Bild: Wallenius Wilhelmsen
Mindestens ein Teil der Elektroautos von Tesla, die aus den Fabriken in den USA und China nach Europa kommen, wird von Wallenius Wilhelmsen Logistics über das Meer gebracht – so zeigte Tesla selbst im vergangenen Oktober ein Schiff mit großem Schriftzug der norwegisch-schwedischen Reederei, das in Shanghai auf die Beladung mit Model 3 wartete. Und in Zukunft könnten diese Transporte deutlich umweltfreundlicher werden: Wallenius Wilhelmsen will einen Auto-Transporter bauen lassen, der sich hauptsächlich mit der Kraft des Windes vorwärts bewegt.
In 12 Tagen über den Atlantik
„Wind hat uns dabei geholfen, den Planeten zu entdecken – jetzt kann er dazu beitragen, ihn zu bewahren“, heißt es eingängig auf der Website von Wallenius Marine, dem schwedischen Teil der 1999 zusammen mit dem norwegischen Partner Wilh. Wilhelmsen gegründeten Tesla-Reederei. Im September 2020 stellte Wallenius sein Konzept Oceanbird vor: ein für Atlantik-Überquerungen gedachter Transporter für 7000 Autos mit fünf ausfahrbaren Segeln. Bislang gab es nur eine 7 Meter große Testversion, doch wie Wallenius Wilhelmsen in dieser Woche mitteilte, will das Unternehmen bald das erste Meeresvogel-Schiff in voller Größe bauen lassen.
Mit einem klassischen Segelschiff hat das Konzept nur insofern zu tun, als beide Wind für ihren Antrieb nutzen. Es hat aber keine Masten, an denen große Textil-Segel aufgezogen werden, sondern starre Gebilde, die Wallenius als „Flügelsegel“ bezeichnet. Sie können auf eine Höhe von bis zu 80 Metern ausgefahren werden, lassen sich aber auch nach unten ineinander schieben, um Brücken zu passieren oder bei Sturm nicht zu schnell zu werden. Die Vertikal-Flügel bestehen aus Stahl und Komposit-Material und lassen sich um 360 Grad drehen. Eine Atlantik-Überquerung soll damit zwölf Tage statt acht Tage mit Motor dauern; auch Oceanbird hat für alle Fälle einen fossilen Hilfsantrieb.
Realisierung kommt für Tesla spät
Laut der Mitteilung von Wallenius Wilhelmsen ist geplant, bis Mitte 2022 ein Design zu erstellen, dessen Umsetzung bei einer Werft in Auftrag gegeben werden kann. Orcelle Wind soll das erste große Segel-Transportschiff der Neuzeit dann heißen und 2025 erstmals in See stechen. Tesla dürfte bis dahin keinen so großen Transport-Bedarf mehr haben wie heute, denn das Unternehmen baut in Deutschland eine neue Gigafactory für den europäischen Markt, und weitere dürften folgen. Aber gelegentlich könnte Tesla trotzdem noch ein Schiff benötigen – und hätte dann erstmals die Möglichkeit, auch den Transport seiner Elektroautos sauberer zu machen.