Bild: Tesla (Symbolfoto)
In den vergangenen Jahren habe Tesla es viel mit „höherer Gewalt“ zu tun gehabt, sagte CEO Elon Musk in diesem Juli, nachdem er angesichts neuer Corona-Einschränkungen in China noch passable Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2022 vorgelegt hatte. Tatsächlich war der mehrwöchige Lockdown in Shanghai ab Ende März nur die neueste in einer Abfolge von negativen Entwicklungen, die außerhalb des Einfluss-Bereichs von Tesla liegen. Und in China bahnen sich jetzt schon wieder solche Probleme an.
Stadt-Schreiben für Tesla und SAIC
Das geht laut einem Bericht der Nachrichten-Agentur Bloomberg aus einem Schreiben hervor, das die Stadt-Regierung von Shanghai an Behörden in der Provinz Sichuan geschickt hat. Die in Shanghai ansässigen Auto-Hersteller Tesla und SAIC (dort auch mit einem Joint-Venture mit Volkswagen vertreten) hätten lokale Behörden darauf hingewiesen, dass wichtige Teile ihrer Lieferketten von Strom-Ausfällen in Sichuan betroffen sein könnten, heißt es darin. In der südwestlichen Provinz steht unter anderem eine Batterie-Fabrik von CATL, und eine historische Dürre schränkt die stark auf Wasserkraft basierende Erzeugung von Strom ein.
Das Schreiben aus Shanghai fand auch seinen Weg in chinesische Sozialmedien und dann über eine CNBC-Journalistin weiter zu Twitter. Nach ihren Angaben bat die Kommission für Wirtschaft und Information der Stadt darin die Beamten-Kollegen in Sichuan, 16 namentlich größtenteils nicht genannten Zulieferern von Tesla und SAIC bevorzugt Strom zur Verfügung zu stellen. Das soll allerdings eine Protest-Welle im Internet ausgelöst haben. Shanghai habe daraufhin klargestellt, dass die Bevorzugung erst greifen soll, nachdem alle Privathaushalte versorgt sind.
Shanghai appears to intervene on @Tesla behalf to secure power to suppliers in #China drought-hit Sichuan. Letter online purported from Shanghai asks to prioritize $TSLA, $GM SAIC suppliers. Backlash prompts city to clarify request to ensure power only after all home needs met. pic.twitter.com/hum8hB5UId
— Eunice Yoon (@onlyyoontv) August 19, 2022
Nach einem Bericht von Earth.org erlebt Sichuan derzeit die längste Hitzewelle seit Beginn der Aufzeichnungen in 1961. Seit zwei Monaten würden Rekord-Temperaturen herrschen und sollen noch bis mindestens Ende nächster Woche anhalten. Die Strom-Versorgung beruhe zu 80 Prozent auf Wasserkraft und sei in der aktuellen Dürre nur teilweise ausreichend. Die Reaktion bestand bislang in Rationierung für die Industrie. Laut Bloomberg mussten in dieser Woche unter anderem CATL und Toyota Fabriken in der Provinz schließen.
Nächste höhere Gewalt im Anflug?
Nach der öffentlichen Aufregung um die Sonderwünsche von Tesla und SAIC ist nicht damit zu rechnen, dass CATL und andere Zulieferer für die beiden Hersteller in Shanghai von noch kommenden Strom-Kappungen in der Provinz ausgenommen werden. Also könnte die nächste höhere Gewalt für Tesla im Anflug sein oder sogar schon konkret begonnen haben. Die Publikation TechCrunch weist allerdings darauf hin, dass CATL-Fabriken über ganz China verteilt sind. Der Ausfall von einer davon für zunächst sechs Tage werde keine ganze Lieferkette zerreißen lassen. Außerdem sei Tesla in China ein begehrter und großer Kunde, weshalb Zulieferer ihn bei begrenzter Produktion priorisieren würden.