Bild: Tesla (Supercharger-Station in Bergkamen)
Wer mit einem Elektroauto einer anderen Marke bei Tesla laden möchte, kann das zum Beispiel in Deutschland seit vergangenem Juni und inzwischen an den meisten Supercharger-Stationen im Land sowie im Rest Europas. Allerdings braucht man dafür bislang fast überall noch die Tesla-App, in der die für alle Elektroautos nutzbaren Säulen angezeigt und aktiviert werden. Doch auch das dürfte sich bald ändern: Wie aus einer Job-Anzeige hervorgeht, will Tesla die Supercharger-Infrastruktur über ein offenes Protokoll für übergreifende Ladeangebote zugänglich machen.
Tesla sucht Roaming-Manager für Europa
Die Aktivitäten scheinen sich einstweilen auf Europa zu konzentrieren, wo Tesla seine Supercharger zuerst für fremde Marken öffnete. Der oder die gesuchte „Partnership Manager / Roaming Manager, Supercharging“ soll laut der Anzeige aus dem Hauptquartier in den Niederlanden arbeiten, kann aber auch Paris, London oder München wählen. Zu den Aufgaben zählt, nahtlose Konnektivität und Interoperabilität mit so genannten eMobility Service Providers sicherzustellen.
Solche kurz eMSPs genannten Anbieter wie zum Beispiel die VW-Tochter Elli oder die Mobility-Tochter von EnBW, die zudem viele eigene Säulen betreibt, vereinen unter einer App oder Karte die Ladeinfrastruktur mehrerer Betreiber. Elektroauto-Fahrer müssen sich dadurch nicht mit vielen Einzeltarifen auseinandersetzen, wobei bei den einzelnen eMSPs durchaus eine gewisse Binnenvielfalt herrscht – und Ladesäulen von Ionity sind fast überall eine Ausnahme mit höheren Preisen pro Kilowattstunde. Auf der anderen Seite bietet Elli neuerdings einen Tarif mit Monatsgebühr an, bei dem Ionity-Strom am billigsten ist, und weitere solche „Selected Partner“ sollen folgen.
Dazu könnte nach der Job-Anzeige bald auch Tesla gehören, zumindest technisch gesehen. Über den französischen eMSP-Dienst Chargemap Pass kann man Supercharging mit fremden Elektroautos in dem Land seit diesem März bereits zumindest bezahlen. Später in dem Monat teilte die ebenfalls französische Roaming-Plattform Gireve mit, dass Tesla sich ihr angeschlossen habe. Damit könne Tesla jetzt digitale Vereinbarungen mit eMSPs und Betreibern von Ladesäulen in ganz Europa schließen, von denen nach den Angaben die allermeisten Gireve nutzen.
Ford unterstützt in USA Supercharger-Standard
Darüber hinaus wird in der Anzeige explizit erwähnt, dass bei Tesla die Umsetzung einer „OCPI Roadmap“ geplant ist. Diese Abkürzung steht für Open Charge Point Interface. Das Protokoll wurde laut der Beschreibung auf der Website dazu im Oktober 2019 in seiner finalen Version 2.2 veröffentlicht wurde, vorangetrieben von einer Community von Partnern in Österreich, Dänemark, Deutschland und den Niederlanden. Auch in Nordamerika werde OPCI zunehmend zum Standard, schreibt die Organisation evRoaming4EU.
Dort scheint Tesla allerdings vorerst zumindest halb proprietär zu bleiben, denn erst wenige Supercharger wurden geöffnet, und eine Vereinbarung mit Ford über weitere 12.000 Säulen hat vorerst exklusiven Charakter. Teil der Kooperation ist außerdem, dass Ford für seine nächste Elektroauto-Generation Ladetechnik nach dem von Tesla vorgeschlagenen North American Charging Standard (NACS) auf Grundlage der US-Supercharger nutzt. Mit Ford als großem Partner bekommt die NACS-Initiative Schwung – als Konkurrenz zum Standard CCS, dessen US-Version sich zunehmend etablierte und auch Voraussetzung dafür war, dass Tesla in einem Ladesäulen-Programm der Regierung gefördert werden kann.