintrafen, haben diese nicht ausgereicht, um die Reparatur zu beginnen, weshalb das Fahrzeug weiterhin in der Werkstatt stand.
Im November, vier Monate nach dem Unfall, garantierte Tesla, dass die Fahrzeugteile spätestens in der letzten Novemberwoche eintreffen würden. Das taten sie jedoch nicht. Mitte Dezember erhielt der Body Shop dann endlich genügend Teile (jedoch nicht alle), um mit der Reparatur zu beginnen. Die Arbeiten sollten jedoch erst Anfang Januar starten, nach den Feiertagen.
Zu den letzten fehlenden Teilen zählten u.a. Blindnieten. Diese sind für Tesla offenbar schwer zu besorgen, da auch ein weiterer Kunde sich im Forum Tesla Motors Club über dasselbe Problem beschwert. Nichtsdestotrotz versicherte Tesla nach einer weiteren Kontaktaufnahme durch den Kunden, dass man die verbliebenen Fahrzeugteile nun geliefert hat.
Ende Januar bestätigt dann auch der Body Shop, dass man alle Teile erhalten hat, um die Reparatur abschließen zu können. Mittlerweile war das Fahrzeug sechs Monate in der Werkstatt und somit länger in Reparatur als im Besitz des Kunden.
Vor wenigen Wochen bestätigt der Body Shop, dass das Fahrzeug demnächst in die Lackiererei kommt, wonach es noch ein paar Wochen braucht, um die lackierten Teile zusammenzusetzen, die Elektronik zu kalibrieren und ein ein paar weitere Arbeiten vorzunehmen. Zudem müsse die 12V-Batterie ausgewechselt werden, da diese nicht mehr aufladen kann (möglicherweise weil das Fahrzeug so lange stand).
Die Werkstatt hatte die Batterie vor eineinhalb Wochen geordert und wartet seither auf die Lieferung. Tesla nutzt offenbar einen speziellen Zulieferer für die 12V-Batterien, welcher mit der Nachfrage des Unternehmens nur schwer hinterherkommt. Sobald Tesla die Batterie liefert, wird das Fahrzeug innerhalb ein oder zwei Tagen fertig sein. Die Fertigstellung ist für diese Woche geplant.
Fahrzeug der Eltern ausgeliehen
Obwohl Tesla oftmals Ersatzfahrzeuge zur Verfügung stellt wenn das Kundenfahrzeug sich im Service befindet, gilt dies nicht für Reparaturarbeiten an der Karosserie. Da der Kunde jedoch entsprechend versichert war, konnte er sich durch seine Versicherung ein Ersatzfahrzeug mieten. Die maximale Mietdauer beträgt hierbei jedoch nur 45 Tage.
Der Kunde müsste sich nach diesen 45 Tagen auf eigene Kosten ein Fahrzeug anmieten, was wiederum 1.000 US-Dollar pro Monat kosten würde – wohlgemerkt: man zahlt weiterhin die monatlichen Kreditraten für den Tesla. Um dem zu entgehen, haben die Eltern des Betroffenen ihm ihr eigenes Fahrzeug zur Verfügung gestellt, da sie es als Rentner nicht häufig bräuchten. Dadurch konnte er bisher 7.000 US-Dollar sparen, die für das Mieten des Ersatzfahrzeugs fällig wären.
Obwohl der Kunde glaubt, dass sein Fall wahrscheinlich ein Ausreißer war, macht er sich dennoch sorgen, wie Tesla ein viel größere Kundschaft befriedigen kann, wenn das Model 3 auf den Markt kommt. Analysten haben schon mehrmals gewarnt, dass der Massenmarkt weniger verzeiht als die meisten bisherigen Tesla-Kunden, die noch als Early Adopter gelten.
Weitere, ähnliche Fälle werden gemeldet
Wahrscheinlich sind acht Monate Reparaturzeit tatsächlich eine Ausnahme. Nichtsdestotrotz zeigen weitere Fälle, bei denen Kunden ebenfalls über mehrere Monate auf Fahrzeugteile warten mussten oder noch müssen, dass es deutliches Verbesserungspotenzial in der Teilebeschaffung gibt.
Ein weiterer Kunde berichtete auf der Internetplattform Reddit vor fünf Monaten über einen Unfall mit seinem Tesla Model S (siehe Bild unten). Vor wenigen Stunden schrieb er, dass er sein Fahrzeug immer noch nicht wieder habe. Zwar sei der Body Shop vor wenigen Wochen mit der Reparatur fertig geworden, da es jedoch völlig neue, überarbeitete Ersatzteile waren, verweigert das Auto seither den Start. Nun sei das Fahrzeug direkt zu Tesla geschickt worden, damit die das Problem beheben.