Bild: SpaceX
Passend zum raketenhaften Anstieg der Tesla-Aktie nach guten Q3-Zahlen und einem Milliarden-Deal mit Hertz geht es auch bei den Weltraum-Plänen von SpaceX voran: Am Freitag feuerte Elon Musks Raumfahrtfirma auf dem texanischen Testgelände in Boca Chica zum ersten Mal die Vakuum-Version eines Raptor-Triebwerks, eingebaut in die neueste Starship-Oberstufe SN20. Zweimal wurde es für jeweils zwei bis drei Sekunden gezündet, einmal allein, einmal zusammen mit einem Nicht-Vakuum-Triebwerk. Die Besonderheit der Vakuum-Version ist die längere Düse, die durch ihren größeren Durchmesser die austretenden Gase im Vakuum noch stärker beschleunigen kann. In der Raketentechnik spricht man von einem geeigneten „Entspannungsverhältnis“.
Test bringt Starship-Orbitalflug näher
Bisher wurde die Starship-Oberstufe bei Testflügen nur in den unteren Atmosphären-Schichten eingesetzt. Durch den vergleichsweise hohen äußeren Luftdruck hat eine zu lange Düse dort keinen Sinn, da die beschleunigten Gase gegen den Außendruck anströmen müssen. In der Zukunft aber wird die Starship-Oberstufe beim Start auf der Unterstufe, dem Super Heavy Booster, sitzen. Der bringt die Oberstufe mit 33 normalen Raptor-Triebwerken in einige Dutzend Kilometer Höhe, dann trennt er sich, um zu landen. Die Oberstufe zündet dann ihre drei für das Vakuum optimierten Raptor-Triebwerke, um die Erdumlaufbahn zu erreichen. Bei der Rückkehr zur Erde verwendet die Oberstufe in den tieferen dichteren Atmosphären-Schichten drei nicht für das Vakuum optimierte Raptor-Triebwerke zum Bremsen und Landen.
Der gelungene Triebwerkstest nährt die Hoffnung, dass das komplette Starship bald zum ersten Orbitalflug antreten kann. Schon im August hatte SpaceX Ober- und Unterstufe probeweise zur weltgrößten Rakete mit 120 Metern Höhe zusammengesetzt. Dann meldete die Luftfahrtbehörde FAA, sie habe ein Papier zur Umweltprüfung der Öffentlichkeit vorgelegt. Erste Anhörungen gab es schon. Musks Aufruf zur Unterstützung zeigte dabei offenbar durchaus Wirkung – viele Personen kamen von außerhalb Texas, um sich für einen raschen Abschluss der Umweltprüfung und eine baldige Starterlaubnis einzusetzen.
Doch vor allem lokale Anwohner äußerten auch deutliche Bedenken, wie die Internetseite Spaceflightnow zusammenfasst. Dabei ging es um Umwelt- und Naturschutz ebenso wie um die Umsiedlung von Menschen und die Umwandlung in Elon Musks geplante „Starbase City“ mit der Folge höherer Grundstückspreise. Aus der nahe gelegenen Stadt Brownsville kam Zuspruch aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten, die SpaceX schaffe.
Musk hofft auf Start-Genehmigung durch FAA
Noch bis zum 1. November wird die FAA Kommentare entgegennehmen. Dann will die Behörde entscheiden, ob sie die Umweltprüfung abschließt und eine Starterlaubnis, möglicherweise unter Auflagen, erteilt. Sie könnte aber auch eine neue umfangreichere Umweltprüfung beginnen – in diesem Fall wären weitere größere Verzögerungen bei der Starship-Entwicklung zu erwarten. In jedem Fall will SpaceX in den kommenden Wochen weitere Triebwerkstests vornehmen, bis zum finalen Test aller 33 Triebwerke der Unterstufe. Sollte das alles reibungslos klappen, stellte Elon Musk den Orbitalflug vor wenigen Tagen auf Twitter schon für November in Aussicht. Doch der SpaceX-Chef blieb realistisch und schrieb auch dazu: „Abhängig von der Genehmigung durch die Behörden.“