Bild: Munro Live
Mit der Verwendung von riesigen Druckguss-Maschinen könnte Tesla einen weiteren Trend gesetzt haben. Beim Model Y aus allen vier Fabriken weltweit, in denen es derzeit hergestellt wird, wird der komplette hintere Teil des Rahmens aus einem Guss in solchen Giga-Pressen produziert, in der neuesten im US-Bundesstaat Texas auch das vordere. Eine noch stärkere Maschine von Idra Systems für den Cybertruck hat Tesla schon bestellt. Doch wie Vertreter des italienischen Unternehmen in chinesischem Besitzer jetzt dem bekannten Industrie-Berater Sandy Munro erklärten, wollen sie ihre Giga-Presse auch an andere Auto-Hersteller und in anderen Branchen verkaufen.
Hersteller hat nicht nur Tesla im Blick
Die riesigen Druckguss-Maschinen für das Model Y haben eine Presskraft von 6000 Tonnen, mit der sie geschmolzenes Aluminium in die richtige Form bringen. Aber bei diesem Wert ist für Idra noch längst nicht Schluss. Im vergangenen März meldete das Unternehmen, eine Bestellung für eine Maschine mit 8000 Tonnen Presskraft erhalten zu haben. Und in diesem Frühjahr informierte es über den Bau einer Giga-Presse mit 9000 Tonnen, was Tesla-CEO Elon Musk mit „Cybertruck-Karosserie“ kommentierte.
Auch die neueste und größte Idra-Maschine scheint also für Tesla gedacht zu sein. Doch bei einem Werksbesuch des Industrie-Beraters Sandy Munro, der zunehmend als Tesla-Experte bekannt wird, machten Mitarbeiter klar, dass der Elektroauto-Marktführer nicht der einzige Abnehmer für die Giga-Pressen ist oder zumindest nicht bleiben soll. „Wir arbeiten nicht nur für einen Hersteller“, sagte einer von ihnen. Und die Nachfrage nimmt offensichtlich zu, denn Idra will sein Werk so umbauen, dass statt drei sechs der riesigen Maschinen gleichzeitig gebaut werden können.
Die meisten Auto-Hersteller würden derzeit aus Sorge vor dem Crash-Verhalten vor großen Gussteilen für den vorderen Rahmen-Teil zurückschrecken, sagte der Idra-Mitarbeiter weiter. Die Ausnahme erwähnte er nicht explizit, aber laut einer Patent-Anmeldung ist bei Tesla das hintere wie das vordere Element speziell auf das Absorbieren von Aufprall-Energie ausgelegt. Idra will auch andere Hersteller sowie andere Branchen als Kunden für seine Giga-Pressen gewinnen, erklärte der Mitarbeiter. Es gebe viele Anwendungen dafür. Damit sich die Anschaffung lohnt, müsse man pro Jahr aber mindestens 20.000-50.000 Teile damit produzieren.
Giga-Presse mit 9000 Tonnen Kraft im Bau
Im Prinzip sei Druckguss ganz einfach, sagt er in dem Video mit Munro außerdem: Die Kraft jeder Maschine müsse dem Produkt aus dem nötigen Druck und der Größe der Form entsprechen. Um derartige Kräfte zu übertragen und zu kontrollieren, muss Idra allerdings einigen Aufwand treiben. Die Hydraulik-Pumpen der präsentierten Giga-Presse mit 9000 Tonnen zum Beispiel werden mit sechs starken Elektromotoren angetrieben. Innerhalb von 180-200 Millisekunden soll sich damit nach Angaben in dem Video die Form mit geschmolzenem Material füllen lassen. Das Problem dabei sei weniger, solche Geschwindigkeiten im Betrieb zu erreichen, als gleichzeitig zu verhindern, dass die Giga-Presse auseinanderfliegt, wenn sie in einem Notfall sofort gestoppt werden müsse.