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Musk und die Leerverkäufer: CEO trägt mit neuer Kritik zu hohem Tesla-Kursverlust bei

Tesla-Musk

Bild: Tesla (Archiv)

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Mit gut 5 Prozent hat die Aktie von Tesla am Freitag so hohe Verluste verzeichnet wie seit langem nicht mehr. An den am Mittwoch veröffentlichten Geschäftszahlen für 2020 dürfte das nicht gelegen haben, denn der Gewinn im letzten Quartal lag zwar weit unter den Erwartungen, aber Analysten sahen das mehrheitlich als kurzen Ausrutscher in einer langen positiven Entwicklung bei Tesla und erhöhten ihre Kursziele anschließend zum Teil sogar. Eher sieht es deshalb so aus, als sei Tesla von allgemeinen Verwerfungen am Markt in Mitleidenschaft gezogen worden – zu denen CEO Elon Musk selbst beigetragen hat.

Tesla-Chef gießt Öl ins Short-Feuer

Nicht nur Tesla, sondern der gesamte US-Aktienmarkt kam am Freitag unter Druck – der Index S&P 500 verlor rund 2 Prozent. Dazu trugen wie bei Börsen-Ausschlägen nach unten wie oben üblich verschiedene Faktoren bei, aber einer davon war neu: „Die Leute haben etwas Angst zu handeln“, sagte eine ETF-Analystin der Nachrichten-Agentur Reuters. Denn im Internet organisierte Kleinanleger hatten die Woche über für extreme Anstiege bei der Aktie der Spielekette Gamestop gesorgt. In der Folge kam es (wie von ihnen gewünscht) zu Schieflagen bei Leerverkäufer-Hedgefonds sowie (wohl eher ungewollt) bei ihren eigenen Brokern.

Tesla-Chef Musk war daran insofern nicht unbeteiligt, als er schon am Dienstag mit einer kurzen Twitter-Nachricht („Gamestonk“) weiteres Öl in das schon lodernde Short-Feuer goss. Am Tag darauf verdoppelte sich die Gamestop-Aktie erneut – und die Internet-Anleger feierten ihren Sieg über die wegen ihre Negativ-Spekulation auf fallende Kurse nicht nur bei Musk unbeliebten Leerverkäufer. Zeitweise wurde der Anstieg dann aber so extrem, dass die Broker der Kleinanleger Käufe von Gamestop (und einiger weiterer volatiler Aktien) verboten. Das wurde von vielen als Versuch des Finanz-Establishments verstanden, die neu aufkommende Internet-Macht an der Börse zu unterdrücken und die Leerverkäufer vor ihrer gerechten Strafe zu schützen.

Am Donnerstagabend schloss sich der Tesla-CEO auf Twitter der Forderung an, Leerverkäufe zu verbieten, die er auch selbst schon erhoben hatte. „Keinen Respekt für Shorty-Verteidiger“, schrieb er außerdem, „Get Shorty“. Und Musk änderte, wie er es gelegentlich tut, seine Twitter-Kurzbeschreibung: Nur noch „#bitcoin“ steht dort seitdem, und das Kryptogeld, von dem sich manche eine Alternative zum weltweiten Währungssystem erhoffen, machte einen Sprung nach oben. Etwa zur gleichen Zeit lief im deutschen Fernsehen eine Dokumentation über den Groß-Betrugsfall Wirecard – der trotz aller gegenteiliger Bemühungen der deutschen Finanzaufsicht Bafin von Leerverkäufern aufgedeckt wurde.

Fonds zu Käufen gezwungen – und zu Verkäufen

Schon das zeigt, dass die Finanzwelt komplexer ist, als Internet-Enthusiasten und offenbar selbst der Super-Unternehmer Musk glauben. Und der Kursverlust bei Tesla und am Gesamtmarkt liefert weiteres Anschauungsmaterial dafür, wie der frühere Profi-Investor und heute auf Twitter aktive Analyst @garyblack00 darlegte. Durch die hohen Verluste bei ihren Leerverkäufen in Gamestop seien die betroffenen Hedgefonds gezwungen, nicht nur dieses Geschäft zu beenden, sondern auch ähnliche, erklärte er. Aber ihren Short-Positionen stehen meist ganz normale Käufe in anderen Aktien gegenüber, weil das rechnerisch das Gesamtrisiko verringert. Wenn dann Leerverkäufe geschlossen würden, müsse das Gleiche deshalb auch bei den ausgleichenden „Long“-Positionen geschehen.

Insgesamt gehe es bei diesem Effekt um mögliche Verkäufe im Volumen von 1 Billion Dollar, warnte @garyblack, vor allem bei Tech-Aktien wie Apple, Amazon, Microsoft, Google, Facebook oder eben Tesla. Der starke Tesla-Kursverlust am Freitag könnte mangels anderer Erklärungen tatsächlich mit diesem Effekt zusammenhängen. Und laut einer von dem Twitter-Analysten, der Tesla seit langem sehr positiv sieht, eingestellten Studie von JP Morgan war der Abbau von Positionen durch Profi-Fonds bislang nicht extrem und könnte somit noch eine Weile weitergehen. Musk war auch nach dem Einbruch von Freitag noch der reichste Mensch der Welt laut Bloomberg, und seine Leistungen sind unbestritten. Aber zum Schutz kleiner Aktionäre scheint der Tesla-Chef, auch wenn er selbst das vermutlich anders sieht, aktuell nicht unbedingt beizutragen.

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