Anfang vergangener Woche berichtete eine deutsche Branchen-Zeitschrift, Tesla müsse beim Bau seiner deutschen Gigafactory in Grünheide bei Berlin mit einer „massiven Verspätung“ rechnen. Fünf Monate vor dem geplanten Start der Produktion in diesem Juli würden noch „entscheidende Gebäudeteile“ fehlen, hieß es in dem Artikel. Ansonsten war er an Informationen recht arm, dennoch griffen ihn andere Medien mit zum Teil dramatischeren Formulierungen auf. Zu der Frage eines möglichen Spät-Starts von Teslas Giga Berlin äußerte sich am Dienstag – gewohnt vorsichtig – auch Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach.
Giga Berlin hat heikelste Hürde hinter sich
Nach Angaben in den Anträgen für die Tesla-Gigafactory in dem Bundesland soll ihr bestimmungsgemäßer Betrieb (also die Produktion des Model Y) im Juli 2021 beginnen. Seit kurzem ist das auch auf den deutschen Bestellseiten von Tesla im Internet zu sehen. Dort wird als voraussichtlicher Produktionsbeginn Mitte 2021 genannt, nachdem vorher lange von Anfang des Jahres die Rede war.
Aber dafür ist noch viel zu tun: Erst vergangene Woche zum Beispiel genehmigte die Landesregierung einen Vorab-Antrag von Tesla für die Installation weiterer Maschinen, der schon im November 2020 gestellt wurde. In den Wochen bis Mitte April werden nach teslamag.de-Informationen zudem noch einmal rund 200 Container mit weiterer Produktionstechnik aus China erwartet. Am weitesten fortgeschritten dürfte derzeit der Lackier-Bereich sein, dessen Aufbau das Land schon Anfang Dezember vorab erlaubt hatte.
Zumindest die heikelste Hürde hat das Tesla-Projekt nach der Darstellung von Wirtschaftsminister Steinbach schon vor einem Jahr genommen: Damals begannen die Rodungsarbeiten auf dem mit Kiefern bewachsenen Grundstück in Grünheide und mussten vor Beginn der Vegetationsperiode Mitte März abgeschlossen werden, um den eigentlichen Bau nicht aufzuhalten. Umweltverbände klagten dagegen und unterlagen vor Gericht. Wenn es anders gekommen wäre, hätte das nach Steinbachs Einschätzung das Aus für die deutsche Gigafactory bedeuten können: „Zu dem Zeitpunkt war noch so wenig passiert, dass für mich noch ein Abbruch des gesamten Projekts möglich war“, sagte er jetzt in dem Interview mit RBB-Inforradio.
Diese Zeiten haben beide Seiten inzwischen hinter sich. Doch weiterhin steht die Gesamtgenehmigung der Tesla-Fabrik nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz aus, weshalb das Vorgehen mit vielen schrittweisen Vorab-Erlaubnissen gewählt wurde. Die endgültige Genehmigung hatte Steinbach vor kurzem für spätestens Ende März in Aussicht gestellt.
„Keine offiziellen Informationen von Tesla“
Darauf mit Blick auf mögliche Verzögerungen angesprochen sagte der Minister jetzt, wenn es dazu komme, liege das jedenfalls nicht daran, dass die Genehmigung noch nicht vorliegt. Entscheidend sei, dass sie einer gerichtlichen Überprüfung standhalte, denn Klagen dagegen seien zu erwarten, wiederholte er frühere Aussagen dazu. Schon die Schuld-Zurückweisung könnte man als indirekte Bestätigung für einen späteren Tesla-Start mit Giga Berlin ansehen, aber Steinbach wurde noch deutlicher: „Ich will nicht ausschließen, dass es Verzögerungen im Produktionsbetrieb gibt, aber zumindest offiziell haben wir das von Tesla noch nicht mitgeteilt bekommen“, sagte er.
Aufhorchen lässt sowohl das „zumindest offiziell“ als auch das „noch“ in dieser Aussage. Auf jedem Fall wies der Minister weit von sich, dass eine Verzögerung – wenn sie denn eintritt – in der Verantwortung der Landesregierung liegen könnte. Im Zweifelsfall lasse sie sich darauf zurückführen, dass sich die vorgeschriebene Anhörung von Einwendungen gegen das Tesla-Projekt im vergangenen Herbst in die Länge gezogen und anschließend noch eine umfangreiche Auswertung erfordert habe. Das habe zu deutlichen Verzögerungen bei der Erteilung weiterer Vorab-Genehmigungen für Tesla geführt, erklärte Steinbach dazu, und nannte eine Größenordnung von „mindestens zwei Monaten insgesamt“. Ob Tesla das wieder aufholen werde, könne er nicht beurteilen.