Wenn irgendwann auch elektrische Langstrecken-Flugzeuge existieren, würden sie zum Laden ihrer riesigen Akkus womöglich Gigacharger brauchen: Bei Tesla bahnt sich eine neue Namensgebung für immer schnellere Ladestationen an, die wie bei den Giga- und bald Tera-Fabriken für Akkus in Tausender-Schritten erfolgt und auf den griechischen Vorsilben für große Zahlen basiert. Noch lädt man bei Tesla an Superchargern mit Leistungen im (hohen) Kilowatt-Bereich, für den Semi aber sollen es schon Megacharger werden. Das verriet Tesla jetzt bei der Quartals-Telefonkonferenz – auf der es allerdings auch eine weniger erfreuliche Nachricht zum Semi gab.
Erst mehr Tesla-Zellen, dann Semi
Bestellen kann man den Tesla Semi seit seiner Präsentation im Jahr 2017, doch die ersten Auslieferungen wurden schon zweimal verschoben. Zunächst sollte der Elektro-Sattelschlepper mit bis zu 500 Meilen Reichweite 2019 kommen, dann 2020. In diesem Mai stimmte Tesla Besteller zudem auf einen Semi-Produktionsstart erst in 2021 ein, und auch das nur in geringem Volumen. Wenig später weckte CEO Elon Musk mit einer uneindeutigen E-Mail Hoffnungen, es könne doch etwas früher werden, die sich aber zunächst nicht bestätigen. Und was er bei der aktuellen Telefon-Konferenz sagte, hörte sich eher nach einem noch späteren Start des Tesla Semi an.
„Der Semi braucht einfach viele Zellen“, wiederholte Musk in der Konferenz ein früheres Motiv. Es sei schwierig, seine Produktion hochzufahren, „weil es keine Zellen gibt“. Inzwischen ist bestätigt, dass Tesla möglichst bald große Mengen solcher Batterie-Zellen selbst herstellen und dabei mit neuen Verfahren Zeit, Platz und Kosten sparen will. Die leistungsfähigsten davon, wie sie für den Semi und den Pickup Cybertruck gebraucht würden, werde Tesla selbst produzieren, erklärte Musk beim Batterie-Tag Ende September.
Eine Pilot-Anlage dafür am Werk Fremont gibt es schon – sie soll die ersten Zellen im 4680-Format liefern, die im Tesla Model Y aus der deutschen Gigafactory zum Teil eines hochfesten Sandwich-Bodens würden, sagte Musk jetzt. Zumindest für größere Stückzahlen des Semi wäre dann aber wohl nicht mehr genug übrig, und laut dem CEO plant Tesla erst ab 2022 mit mehr Zellen aus eigener Produktion. Bevor der E-Laster auf ein signifikantes Volumen gebracht werden könne, müsse Tesla seine Zell-Versorgung sicherstellen. Das sei das einzige, was ihn noch aufhalte, sagte Musk. Aber es hörte sich jedenfalls nicht danach an, als würde es beim Semi-Termin eine positive Überraschung geben.
5,x Elektroautos pro E-Lastwagen
Immerhin lässt sich den neuen Aussagen Neues über die Akku-Kapazität im Tesla Semi entnehmen: Er brauche vier- bis sechsmal so viele Zellen wie ein Passagier-Elektroauto, sagte Musk, was er dann auf „5,x“ eingrenzte. Welches Tesla-Modell er meinte, verriet der CEO nicht, aber mehr als 100 Kilowattstunden sind es bislang nirgendwo. Das würde maximal 590 Kilowattstunden Akku-Kapazität im Semi bedeuten und wahrscheinlich weniger, weil Musk weder 5,9 meinte noch den größten aktuellen Tesla-Akku. Faktor 5,1 und der Mittelwert von 65 Kilowattstunden der beiden Varianten des Model 3 würde bedeuten, dass der Semi mit nur rund 330 Kilowattstunden auskommt.
So oder so könnte Tesla für jeden Semi mindestens 5 normale Elektroautos bauen, und dem scheint Musk den Vorzug zu geben, bis es genügend Zellen für alles gibt. In der Zwischenzeit stellte der Semi-Programmchef Jerome Guillen immerhin in Aussicht, dass die Fahrer der E-Lastwagen beim Laden nicht lange warten müssen: 350 Kilowatt würden jedenfalls nicht ausreichen, erklärte er in der Quartalskonferenz, und sprach davon, dass Tesla deutlich schnellere „Megacharger“ für den Semi entwickle. Eine konkrete Leistung erwähnte er nicht, sagte aber, sie solle so hoch sein, dass die normalen Ruhepausen zum Aufladen ausreichen.