Die zeitweise Schließung der Gigafactory in China sowie der Hochlauf der neuen in Deutschland und den USA haben sich auf die Tesla-Geschäftszahlen im zweiten Quartal 2022 negativ ausgewirkt, aber deutlich weniger als erwartet. Der Umsatz lag mit 16,9 Milliarden Dollar nur leicht über der durchschnittlichen Analysten-Prognose. Als GAAP-Gewinn in Q2 2022 meldete Tesla am Mittwoch nach US-Börsenschluss jedoch 2,26 Milliarden Dollar, etwa 500 Millionen Dollar mehr als erwartet. Bereinigt ergaben sich 2,62 Milliarden Dollar Gewinn, was in der gleichen Größenordnung über den Erwartungen lag. Außerdem teilte Tesla mit, bis Ende des zweiten Quartals 75 Prozent seines Bestands in der Kryptowährung Bitcoin verkauft zu haben.
Höhere Preise stützen Tesla-Gewinn
Der Gewinn pro Tesla-Aktie erreichte in Q2 1,95 Dollar nach GAAP und bereinigt 2,27 Dollar, was die Markt-Prognosen in der gleichen Größenordnung übertraf. Die viel beachtete Brutto-Marge im Auto-Geschäft betrug 27,9 Prozent – weniger als in allen vier Quartalen zuvor. Bereinigt um die Einnahmen aus Credit-Verkäufen entsprach sie mit 26,2 Prozent den durchschnittlichen Erwartungen. Der Profitabilität kamen laut Tesla höhere durchschnittliche Verkaufspreise und höhere Auslieferungen als vor einem Jahr zugute. Positiv hätten auch niedrigere Kosten für Aktien-Optionen gewirkt, negativ höhere Material- und Logistik-Kosten, der China-Lockdown, Devisen-Bewegungen und die Bitcoin-Bewertung.
Trotz der Herausforderungen im zweiten Quartal habe man mit 14,6 Prozent eine der höchsten operativen Margen der Branche erzielt, schreibt Tesla in seinem Bericht. Der freie operative Cashflow habe 621 Millionen Dollar betragen, der Cash-Bestand zum Ende des Vierteljahrs 18,3 Milliarden Dollar. In ihn flossen zusätzlich 936 Millionen Dollar Einnahmen aus den Bitcoin-Verkäufen ein. Die Kryptowährung war im Verlauf des Quartals zeitweise unter 20.000 Dollar gefallen, sodass Tesla ohne Verkauf eine hohe Abschreibung darauf hätte vornehmen müssen.
4680-Maschinen in Gigafactory Texas
Für seine Elektroauto-Fabrik in Fremont meldete Tesla eine Rekordzahl produzierter Fahrzeuge in Q2, ohne sie genau zu beziffern; außerdem werden ihr Chancen für weitere Steigerungen bescheinigt. Für die neue Gigafactory in Texas bestätigt Tesla, dass sie jetzt Model Y sowohl mit strukturellem 4680-Akku als auch mit konventionellen Batterien produziert. Der Output nehme zu, und 4680-Produktionsmaschinen der nächsten Generation seien in Texas installiert worden. Zu seiner Fabrik in China bestätigt Tesla, dass sie im Juni eine rekordhohe Produktion hatte und dass vor kurzem vorgenommene Umbauten noch mehr ermöglichen. Die deutsche Gigafactory bei Berlin habe mit einer starken Steigerung in Juni mehr als 1000 Model Y in einer Woche geschafft.
Die Tesla-Aktie reagierte auf die Q2-Veröffentlichung nachbörslich zunächst mit einem Sprung um bis zu 5 Prozent, geriet aber bald darauf sogar kurz in den negativen Bereich, um sich dann leicht im Plus zu halten. Neue Bewegung könnte die Online-Konferenz zu den Geschäftszahlen bringen, die Tesla für 23.30 Uhr deutscher Zeit angekündigt hat.