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Im Prinzip wäre es kein Problem, schon jetzt mit der Produktion des Tesla Semi zu beginnen, sagte CEO Elon Musk in der Telefonkonferenz zu den Geschäftszahlen 2020 – aber es stünden schlicht noch zu wenige Batterie-Zellen für dessen riesigen Akku zur Verfügung. Trotzdem sind die Vorbereitungen für den Start des Elektro-Sattelschleppers offenbar intensiv in Gang: Vor kurzem schaltete Tesla weitere Stellenanzeigen für das Produktionsteam dafür, und wenig später wurde ein neuer Prototyp entdeckt, der sich bei einigen Details von den bislang bekannten unterscheidet.
Erste Semi-Auslieferungen in diesem Jahr
Seit der Vorstellung des Semi im November 2017 waren gelegentlich Prototypen davon auf öffentlichen Straßen zu sehen, zum Beispiel als Verstärkung für Tesla-Auslieferungen am Ende von Quartalen oder bei Tests unter winterlichen Bedingungen. Zwischendurch weckte Musk im Juni 2020 Hoffnungen mit einer internen E-Mail, laut der es Zeit sei, den Tesla-Laster „in die Serienproduktion“ zu bringen. Doch die enttäuschte er schon bei dem Telefon-Termin zum dritten Quartal 2020. Der Semi könne erst in signifikantem Volumen kommen, wenn genügend Batterie-Zellen dafür vorhanden seien, sagte der Tesla-Chef ähnlich wie auch zuletzt wieder.
Das klang sogar eher nach 2022 als nach dem zuletzt (nach mehreren Verschiebungen) genannten Ziel-Jahr 2021. Aber zumindest dabei soll es jetzt offenbar bleiben, wenn auch nur in geringem Umfang: Man freue sich darauf, „bis Ende des Jahres unseren ersten Tesla Semi auszuliefern“, heißt es an einer Stelle im Finanzbericht für 2020 von Ende Januar. „Die Auslieferungen des Tesla Semi werden ebenfalls in 2021 beginnen“, schreibt Tesla weiter hinten sogar im Plural.
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Jerome Guillen, der Chef von Teslas Auto-Division, ging in der anschließenden Telefonkonferenz sogar noch etwas weiter: Er freue sich darauf, „sehr bald“ einige zusätzliche Exemplare des Semi auf der Straße zu sehen, sagte er. Und anschließend dauerte es nicht lang, bis diese versteckte Ankündigung zumindest im Ansatz bestätigt wurde: Ein YouTuber, der vorher schon mit Erfolg das Werk in Fremont auf der Fahndung nach aufgefrischten Model S und Model X belagert hatte, entdeckte einen offenbar frisch gefertigten Tesla Semi.
Allerdings fuhr dieses Exemplar anders als die bislang bekannten Prototypen nicht auf eigener Achse, sondern selbst als Transportgut auf einem Tieflader. Also könnten ihm beispielsweise noch die Batterien gefehlt haben. Nach Einschätzung des YouTubers @klwtss war er auf dem Weg nach Reno im US-Bundesstaat Nevada, wo Tesla eine Akku-Fabrik zusammen mit Panasonic betreibt.
Tesla könnte Pilot-Produktion in Nevada planen
Scharfen Beobachtern fiel neben der weißen statt sonst roten, grauen oder schwarzen Karosserie-Farbe auf, dass der wohl neue Semi-Prototyp ein zusätzliches Seitenfenster hinten in der Kabine hat. Also könnte es sich um eine Version mit Schlafplatz für die Person am Steuer handeln, schlussfolgerten sie. Außerdem scheinen Front- und Seitenscheiben nicht mehr aus einem Stück zu bestehen, und die Scheinwerfer-Form soll sich verändert haben.
Passend zu den neuen Aussagen und Entwicklungen wurde schon Ende 2020 bekannt, dass Tesla neue Stellen für die Produktion des Semi ausgeschrieben hat. Interessant klingt vor allem die Anzeige für die Position eines Prozess-Ingenieurs: Die gesuchte Person soll dazu beitragen zu definieren, „wie bei Tesla Semis produziert werden“. Erstaunlich daran war die Ortsangabe für den Job, nämlich Sparks in Nevada, wo sich auch die Akku-Fabrik mit Panasonic befindet. Nach Angaben von CEO Musk soll der Tesla-Laster in der entstehenden Gigafactory im Bundesstaat Texas gebaut werden. Schon vorher könnte es aber eine Pilot-Produktionslinie in Nevada geben, spekulierte deshalb der Blog Electrek.