Die (zumindest für Kunden und Fans) schlechte Nachricht zuerst: Der Tesla Semi kommt ein weiteres Jahr später als zunächst angekündigt – statt ab diesem Jahr, wie es zuletzt hieß, soll der Elektro-Sattelschlepper nun erst 2021 in die Produktion gehen. Das teilte CEO Elon Musk in der Telefonkonferenz zu den Tesla-Geschäftszahlen im ersten Quartal 2020 mit. Aber positiv betrachtet bedeutet die Verschiebung: 2021 wird voller neuer Tesla-Produkte. Denn neben dem Semi soll bis Ende des Jahres auch der Tesla Cybertruck zu ersten Kunden kommen. Und in China wie Europa laufen die Vorbereitungen für die Produktion lokaler Model Y, die beide ebenfalls noch 2021 geliefert werden sollen.
Noch kein Standort für Tesla Semi
Die Coronavirus-Krise hinterlässt auch bei Tesla Spuren, etwa in Form eines Cash-Abflusses von rund 900 Millionen Dollar im ersten Quartal. Traditionelle Hersteller aber sind teils viel stärker betroffen – und anders als diese bleibt Tesla in seinem gewohnten Offensiv-Modus. „Wir setzen sowohl bei Giga Berlin als auch bei Giga Schanghai die Kapazitätserweiterung für das Model Y mit voller Geschwindigkeit fort“, sagte Musk bei der Konferenz. Viele andere Unternehmen würden ihre Investitionen zurückfahren, Tesla aber mache das Gegenteil: „Wir treten bei neuen Produkten und Vergrößerung des Unternehmens das Pedal voll durch.“
Die nächste Verspätung des Semi dagegen war Tesla nur eine Notiz im Quartalsbericht wert: „Wir verschieben unsere ersten Auslieferungen des Tesla Semi auf 2021“, hieß es darin ohne Erläuterung. Bei der Vorstellung 2017 hatte es noch geheißen, er solle 2019 kommen, dann war von begrenzter Semi-Produktion vor Ende dieses Jahres die Rede, jetzt wurde daraus 2021. Wo der Elektro-Laster gebaut wird, ist noch völlig offen; im Quartalsbericht ist zu seiner Produktion nur „in Entwicklung“ angegeben.
Pläne für Cybertruck und Model Y konkreter
Denselben Status haben auch Cybertruck und Roadster. Doch während der Tesla-Extremsportwagen 2021 wohl nicht mehr kommen wird, hat CEO Musk für die Cybertruck-Fabrik schon nähere Angaben gemacht. Sie soll zentral in den USA entstehen und neben dem Edelstahl-Pickup Model Y für die US-Ostküste produzieren. Vielleicht noch im Mai werde er den Standort dafür nennen können, sagte Musk jetzt, spätestens Ende Juli.
Das klingt anders als für den Semi schon konkret, und das Gleiche gilt für Model Y aus Europa und erst recht aus China. In Deutschland plant Tesla bekanntlich seine europäische Gigafactory bei Berlin, die zunächst Model Y produzieren soll. Deren Start-Termin wurde von der Brandenburger Landesregierung mit Sommer 2021 angegeben, und Tesla schreibt dazu jetzt, das Projekt liege „weiterhin im Zeitplan“.
Tesla-Kapazität bald 1 Million/Jahr
Der Fortschritt in Schanghai wiederum wird durch Drohnen-Flüge schon intensiv dokumentiert. Hier entsteht angrenzend an das bisherige Gigafactory-Gebäude für die Produktion des Model 3 ein weiteres von ähnlichen Ausmaßen. Im Quartalsbericht bestätigte Tesla, dass es für das Model Y gedacht ist. Auch für China wird als Start des Elektro-Crossovers nur 2021 genannt, doch die Erweiterung dort dürfte früher fertig sein als der Neubau in Deutschland. Die dritte neue Gigafactory für Cybertruck und Model Y in den USA wiederum müsste mindestens so schnell gebaut werden wie die erste Phase der China-Fabrik, wenn der Tesla-Pickup wirklich vor Ende 2021 kommen soll.
Große Pläne also bei Tesla, deren konkrete Umsetzung auf drei Kontinenten teils sichtbar schon begonnen hat. Aktuell hat das Unternehmen nach seinen Angaben eine jährliche Produktionskapazität von 690.000 Elektroautos in Fremont und Schanghai. Und ab einem irgendwann in 2021 soll Tesla laut CEO Musk „ein wirklich globaler Hersteller mit großen Fabriken in Nordamerika, China und Europa mit einer Kapazität von deutlich mehr als 1 Million Einheiten pro Jahr“ sein.