Bild: Tesla
Auf einen offiziellen Rückruf wegen ausfallender Mediencomputer in älteren Model S und Model X wie in den USA warten deutsche Tesla-Kunden weiterhin, aber dafür ist das Kraftfahrtbundesamt (KBA) jetzt in einer anderen Angelegenheit tätig geworden: Bei 195 Exemplaren des elektrischen Flügeltür-SUV aus den Baujahren 2015 und 2016 müsse die Verklebung einer Zierleiste überprüft und gegebenenfalls überarbeitet werden, ist einer neuen Rückruf-Information der Behörde zu entnehmen. Denn es bestehe die Gefahr, dass sich die Leiste löst „und in den Verkehrsraum gelangt“.
Aktualisierung: Auch der Rückruf älterer Model S und Model X wegen des Mediencomputers MCU ist jetzt offiziell. „Tesla hat uns in Kenntnis gesetzt, das Problem mit einem Rückruf auf freiwilliger Basis zu beheben“, sagte laut einem Bericht der Augsburger Allgemeinen von Donnerstag ein Sprecher des KBA. Eine exakte Zahl nannte er nicht, gab jedoch die Auskunft, bis Januar 2018 seien in Deutschland zusammen rund 7500 Exemplare der beiden Premium-Elektroutos zugelassen gewesen.
Weltweit 12.308 Model X betroffen
Weltweit seien 12.308 Tesla Model X potenziell von dem Leisten-Problem betroffen, teilte das KBA weiter mit. Für den größten Teil davon gibt es aber ohnehin bereits seit vergangenem November einen Rückruf. Über diesen informierte zu dieser Zeit die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA mit ähnlichen Angaben wie jetzt das KBA und nannte die Zahl von 9136 Fahrzeugen in ihrem Zuständigkeitsgebiet. Der Rückruf betreffe alle vom Start der Produktion im September 2015 hergestellten Model X bis Ende Juli 2016, als Änderungen beim Zulieferer vorgenommen worden seien.
Wie die NHTSA detaillierter als jetzt das KBA erklärte, geht es dabei um eine Leiste am Dach direkt hinter der Windschutzscheibe sowie eine weitere in der Mitte vor den Flügeltüren. Diese würden mit Urethan an dem Tesla befestigt, und wenn dabei nicht genügend Grundierung verwendet werde, könne sich die Leiste lösen. Konkrete Fälle von Verletzungen oder Unfällen seien nicht bekannt, schrieb die NHTSA, aber grundsätzlich bestehe eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer.
Den Anteil der Tesla Model X aus dem genannten Produktionszeitraum, bei dem es zu der Ablösung kommen könne, schätzte die US-Behörde auf 10 Prozent. Übertragen auf Deutschland würde das bedeuten, dass bundesweit nur etwa 20 dieser Elektroautos konkret betroffen sind.
Rückruf auch wegen Tesla-MCU (aktualisiert)
Um eine größere Zahl geht es bei dem MCU-Problem, bei dem sich Tesla nach Aufforderung durch die NHTSA in den USA inzwischen zu einem Rückruf entschlossen hat: Bei älteren Model X und auch Model S kann nach mehrjähriger Nutzungszeit die Media Control Unit (MCU) ausfallen, was die Behörde für sicherheitsrelevant hielt. Nachdem sie ihre Rückruf-Aufforderung veröffentlicht hatte, wurde aus dem KBA bekannt, dass es ebenfalls eine solche Maßnahme prüft.
In den vergangenen Tagen schrieb Tesla auch in Deutschland an Besitzer älterer Model S und Model X, bat sie aber, nur dann Kontakt für den vorgesehenen Austausch eines Speicher-Chips aufzunehmen, wenn ihre MCU schon Ausfall-Erscheinungen zeigt. Die neuen Informationen aus dem KBA bestätigen, dass diese Maßnahme als Rückruf eingestuft wird. Vermutlich weil sie als freiwillig und nach Einschätzung des KBA nicht sicherheitskritisch gilt, war sie in der Datenbank der Behörde aber weiterhin nicht zu finden.